Was will uns House of Cards mit dem Bild der
christlichen Lesben sagen? Oder ist es nur ein plumper Gag auf Kosten der Starrsinnigkeit,
unter der ein Grossteil des gläubigen Packs leidet? Diese Fragen drängten sich uns
schon vor einigen Tagen auf, als wir den Twist des Teufels zu Gesicht bekamen.
Wirklich überraschend kam er nicht, zumal wir die Serie nicht zum ersten Mal
schauen und die gezeigte Liebesszene - sofern man bei Homosexualität von Liebe reden
kann, dann von Unzucht, niederen Trieben und Perversionen - Gotteslästerungen -
kam nicht aus dem Nichts, sondern baut sich bereits seit einigen Folgen auf bis
zu diesem schockierenden Showdown. Die Darstellerinnen dieser angedeuteten pornografischen
Szene lagen dabei bereits kampfbereit auf dem Bett wie Lesben, kamen sich erst
emotional näher wie Schwuchteln, um sich schliesslich zu küssen wie Lesben, da
es mittlerweile auch der ungefickteste Vollidiot kapiert hat, was gleich
passiert. Exakt in dem Moment passierte es auch. Ihre Köpfe kamen sich näher,
sie sahen nur noch die nackte, unverhüllte Haut ihres Gegenübers und plötzlich
rief jemand, dass die Szene nun zu Ende sei. Aber sie beendeten ihr Spiel nicht
- diese sexsüchtigen Huren - und stattdessen vollführten sie, was eigentlich zwischen
den Bildern erzählt werden sollte. Erstaunt und leicht angerregt beobachteten
die Versammelten die unerwartete Szenerie und wussten nicht so recht, wie sie
darauf reagieren sollten. Geistesgegenwärtig stellte einer der Kameramänner -
gegendert muss bei sowas ja wohl nicht werden - sein Gerät in eine geschützte
Ecke, wo ihn niemand sehen konnte, er aber alles. Und er filmte auch alles,
während die anderen alles andere eilig wegräumten und aus dem Raum
verschwanden. Niemand hatte den Mut, dazwischen zu gehen und so ging ein
Drehtag zu Ende. Dies erklärt uns aber nicht, weswegen sie überhaupt dieses
Risiko einer lesbischen Infizierung ihrer Schauspielerinnen eingingen, nur um
ein paar prüde Christen aufzuhetzen, die dies als Blasphemie abtäten, sähen sie
sich solch Schund an. Tun sie nicht und so kam es meines Wissens nicht so, wie die
zynischen Drehbuchautoren es sich sicherlich erhofft haben und der Werbeeffekt
blieb aus. Pech gehabt. Oder aber göttliche Fügung, die zwar zulässt, dass sich
- es folgt ein uninteressantes Klischeeargument eines jeden Atheisten -
Menschen zu Hauf abschlachten, aber nicht, dass Weiber ihre Sexualität
ausleben. Zumindest nicht in einem Politdrama wie diesem, in dem einer die
Hauptrolle innehat, der die männliche Dominanz noch zelebriert. Kevin Spacey
ist Gottes Ebenbild auf Erden. Scheiss auf den Papst. Scheiss auf das scheinheilige
Liebäugeln mit einer eingebildeten Toleranz dieser nicht benannten Freikirche, die
im weiteren Verlauf von den Machern noch weiter ausgearbeitet wird. Mit diesem
Manöver soll darüber hinweggetäuscht werden, dass Rachel - eine Exprostituierte,
die in die Fänge von Satans Staat kam - in einer Sekte gelandet ist. Spielte
sich das Epos in Satans geheimen Goldbunker ab, so wäre der Vergleich mit der
ICF-Sekte naheliegend. Da dem allerdings nicht so ist, müssen wir uns mit einer
unnötigen Randbemerkung zufriedengeben. Oder arbeiten wir hier an einem höheren
Plan, die grösste Konkurrenz unserer hauseigenen Sekte in ein schräges Licht zu
rücken, damit wir möglichst viele von ihnen einfangen können, um sie auf Satans
Seite zu ziehen? Jedenfalls führt mir House of Cards meine mangelnden taktischen
Fähigkeiten vor, die von grossem Nutzen sein könnten, wenn sie vorhanden wären.
Die Frage, die sich hierbei stellt, ist aber, inwieweit ich mir solche Skills
überhaupt aneignen sollte. Schliesslich wurde mir in Anbetracht dieser Macht,
die hier dargestellt wird, bewusst, dass es selbst für meinen unersättlichen
Narzissmus eine Grenze nach oben gibt, die ich nicht überschreiten will, da es
dann kompliziert wird. Als eine unter vielen ähnlich bekannten Stimmen wäre es
mir deutlich wohler, auch wenn ich dennoch von diesem Status aus auf mein
kleines Kaff von einem Land herabblicken könnte. Das beste von beiden
Bekanntheitsgraden, die ich kriegen kann, doch ich verliere mich in wilden
Zukunftsfantasien, die so nie und nimmer wahrwerden können. Doch genau deswegen
werden sie es. Oder ist dies nur ein Selbstbetrug? Verfolgen Sie weiterhin
meine Show des Abgrunds, meine Jünger, und werden Sie live Zeuge, wie ich es
zwanghaft versuchen und daran scheitern werde. Auf nie mehr Wiedersehen. Ihr
Antichrist.
- RvH - 10.03.2021 - 23:13 - 0305 -