Spiel mir dein Lied


Sag mir, wollen wir uns nicht erst einmal treffen, bevor du mich nimmst? Ich weiss nicht mal, was genau mich erwartet, solltest du mich mit zu dir nehmen. Über dich werden sich allerlei Geschichten erzählt, von fantastisch über eintönig bis hin gar zu höllisch. Ich weiss nicht, was ich davon halten soll. Sie wirken alle so übertrieben und gleichzeitig so naiv. Scheinbar aber fürchten sich alle vor dir, denn du reisst sie alle irgendwann in eine andere Realität, die sie sich nicht vorstellen können. Noch unvorstellbarer scheint es für sie zu sein, dass nichts davon, gar nichts geschieht, und du daher nur ein bösartiger Mörder bist, der nichts Besseres zu tun hat. Das würde bedeuten, dass das alles wäre, all diese schrecklichen Dinge, die passieren, all die verlorenen Träume. Nur ich hoffe mir, dass du mich in Ruhe lässt, sobald ich zu dir komme, ich will nicht weiter existieren. Für mich war das hier genug, ich brauche keine neue Chance, keine Pause oder Belohnung. Ich habe nichts dafür getan, ich wollte nur mal schauen, ob ich es überleben könnte. Bald werde ich es mir beantworten können. Diesen Moment, deine Linie, habe ich 4 Stunden in die Zukunft gerückt, einfach weil du mir zu nahegekommen bist. Und doch sahen wir uns noch nicht von Angesicht zu Angesicht. Stimmt es, dass du dein Gesicht hinter einer Kapuze versteckst? Warum nur? Hast du etwa Angst, dein bleicher, knochiger Kopf würde deinen Opfern keine Angst einjagen? Doch genau so weiss sieht die herrschende Rasse aus und vor der haben alle Angst. Aber du bist vermutlich nicht einmal ein richtiger Mensch, nur eine Fantasiefigur, die niemand fürchtet. Oder willst du die Wahrheit über dich verbergen, um Gläubige zu verspotten, um ihnen einzureden, du wärst der physische Satan? So komm doch, du kleiner Bastard, immerhin ist heute dein Tag des Schreckens, den du verbreitest. Würdest du dich nicht ständig verstecken, hätte ich mehr Angst vor dir. Aber du bist ein Feigling, der nie Suizid begehen würde, weil du dich selbst fürchtest. Den Tod, das Ende allen Seins, du erbärmlicher Fun Fact des Lebens. Irgendwann wird dich die Menschheit vertreiben und nur verweste Körper werden dir noch bleiben, bis auch die verschwinden und in den Kreislauf zurückkehren. Dann bist du alleine, höchstens degenerierte Tiere bleiben dir noch, wenn dich diese Cyborgwesen nicht gerade jagen. Du wärst ihnen ein Dorn im Auge, der letzte Feind, den es auszulöschen gilt. Eine Armee von wahnsinnig gewordenen Menschenaffen wird dich finden und die Tode spüren lassen, die du ihren Ahnen angetan hast. Nach jedem Lichterlöschen wirst du wiederbelebt und gleich in den nächsten Tod geführt. Sie lassen dich solange darauf warten, bis die Panik, die sie bis dahin bestimmt messen können, ihren Höhepunkt erreicht und dann schlagen sie zu. Sie erschiessen dich genüsslich, hängen dich auf, lassen dich verhungern und fressen dich Stück für Stück auf. Du würdest schreien, hättest du die biologischen Grundlagen dazu, doch du bist nur ein Skelett. Ich denke an mein Ende und schicke dir meinen Patronus auf den Hals, meine Manie lässt dich durchdrehen und es entsteht ewiges Leben. Du scheinst in den letzten Jahrzehnten müde geworden zu sein, denn wir werden immer mehr. Wir brauchen kein ewiges Leben, die negativen Konsequenzen davon erreichen wir auch so. Du hilfst uns sogar dabei, uns langsam an diesen Umstand anzutasten und vielleicht siedeln wir bald aus. Dort im unendlichen Raum wirst du uns nicht finden, wir lassen dich mit dem Abschaum alleine auf diesem angehenden Wüstenplanet. Sind das erfreuliche Aussichten für den erhabenen Tod, den du einst pflegtest, zu sein? Habe ich dich noch nicht genug verspottet und erschreckt, dass du mich holen kommst? Ich warte hier, wie gesagt, meine Bedingung, dass du immerhin noch mich kriegst, bleiben die gleichen. Ich will dich erst einmal kennenlernen und entscheide dann, ob du es wert bist, dir zu folgen. Satan habe ich aufgegeben, der ist eine Witzfigur, bitte sei wenigstens nicht du so unbedeutend. Dich gibt es wirklich, das weiss ich, du hinterlässt überall deine Spuren und all deine intriganten Spiele mit der Menschheit liessen meine Sehnsucht nach dir erst entstehen. Also komm doch, oder was hast du sonst so zu tun? Steuerst du etwa unseren Planeten, der uns nach und nach auslöscht? Hoffst du etwa, du bist schneller mit uns fertig, als wir nach draussen kommen? Ich habe keine Lust auf diese Spielchen. Entweder du kommst heute noch vorbei oder ich töte mich selbst. Deine Entscheidung. Du elender Liedermacher. 

RvH, 31.10.2019, 18:08, 0103