5 Staffeln House of Cards wurde in weniger als
einem Monat durchgerockt und zumindest ich bin am Ende. Die Serie selbst endet
mit der 6, die ich damals nicht mehr geschaut habe, weil der Reiz fehlte, in das
Innerste von Kevin Spacey zu blicken. Noch immer fehlt die Motivation, da ich
einen miserablen Abschluss erwarte, in den viel gewollter Einfallsreichtum geflossen
ist, um das Herz der Serie zu kompensieren. In zu ernster Weise würde mir der
Spiegel vorgehalten, worin ich den Totenkopf meiner eigenen Serie erkennen würde,
wenn es das Frustlevel zulässt. Und dies liesse es zu. Immerhin war ich in den
letzten Tagen felsenfest davon überzeugt, die Scheisse hier endlich zu lassen
und als unvollendete Apokryphen so stehen zu lassen, wie sie gerade sind. Ich
befürchte allerdings, dass es das dann auch mit dem Rest meines Lebens gewesen
ist. Der Eintritt in den Club 29 ist realistischer, als ich es damals gedacht
habe, als ich diesen Titel auf einem Weissen Ungetüm verewigt habe. Dies hier
ist mein einziger Hoffnungsschimmer, den ich noch habe, wenn es nicht schon zu
Beginn das Einzige war, was ich jemals hatte. Alles, was ich ausserhalb dieser
Schande hier geschaffen habe, befindet sich noch im Stadium der Träumerei, auch
wenn es an der Lyrik nicht mangelt. Das Problem liegt an der fesselnden
Kombination aus Schüchternheit, Depression und Angst vor den Konsequenzen, die
ein Voranschreiten mit sich brächten. Die beschissene Hausdurchsuchung hat es
mir auf eine perfide Weise vorgeführt, dass ich solche Stürme nicht
kontrollieren kann. Wenn der Abschaum vor der Türe steht, dann geht er nicht
mehr weg. Ich konnte mich nicht einmal auf andere Weise zur Wehr setzen und so
war ich diesem zurückgebliebenen Bullenschweinchen ausgeliefert. Wem ich ebenfalls
ausgeliefert bin, ist der Lärm der Welt, der sich immer zum falschen Zeitpunkt
einschaltet. Und der selbstauferlegte Druck, den ich mir aufgeladen habe,
bricht regelmässig aus mir heraus, doch ohne ihn wäre es noch viel schlimmer
dran. Ich kann mich unter den aktuellen Suchtbedingungen noch gut daran
erinnern, wie es war, als ich nahezu täglich in die Natur geflüchtet bin, um
dort wie ein Irrer rumzuschreien, weil ich auch die Ruhe nicht ausgehalten
habe, die ich damals gelegentlich noch fand. Mittlerweile ist auch dies Gefühl
nur noch eine benebelte Erinnerung an eine Zeit, als es noch Hoffnung für meine
Träumereien gab. Ein anderes Leben ist nicht mehr möglich. Dazu bin ich schon
zu weit gekommen, als dass ich noch umkehren könnte. Da ich mich auf den Weg
aber verirrt habe und in den Abgründen meiner erbärmlichen Seele gefangen bin,
kann ich höchstens noch dahinvegetieren und sterben, sobald ich dazu bereit
bin. Sobald die eigentlichen, mich am Leben erhaltenden Umstände genug alt
sind, um ihnen diese Bürde aufzuerlegen. Bis dahin ist noch genug Zeit, um die
Zugangsstrasse für die Hoffnung endgültig einzureissen, damit sie nie wieder
zurückkommt. Vielleicht klang dieser missratene Text an einer Stelle so, als symbolisierte
er die Annahme einer erneuten Schlacht um die Kontrolle dieses verbrannten Geistes,
mit deren Sieg ein wenig Lebensfreude erbeutet werden kann, die unseren toten
Körper noch etwas länger am Leben hält. Stattdessen symbolisiert er nur, dass dieser
Blog der Grotesque nun endgültig das Stadium des reinen Zeitvertreibs erreicht
hat. Lustlos wende ich mich an die letzten Zeilen dieses Ungetüms und frage
sie, mit welchem Dünnschiss sie denn noch angemalt werden möchten. Sollte sie
blutige, von Rotwein getränkte Konsistenz haben wie die beiden Schisse von
heute? Dies wäre allerdings weniger ein Dünnschiss, als eher ein brennender Dickschiss.
Wenn wir schon dabei sind, wie geht es eigentlich dem Penis von Kevin Spacey? Hat
seine Aktivität nachgelassen, als der Skandal um ihn entfacht wurde oder kam er
endlich an willige Opfer heran, die wie Edward Meechum ihr Leben für ihn geben
würden? Natürlich kann es nicht sein, dass er sich ewig mit kleinen Mädchen wie
Zoe Barnes oder noch schlimmer, seine Frau, abgibt. Sie ist ja in Ordnung und
bestimmt ein wenig seriöser als er, aber eine gesamte Staffel, die sich nur um
sie dreht, will ich mir nicht geben. Wobei nicht sie mir die meisten Sorgen
bereitet, sondern die im Beschreibtext zur ersten Folge erwähnten neuen
Figuren, die vermutlich genau so willkürlich reingeflochten werden wie die
beiden, namentlich Unbekannten, die sich irgendwo zwischen den Häusern
herumtummeln und das anscheinend bereits seit Jahren. Und doch tauchten sie
erst in der 5 auf. Sind wohl an nichts unter dem Präsidenten interessiert. Jedenfalls
stirbt die kaum gehegte Hoffnung auf ein solides Ende erst mit mir, der sich
die Scheisse vielleicht doch noch bis zum Schluss durchzieht. Mein Leben halt,
es besteht aus Ablenkung und Lustlosigkeit. So schrieb der Schatten meiner
Kunstfigur: Egal.
- RvH - 30.03.2021 - 17:09 - 0316 -