Hollywoods Favorite

 
Der Tanz am Abgrund entlang ist ein gefährliches Unterfangen, dem kaum jemand wirklich gewachsen ist. Bestenfalls verlieren Künstler, die sich für diese Art von Spiel entschieden haben, irgendwann ihren Biss und gehen in einem normalen Leben voll von normalen Menschen unter, die sie doch schon von Kind auf verachtet haben. All die ignoranten Geschöpfe sind doch ganz süss, sofern man sich dazu zwingt, nur ihre Fassade wahrzunehmen. Ein wenig dumm, doch zwanghaft auf Harmonie bedacht, ist es zumindest recht einfach, mit ihnen umzugehen, wenn man ihre Beschränktheit erst akzeptiert hat. Der Grund, weswegen sich die meisten Seiltänzer über dem Abgrund dennoch für dieses Leben entscheiden, liegt in all den alternativen Lebensverläufen begraben, die bis ins tiefste Loch der Hölle führen, wo einem letztendlich immer ein würdeloser Tod erwartet. Nicht wenige vor ihnen sind bereits dort unten gelandet - überschattet vom Turm zu Babylon, der mit dem Titel Club 27 beschriftet wurde - aber auch andere Altersgruppen stapeln sich, bis wieder ein Haufen in sich zusammenbricht, sobald der letzte Engel fiel, der zu viel war. So liegen die Körper all dieser verlorenen Seelen übereinander, von denen die wenigsten überhaupt den Zugang zur Kreativität gefunden haben, geschweige denn zur grossen Kunst. Manche legen allerdings noch eine fulminante, meist nur von der eigenen Filterblase voller Depressiver und Geistesgestörten wahrgenommene Show hin, die bei den wenigen Auserwählten einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Junkie 4 Live schrien sie in die Welt hinaus, da sie unter einer Sozialphobie litten, durch die sie ihr Leben lang keine Wärme erhielten. Nur die Drogen konnten ihnen eine Illusion davon bieten, reissen allerdings mit jedem Kontakt ein weiteres Loch in die Leere in ihnen drin, bis sie sich schliesslich im Nichts auflösen. Ob Drogentod oder Suizid, eine unheilbare Krankheit oder ein selbstverschuldeter Unfall, ob durch Mord oder Dummheit, irgendwann siechen sie dahin und nur ein Hauch von einem Lebenswerk bleibt übrig, sofern sie nicht sogar noch das vernichten mit einem unwürdigen Spätwerk, das noch nicht einmal gut genug ist für den Schatten ihres damaligen Schaffens. Auch ich spielte lange mit dem Gedanken, alles hinzuschmeissen und als sich dieser kleine Auftakt hier ergab, war die Versuchung am Grössten, unerkannt und doch recht umfassend in den Club 27 einzutreten. Ich stellte meinen Willen zur kompromisslosen Orgie meines kreativen Wahnsinns damit nicht wirklich auf die Probe, denn diese bestand ich eigentlich schon. Sonst wäre ich nie so alt geworden. Allerdings steht nach wie vor die Frage im Raum, wann ich denn endlich meine Stimme, die stark unter einer tiefgreifenden Introvertiertheit leidet, erhebe und erste Songs aus den zahlreichen Lyrics aufnehme, die einem immer höheren Anspruch standhalten müssen, sofern ich nicht irgendwann schockiert feststellen muss, dass sie von Anfang an beschissen waren. Ich möchte nicht in der Haut eines dieser zahlreichen Musiker stecken, die zu Beginn und am Ende nur Schrott erschaffen haben, der höchstens noch die Nostalgie in sich aufnimmt und dann vergessen wird, wenn der letzte Fan starb. Immerhin haben die schon Fans. Das Laster des Scheiterns kann ich allerdings hier rauslassen, was ein angemessenes Gefäss ist, um unter einem gewissen Adrenalinkick öffentlich Durchfall über den Abschaum regnen zu lassen. Also entschuldige, lieber Leser, wenn es dir stellenweise zu austauschbar erscheint, aber dies hier wäre nicht, was es wäre, wenn es nicht das wäre, was es ist. Dies bewies ich schon im ersten Jahr dieser Schande, als ich den fünften Monat im Dezember verkackte und im Januar fortsetzte. So viel Style muss sein. Einmal ist keinmal. Scheiss drauf, denn darauf bist du doch heiss drauf. Und ja, lieber Hurensohn von einer Leserin, sei auch du versichert, dass der Humor manchmal erzwungen und offensichtlich schlecht auf schlecht gemacht in deine süssen Augen kommt, die angewidert wegschauen, wenn sie zu müde sind, um nichts, keinen Funken von Inhalt, in sich aufzunehmen. Es sei dir versichert, es gibt nichts davon hier drin, das man Inhalt oder Substanz nennen könnte. Dies sollte nur eine kleine Widmung an gescheiterte Künstler sein, die mir vorlebten, woran ich alles scheitern kann. Es gibt sie zu Hauf, doch hier wurden gewürdigt: Hollywood Hank & Favorite. So scheisst nun auf ihr unvollendetes Werk, dass nie die Qualität erreicht hat, die als Potenzial in ihren verlorenen Seelen begraben liegt. Heil Satan!
 
- RvH - 07.03.2021 - 21:22 - 0301 -