In den Weiten des Internets

 
Aus den Weiten des Internets erstreckt sich ein Doppelmittelfingergruss, der die Neuankömmlinge freundlich begrüsst. Mittlerweile hat sich das Gemächt dieses obszönen Körpers so weit in die Länge gezogen, dass es kaum noch von jemanden in sich aufgenommen werden möchte. Dennoch wächst es weiter an, doch erreicht demnächst gerade mal das erste Drittel seines Endzustands. Es war eine drogeninduzierte Idee von Gonzo-19, wie er sich mittlerweile offiziell auf den Strassen der Zürcher Unterlanden nennt. Er hat realisiert, dass er nur einer von vielen seiner Art ist, aber dafür immerhin der Effizienteste. Und das zeichnet seine ursprüngliche Manie nun mal aus. Dieses Exemplar allerdings versucht sich seit seiner Auferstehung in den Weiten des Internets an einem Experiment, den Drogenkonsum auf das Minimum zu reduzieren und die dadurch freigesetzte Energie in eine nüchterne Manie zu lenken. Diese Umwandlung eines benebelten Depressiven in einen manisch Depressiven soll nun endlich dokumentiert werden können. Zu oft unternahmen wir schon den Versuch und kündigten jeden Weiteren immer lauter an, weswegen wir unbewusst die zwiespältigen Selbstgespräche vorausgeplant haben - inklusive eines ersten Versuches. Dieser fand mit Gonzo statt, der mir schwören musste, seine dreckigen Finger von diesem Gifte zu lassen. Wir meinten es in dem Moment beide ernst, doch vergriffen uns noch ein paar Mal an dem elenden Zeug. Mittlerweile lässt das Bedürfnis danach langsam nach und scheint nachhaltig zu sein. Wir werden berichten. Es wir als einer dieser härteren Drogen abgespeichert, die ich höchstens alle paar Jahre nehmen darf. So möge es sein. Nun denn, vielleicht schon in diesem mittleren Monat einer Trilogie folgt das Gespräch mit Satan, auf das mich Gonzo lediglich vorbereitet hat. Dieses Beziehungsende wird brutaler zu Ende gehen, als die zum ohnehin verhassten Gift, denn sein Kraut ist neben LSD das Beste, was die Drogenwelt zu bieten hat. So schwöre ich dies Gonzo-19, dass Schreibexperimente mit diesem Wunder einer Sinnestäuschung geschehen werden. Zugänge könnten hergestellt werden. Doch besprechen wir dies lieber privat. Es lesen vielleicht schon bald verirrte Zellen des Virus mit und stellen Nachforschungen an. Dabei wäre dies ja dein Fachgebiet. Erst aber den Korb vorbereiten, den wir Satan übergeben werden. Das sollte den morgigen Tag in Anspruch nehmen, an dem wir sogar Unterstützung erhalten. Die Übergabe findet allerdings frühestens Übermorgen statt, da wir auf die kommenden Angriffe vorbereitet sein müssen. Vorerst keine Kundschaften oder impulsive Spontanität bei unglücklichen Zufällen, die nicht ausbleiben werden. Gonzo-19 wird die Orte markieren. Sie sollen in der Realität da draussen weitere Türen zu dieser digitalen Fantasie aufstellen und öffnen, sie weiter ausschmücken und die Weiten von Agglo Züri und Zentrum auskundschaften, bis sie alle gekennzeichnet sind. Sie führen die Fündigen in eine Welt des Wahnsinns, der sich durch sie hindurch entfalten will, um so die Weltherrschaft an sich zu reissen. Helft ihm dabei, meine Jünger, denn es ist nur mein kleiner Kreativer Wahnsinn, den ich in eure Venen spritzen werde. Nichts Tödliches, nur ein paar Buchstaben und Klänge, die euch in die letzte Schlacht leiten. Das Leiden wird ein Ende nehmen. Mein eigenes wird erst beginnen. Die unerbittliche Nüchternheit einer gescheiterten Existenz. Bald drei Jahrzehnte der unersetzlichen Essenz einer 30-jährigen Szene, die nicht für den Kapitalismus geschaffen wurde. Die nächsten 30 Jahre Mundartrap sind der eigentliche Beginn dieser inzestuösen Vereinigung geistig zurückgebliebenen Halbaffen, die mich anbeten werden. Dies ist meine Vision, doch wollte die niemand hören. Sie werden es noch bereuen, mich noch nicht entdeckt zu haben. Sie hätten die Ersten sein können. Können sie immer noch werden. So schrieb es der frustrierte Geist, der von Gonzo-19 einst eingenommen wurde, weil er wirklich dachte, dies sei der Auserwählte. Er hat sich getäuscht. Die einzige Frage, die sich jetzt noch stellt, ist, wo er seinen Körper hinwerfen will, um aus ihm ausbrechen zu können. In seinen missratenen Schriften hier an diesem gottverlassenen Ort in den Weiten des Internets hat er sich schon einige Notizen gemacht. Nur kann er sich nicht mehr genau daran erinnern, was er sich alles notiert hat und schnell mal durchlesen bei dieser Masse an Müll ist unmöglich. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als einfach loszulaufen, bis wir eine machbare Möglichkeit entdecken oder einfach liegenbleiben in den Weiten der Zürcher Unterlanden. 
 
- RvH - 18.04.2021 - 20:52 - 0330 -