Der Tanz am Abgrund entlang ist ein
gefährliches Unterfangen, dem kaum jemand wirklich gewachsen ist. Bestenfalls
verlieren Künstler, die sich für diese Art von Spiel entschieden haben,
irgendwann ihren Biss und gehen in einem normalen Leben voll von normalen
Menschen unter, die sie doch schon von Kind auf verachtet haben. All die
ignoranten Geschöpfe sind doch ganz süss, sofern man sich dazu zwingt, nur ihre
Fassade wahrzunehmen. Ein wenig dumm, doch zwanghaft auf Harmonie bedacht, ist
es zumindest recht einfach, mit ihnen umzugehen, wenn man ihre Beschränktheit
erst akzeptiert hat. Der Grund, weswegen sich die meisten Seiltänzer über dem
Abgrund dennoch für dieses Leben entscheiden, liegt in all den alternativen
Lebensverläufen begraben, die bis ins tiefste Loch der Hölle führen, wo einem
letztendlich immer ein würdeloser Tod erwartet. Nicht wenige vor ihnen sind
bereits dort unten gelandet - überschattet vom Turm zu Babylon, der mit dem
Titel Club 27 beschriftet wurde - aber auch andere Altersgruppen stapeln sich,
bis wieder ein Haufen in sich zusammenbricht, sobald der letzte Engel fiel, der
zu viel war. So liegen die Körper all dieser verlorenen Seelen übereinander,
von denen die wenigsten überhaupt den Zugang zur Kreativität gefunden haben,
geschweige denn zur grossen Kunst. Manche legen allerdings noch eine fulminante,
meist nur von der eigenen Filterblase voller Depressiver und Geistesgestörten
wahrgenommene Show hin, die bei den wenigen Auserwählten einen bleibenden
Eindruck hinterlässt. Junkie 4 Live schrien sie in die Welt hinaus, da sie
unter einer Sozialphobie litten, durch die sie ihr Leben lang keine Wärme
erhielten. Nur die Drogen konnten ihnen eine Illusion davon bieten, reissen allerdings
mit jedem Kontakt ein weiteres Loch in die Leere in ihnen drin, bis sie sich
schliesslich im Nichts auflösen. Ob Drogentod oder Suizid, eine unheilbare
Krankheit oder ein selbstverschuldeter Unfall, ob durch Mord oder Dummheit,
irgendwann siechen sie dahin und nur ein Hauch von einem Lebenswerk bleibt
übrig, sofern sie nicht sogar noch das vernichten mit einem unwürdigen
Spätwerk, das noch nicht einmal gut genug ist für den Schatten ihres damaligen
Schaffens. Auch ich spielte lange mit dem Gedanken, alles hinzuschmeissen und
als sich dieser kleine Auftakt hier ergab, war die Versuchung am Grössten, unerkannt
und doch recht umfassend in den Club 27 einzutreten. Ich stellte meinen Willen
zur kompromisslosen Orgie meines kreativen Wahnsinns damit nicht wirklich auf
die Probe, denn diese bestand ich eigentlich schon. Sonst wäre ich nie so alt
geworden. Allerdings steht nach wie vor die Frage im Raum, wann ich denn
endlich meine Stimme, die stark unter einer tiefgreifenden Introvertiertheit
leidet, erhebe und erste Songs aus den zahlreichen Lyrics aufnehme, die einem
immer höheren Anspruch standhalten müssen, sofern ich nicht irgendwann schockiert
feststellen muss, dass sie von Anfang an beschissen waren. Ich möchte nicht in
der Haut eines dieser zahlreichen Musiker stecken, die zu Beginn und am Ende
nur Schrott erschaffen haben, der höchstens noch die Nostalgie in sich aufnimmt
und dann vergessen wird, wenn der letzte Fan starb. Immerhin haben die schon Fans.
Das Laster des Scheiterns kann ich allerdings hier rauslassen, was ein
angemessenes Gefäss ist, um unter einem gewissen Adrenalinkick öffentlich
Durchfall über den Abschaum regnen zu lassen. Also entschuldige, lieber Leser, wenn
es dir stellenweise zu austauschbar erscheint, aber dies hier wäre nicht, was
es wäre, wenn es nicht das wäre, was es ist. Dies bewies ich schon im ersten
Jahr dieser Schande, als ich den fünften Monat im Dezember verkackte und im
Januar fortsetzte. So viel Style muss sein. Einmal ist keinmal. Scheiss drauf,
denn darauf bist du doch heiss drauf. Und ja, lieber Hurensohn von einer
Leserin, sei auch du versichert, dass der Humor manchmal erzwungen und
offensichtlich schlecht auf schlecht gemacht in deine süssen Augen kommt, die
angewidert wegschauen, wenn sie zu müde sind, um nichts, keinen Funken von
Inhalt, in sich aufzunehmen. Es sei dir versichert, es gibt nichts davon hier
drin, das man Inhalt oder Substanz nennen könnte. Dies sollte nur eine kleine
Widmung an gescheiterte Künstler sein, die mir vorlebten, woran ich alles
scheitern kann. Es gibt sie zu Hauf, doch hier wurden gewürdigt: Hollywood Hank
& Favorite. So scheisst nun auf ihr unvollendetes Werk, dass nie die
Qualität erreicht hat, die als Potenzial in ihren verlorenen Seelen begraben
liegt. Heil Satan!
- RvH - 07.03.2021 - 21:22 - 0301 -