Das Bildnis des Grauens


Ein besonders asozialer Mensch, wie ich es bin, würde bestimmt hübsche Botschaften in seiner Hölle einer Wohnung hinterlassen. Diese können so vielseitig sein wie des Meisters bisherigen Texte, von Abgründen und Zynismus geprägt, um sie erträglicher zu gestalten. So zumindest der missratene Versuch eines Kunstwerkes, was ein Leben überdauern sollte, wäre es nur vollständig geworden. Doch diesem Überbleibsel meiner Träume widmete ich bereits Teile meines Abschiedes, somit möchte ich mit der Planung eines letzten Bildes beginnen. Erste Wände würden mit allerlei Unsinn bekritzelt werden, die meinen Geisteszustand während diesen Momenten hervorragend wiedergeben, so wird dort auch zu Hauf mein Pseudonym auftauchen. Denn der Punk in mir ist ein genialer Marketingstratege, der weiss, wie auf sich aufmerksam zu machen ist, indem er einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Doch auch das Streetlogo dieses hübschen Blogs hier wird man auf den Wänden entdecken können, wenn man sich etwas Zeit lässt. Zuletzt möchte ich mir ja auch etwas Mühe geben, wenn dies zur Kulisse meines Todes wird. Grüsse gehen raus, auch dafür werde ich Platz einräumen. Ich denke mir, die Heizung links von mir ist ein guter Ort, um ein paar Zeilen in die 10 Rillen zu schreiben, die wie dafür geschaffen sind. Und mein Schrank erst, der mit den richtigen Informationen ausgestattet, bestimmt lukrativ sein könnte, dessen Oberflächen sollten auch angemessen gewürdigt werden. Dort werden wohl Namen vieler Rapper verewigt, als eine Art Shoutout im physischen Album. Nun habe ich gar ein erstes Konzept der Verwüstung erschaffen, dem ich nach Bedarf folgen kann. So beginnt es selbstverständlich mit einem Intro, welches gleich zu Beginn den Sehenden in die gewünschte Stimmung versetzt. Der Tisch, der bei der Wohnungstür steht, wird in diesem Bilde also eine tragende Rolle einnehmen. Seine Position muss auf den ersten Blick klarmachen, dass die schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Seine Oberfläche starrt den Eintretenden von unten an, von seinen Beinen befreit, und sendet die erste Botschaft aus. Darauf steht erst einmal der Name des Künstlers. Vielleicht noch mehr, vielleicht komme ich darauf nicht wieder zurück. Die Verteilung des Mülls soll nun besprochen werden. Hierbei wird wohl dem ersten Bild all die Aludosen des Biotops beigefügt, um etwas Glitzer nebst dem Glamour des Rome van Heer entgegenzustellen. Eine denkwürdige Erinnerung, die dem Fan hoffentlich schon bald ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird. Die Kartons zu den Dosen sollen bei Bedarf unter meinen persönlichen Abspann gelegt werden. Möglicherweise entledige ich noch den unnötigen Müll, der schlecht als Element verwendet werden kann. Vielleicht schaffe ich gar einen schönen Moment, der durch den gestapelten und vielleicht gar gebundenen Papierkram erschaffen wird. Die klassischen Rhymebooks eines jeden MC’s, der was von sich hält, sollen einen edlen Platz erhalten, um so sicher erhalten zu bleiben für die Nachwelt. So viel Liebe muss sein, zumindest meiner Künstlerpersona gegenüber. Den einzigen Menschen, dem ich alles verziehen habe und dieser existiert nur in meinem Kopf. Auch ihm werde ich ein paar Zeilen widmen, damit man versteht, was mir diese wahnsinnige Person bedeutet hat. Dies könnte an der Wand über der Heizung entstehen, um diesem Alten Ego endgültig seinen Platz einzuräumen. Über all den anderen, zu denen ich gegen Ende mein letztes Wort richte, soll dir, mein Herrscher, meine Liebe offenbart werden. Du hast mich zu dem gemacht, der ich nun bin, ein ausgebrannter Körper ohne besondere Talente, welchen du aber lange Jahre mit deiner Genialität gefüttert hast. Danke. Es wird besser werden, als dieser erste sentimentale Einfall, der mich überkam wie ein Brechreiz. Denn so werde ich mich zum Schluss fühlen, also wird dann gar der Metalhead in mir aktiv, um sich zum letzten Mal über die Welt auszukotzen. Eine exakte Planung ist hierbei unmöglich, daher möchte ich mit den Schmückungen der Wände schliessen. Diese sollen so bleiben, wie sie sind, denn sie sind eine Art Feature des Lebens, das hier einst hauste. Dieses produzierte gar all die Schweinerei, dass nur ein verwirrtes Bonzenkind Kunst nennen kann, doch ein vernünftiges Master fand nicht statt. Dieses, welches stattfand, zerstörte gar die komplette Klangfarbe, die das Demo dennoch hatte. All dies habe nur ich geschaffen. Sollte ich es nicht brauchen, soll das Sofa als Ausstellungsort für die Rhymebooks sein, auf denen mein Laptop liegt, beschriftet mit dessen Passwort. Auch hier drin steckt viel von mir, meine wertvolle Gedankenwelt, die ich in unterschiedlichsten Absichten und Formen niedergeschrieben habe. Das Gröbste ist geschafft, die Spontanität soll den Rest entscheiden. 

RvH, 29.10.2019, 21:35, 0098