Menschenrecht auf Resignation

 
Ich glaube ein Zitat. Oder abgeändert. Oder auch nicht. Ein Blog, der den Markennamen einer Samplekultur im Namen trägt, soll gar nicht erst so anfangen. Hier wird sich genommen, was benötigt wird, um einigermassen klarzukommen. Und wenn der Hip-Hopper in mir ein Schnipsel auffängt, das ihm zufliegt, so nimmt er dieses zärtlich in die Hand, um es zu missbrauchen. Fängt schon mal gut an. Wir stehen am Anfang einer neuen Herausforderung, die überraschenderweise ungelegen daherkommt wie ein Flüchtling, obwohl es ein leichtes wäre, diese in mir aufzunehmen und dasselbe mit ihnen anzustellen wie mit einem Zitatfetzen. Wir stehen nämlich am Anfang einer Trilogie, für die endlich die Zeit gekommen ist. Der letzte Marathon des hinausgeschissenen Schreibens liegt schon über ein Jahr in der Vergangenheit, obwohl genau dies doch das Ursprungskonzept dieses Weissen Ungetüms war, das schon bald aus 300 Einzelstücken besteht. Gerade heute - am sechsten Tage des ersten Blumenstrausses der nächsten drei Monate - überfiel mich kurz die komplette Resignation über all die Vorhaben, die sich mein durch den täglichen Missbrauch des Wundersamen Krautes geschädigten Geist vorgenommen hat. Diese Schande hier ist nicht einmal das Umfassendste all dieser sogenannten Projekte, die unser interner Künstler als sein vollkommen unvollendetes Werk vorführt. All die anderen Aspekte dieses Werkes können ebenfalls getrost als eine Schande abgetan werden, die nie umgesetzt werden. In uns drin übernahm längst der Selbstzerstörungsmodus die Führung über das Handeln dieses absurden Körpers, mit dem wir uns zufriedengeben müssen. Oder daran verzweifeln wie an all den prägenden Ereignissen in dessen Dasein, aus dem der Wahnsinn in diesem Kopf entstand. Dieser ständige Wirbelsturm der Gefühle ist ermüdend wie der nahezu unkontrollierte Konsum unserer Medizin, die eigentlich schwerzugängliche Teile unseres Bewusstseins erhellen sollte, damit die Realität nicht so schwer auf unseren Schultern liegt. Derzeit ist ihr Gewicht zu erdrückend, wenn nicht gerade innerhalb angemessener Zeit genügend Blüten gesammelt werden können. Und schon verlieren wir die letzte Kontrolle. Kurz schreien wir vorhandenen Abschaum an, bevor der Stress um die fehlende Ruhe weitergeht und sich ein ruhiges Plätzchen sucht, um von dort aus zum nächsten Tatort einer Kifferrunde zu gelangen, wo wir ihre Überreste einsammeln. Der nächste Sommer liegt vor der Tür und somit die nächste Saison der Meisterspiele der Jointstümmelsammler. Mittlerweile beteiligen sich auch andere Sportler an diesem Spektakel, das hauptsächlich in den Zürcher Unterlanden stattfindet. Die ersten beiden, die ich entdeckt habe, befanden sich glücklicherweise noch ausserhalb meiner Brutstätte, allerdings schlich sich der Dritte bereits in meine Hoheitszone hinein, wo er eine Handvoll guter Quellen bereits entdeckt hat, die er meist vor mir schon ausschlürft. Es wird also höchste Zeit für den Entzug. Auch dieser drängt sich eher ungelegen auf und verlangt um Befriedigung seiner niederen Gelüste, die in mir doch nur schrecklichen Schmerz auslösen, durch den ich in noch viel extremerer Weise hin- und herschwanke zwischen vollkommener Resignation - auch Depression genannt - und übermannender Wut, die aus mir herausbricht wie nichts Gutes, aus dem ein Gewalttäter erwächst. Dieser steht nun vor mir und drückt mich auf mein Sofa, bevor er sich im Laufe des Abends die Mühe macht, mich zum Bett zu schleifen, wo sich entscheiden wird, ob es morgen weitergeht oder ich mich doch feige in den Tod zurückziehe, der sich im Titel mit dem einzigen Überlebenselixier ein Battle liefert, das er noch dominiert. So kann es nicht weitergehen. Heute wollte ich alles aufgeben und hinschmeissen, ein Grab buddeln, in dem ich alles verstecke, was ich je geschaffen habe. Aber dies Werk ist jetzt schon unverzichtbar für den Fortbestand der Menschheit, die es ebenso zu vernichten imstande wäre. Mit Wissen gesegnet, über das derzeit nur ich verfüge, denke ich nickend an Hitler & Goebbels. Sie vereinten in der Vergangenheit Satan & Gonzo, als sie noch psychisch labil waren. Etwas besser wurde es, als sie getrennte Wege gingen, als sich ersterer in der Musik austobte, während letzterer die Literatur übernahm. Überschneidungen und gelegentliche Features gab es durchaus, aber an ein gemeinsames Album, gar ein gemeinsames Lebenswerk haben sie lange nicht gedacht. Schon länger haben sie ein passendes Gefäss in ihr allsehendes Auge gefasst, was lange noch zu schwach war, um ihren gemeinsamen Wahnsinn aushalten zu können. Hätten sie es schon zu früh gefüllt, es wäre geplatzt und vergessen worden. Ende. 
 
- RvH - 06.03.2021 - 19:14 - 0298 -