Töte den Jungen!

 
Siehst du ihn, wie er vor dir davonrennt? Er hat fürchterliche Angst. Er denkt, du könntest ihm etwas antun. Das wirst du auch. Nicht das, was du jetzt denkst. Du wirst ihn nur töten. Gefickt, hast du schon die tote Frau im Kofferraum. Ihn sollst du dir holen, um einen symbolischen Akt der Selbstliebe an ihm auszuüben. Dies bedeutet, dass du im Sinne deiner kindlichen Träume einen Mord begehen musst, um deine Unschuld zu verlieren. Bis jetzt bist du nicht über das Stadium des bellenden Hundes hinausgekommen. Um ein gefährlicher Wolf zu werden, muss dieses Ritual durchgeführt werden. Wer hat schon Angst vor einem harmlosen, wohlerzogenen Hund, der doch nur versucht, sich von seinen Fesseln zu befreien? Er muss sie aufsprengen und die letzte Grenze überschreiten, damit der Naturzustand erreicht wird. Ein ständiger Überlebenskampf, bei dem man sich den nötigen Respekt verschaffen muss. Die Mythen um einen müssen furchterregend sein und jeden abschrecken, sich weiter mit diesem Phänomen auseinanderzusetzen. Es soll ihnen nicht vergönnt sein, deinen eigenen Schrecken getrost ignorieren zu können. Sie sollen überall davon hören. Es soll ihre eigenen Kinder betreffen. Ein Monster, das sie allesamt mit in seinen Abgrund reisst, wo er sie genüsslich verspeist, bevor er sie auf die Gleise schmeisst. Dort liegen ihre Überreste von Knochen dann, auf dem der unversehrte Kopf eines jeden Opfers liegt, der es gewagt hat, ihm über den Weg zu laufen. Die gesamte Landschaft der Zürcher Unterlanden soll voll Zorn auf dieses Monster blicken und es jagen, sobald die Zeit reif ist. Noch existieren diese Opfer nicht. Sie sind nur eine Fantasie, die du dir gerade ausmalst, weil du sonst nichts zu tun hast. Gonzo-19 muss mal was Richtiges erleben, sonst geht er noch ein. Um mal tiefenpsychologisch an die ganze Sache heranzugehen, hast du dir ja gerade deswegen einen Jungen als erstes Opfer ausgesucht, weil dir die Erwachsenen noch zu widerspenstig sind, um ihr debiles Lichtlein auszulöschen. Und aus Übungsgründen. Dies bedeutet jedenfalls, dass du dich selbst immer noch als einen kleinen Jungen siehst, weil du nie sonderlich gross geworden bist. Auch früher warst du immer der Kleinste und willst dich nun rächen an einem Ebenbild deiner damaligen Peiniger. Die Erlösung steht bereits vor dir, weil er sich verirrt hat und nun in Schockstarre vor einer Weggabelung steht, die er nicht kennt. Er könnte einfach umdrehen, wenn da nicht ein komischer Mann wäre, der ihm schon länger folgt. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als weiter voranzuschreiten. Du fühlst mit ihm. Dir geht es ähnlich. Hinter dir wartet schon der Tod auf dich, der dich küssen will, dich in sich aufsaugen will und von hier wegschleppen an einen viel schlimmeren Ort, den du dir nicht einmal richtig vorstellen kannst. Erlöse wenigstens den Kleinen vor seiner Angst und beende dieses Trauerspiel. Er wird den Weg nach Hause ohnehin nicht mehr finden, weswegen er nur in diesen Wäldern verhungern wird. Erspare ihm diese Peinlichkeit. Die Naturgewalt in ihm hat noch nicht zugeschlagen, weswegen er keine Chance hat, zu überleben. Mach es schnell und schmerzlos. Er soll nicht unnötig leiden. Danach trägst du ihn an ein stilles Örtchen, wo du dir ein Lagerfeuer machst und brätst dein Abendessen solange, bis es richtig schön durch ist, damit man das Fleisch nicht mehr schmeckt. Du würdest nur kotzen. Dies gilt es zu verhindern, weil du alles in dich aufnehmen sollst. Wenn nötig, bleibst du tagelang dort, bis du brav aufgegessen hast. Ist ja genug da. Auch ein Junge ist schon eine ordentliche Portion. In dieser Zeit stellst du dich deinen Dämonen, allein im Wald, nur gewärmt vom Feuer und gesättigt vom Jungen in dir, der dich so lange zurückhält, bis er verschwunden ist. Tief im Wald hörst du auch keine alkoholgetränkten Wesen, die dich dazu zwingen, russischen Psychorap zu hören. Deine Seele soll nun die Farbe dieser bittersüssen Sprache annehmen. Nimm alles in dich auf und hol dir schon morgen dein nächstes Opfer - ein Weisses Ungetüm. Denn die Saga soll nun direkt weitergehen ohne Unterbrechung, bis der erste Sommermonat in die Hölle auf Erden einbricht und sie noch weiter erhitzt. Zwei von drei muss der Siesta überlassen werden, da ich ansonsten überhitze. Aber sobald es wieder kälter werden sollte, beginnt schon die zweite und letzte Trilogie für dieses Jahr. Und danach wird durchgefickt. Ungetüm um Ungetüm wird geschlachtet. Monat um Monat wird durchgeblutet, als wäre die Frau im Kofferraum noch am Leben. Blumenstrauss Ende. 
 
- RvH - 31.03.2021 - 20:41 - 0324 -

Ein Loch: Eine verpasste Chance

 
Nun zurück in mein zynisches Leben, dass mir mein Loch vor meinen prophetischen Augen weggeschnappt hat. Erst liess es mich in eine peinliche Situation stürzen, die mich angekratzt in einen Kurs platzen liess, um einen Tag später ein Schild aushängen zu lassen, auf dem das Loch angeboten wurde. Erst schien es so, dass niemand daran interessiert wäre, doch diese Hoffnung hielt nicht lange an, zumal sie das, was darauf kam, bereits befürchtet hat. Das Schild wurde wieder abgehängt, was nur bedeuten kann, dass es wieder vergeben ist. War eh nur ein dreckiges Loch, dass vermutlich zu gross & teuer für mich war. Also nichts für mich, um darin mein Lebenselixier endlich rauszulassen. Er muss langsam raus, sonst platze ich endgültig, woraufhin ich mich nicht mehr zusammensetzen könnte. Der Tod wartet bereits auf mich. Daher muss ein anderes Loch her. Es muss genug gross sein, um all meine Liebe in ihm zu platzieren und dennoch genügend Bewegungsfreiheit haben, um hin und her zu gleiten, während ich immer lauter schreie. Irgendwann bin ich auch gut genug, um auf Aufnahme zu drücken und filmreif abzuliefern. Dazu benötigt es aber noch ein wenig Übungszeit, in der ich etwas ungeübt, aber dennoch mit voller Wucht darauf vorbereite, was noch viele Löcher misshandeln wird. Der Gehörgang wird gefickt. Und das schon vom erneuten Beginn an, weswegen ich unfreiwillige Ohren schonen möchte. Und vielleicht auch wegen einer gewissen Schüchternheit, die einen geschmeidigen Einstieg benötigt. Sonst liegt sie ausgeblutet da und braucht wieder ein paar Jahre, bis sie sich wieder traut und sich wegficken lässt, wann immer ich es von ihr verlange. Natürlich werde ich die Wesen um mich herum weiterhin quälen, allein als Rache für ihre ständige Anwesenheit, die sie nicht verbergen. Aber um weitere behördliche Belästigungen zu vermeiden, die diesmal wegen gewolltem Geschrei anklopfen würden, muss dies nachmittags stattfinden. Der Nachmittag ist lang, aber möchte auch anderweitig genutzt werden, weswegen ein etwas diskreterer Ort unausweichlich ist, um das Loch der Muse immer dann durchzunehmen, wenn wiederum sie anklopft. Wird sich schon was finden, wenn ich länger als eine Minute alle paar Wochen danach suche. Scheiss Lustlosigkeit. Auch andere Löcher liess ich an mir vorbeiziehen, ohne dass ich sie überhaupt eines Blickes gewürdigt habe. Die waren zwar schön, aber zu teuer. Und Ausgangslage - auch für nachmittägliche Ausbrüche - ohnehin ungewiss. Lieber unter dem aktuellen Beziehungsstatus des aktuellen nachbarlichen Abschaums, um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Zumindest das sollte ich mal wieder vorantreiben, damit immerhin mal Demos rausgeschissen werden können. Und die müssen knallen wie ein fürchterlicher Durchfall, denn ansonsten wären es lediglich Demos. Aber sie sollen sich die ersten Jünger einsammeln, die ich durch ihre Löcher hindurch infizieren will. Augen sind keine richtigen Löcher. Und damit dieser Scheiss hier jemand mal liest, braucht es ein ordentliches Appetithäppchen, um den Hunger für so viel Frass anzuregen. Dazu wäre ich fähig, wäre ich nicht so scheisse feige. Immerhin funktionieren die Übungseinheiten des extrem hohen Gesangs in einer angemessenen Lautstärke, die fast schon ein wenig überstimmt ist. Ein gutes Zeichen, wenn ich unter den aktuellen Suchtbedingungen solch einen Lärm erzeugen kann. Und zudem hat er wohl wirklich den Effekt, den ich mir erhofft habe. Plötzlich wird es leise um mich, nachdem es schlimmstenfalls kurz sehr laut wurde. Dieser Effekt tritt auch ein, wenn ich sehr laut Musik höre. So muss weiterhin umgegangen werden mit meinem beschissenen Loche, das ich derzeit bewohne. Es wird gerne Gemächer genannt, obwohl es genau weiss, dass ihm dieser Begriff nicht gerecht wird. Es ist viel zu klein und hässlich dafür. Es wäre zwar süss, wenn es öfters von mir gepflegt würde, aber mehr auch nicht. Nichts für einen nachhaltigen Fick. Ich halte es schon noch ein wenig bei dir aus, meine Liebe, aber zu spannen brauchst du nicht, denn hier wird nie ein Besuch vorbeikommen, weil die Schlafzimmerumstände zu allumfassend sind. Die hätten es zwar verdient, aber die Sensibilität von Nachbarn eines Irren ist sehr hoch und zu schnell am Telefon, um mein Bullenschweinchen auf mich zu hetzen. Und ich lasse mir doch keinen Fick von diesen erbärmlichen Wesen verderben. Allein das Bewusstsein, dass sie in jeder Sekunde jedes Detail mitkriegen würden, ekelt mich zu sehr an. Ich hoffe so sehr, dass nach mir ein tatsächlicher Gewalttäter einzieht. Sie hätten es verdient. Ach, die Hoffnung, diese naive Träumerei. Oh, du kleines Studioloch, wo versteckst du dich? Ich will dich jetzt. Komm, zeig dich endlich! Ich will dich nicht erst suchen müssen. 
 
- RvH - 31.03.2021 - 18:32 - 0323 -

Todeskuss

 
Zwischen den Abgründen wandelt eine verirrte Seele seinem Ende entgegen. Gestartet - und hängengeblieben - ist er mitten in der Hölle auf Erden - auch DeaLSDorf genannt. Hier nahm sich der Tod meinen kleinen Körper schon früh in sein Blickfeld auf, um mir gelegentlich ein Lächeln zu schenken. Angetan von der Vorstellung, sich auch mal von dieser mysteriösen Gestalt küssen zu lassen, empfang ich den Müden Tod mit offenen Armen in meiner Seele, damit er sich es darin gemütlich machen konnte. Immer, wenn er bei mir auf Besuch war, erzählte er mir von der Ruhe, die nur er mir geben konnte. Während den Reisen auf diesem Planeten kommt nicht einmal der Schlaf an diesen Zustand heran, an dem sich die Seele nicht mehr an das Dasein festhält, da sie noch einen letzten Rest Überlebenswille in sich trägt. Dieser sei sein grösster Feind, wenn er sich nicht mit den Alten & Schwachen zufriedengeben will. Ich sei ihm aufgefallen, weil ich diesen öfter schon fast verloren hätte. Aber irgendetwas hielt mich noch immer am Leben, weswegen er sich langsam Sorgen macht. Ich hätte doch solch eine sensible Seele, die diesen Abschaum auf der Erde doch kaum ertragen kann und so frug er sich, ob er mir irgendwie behilflich sein könnte. Er wüsste nämlich, wie dieser feige Überlebenswille verjagt werden könnte und zwar, indem man sich bewusst macht, dass er nur auf Hoffnungsschimmer aufbaut, die nicht real sind und es nie sein werden. Bestenfalls heben sie einem kurzfristig in die Höh, woraufhin der Fall unausweichlich ist. Lange hält man dies ewige Hoch & Tief nicht aus und bleibt irgendwann müde liegen. Du bist müde, hat er gesagt, und wies mich darauf hin, dass ich keinen Gedanken an ihn verschwenden würde, wenn ich es nicht wäre. Unschlagbare Logik, die die Prämisse in sich trägt, dass ein halbwegs angenehmes Schweben durch die Lüfte nicht möglich sei. Diesem Hoffnungsschimmer ist meine Seele bis zum Schluss auf den Leim gegangen. Sie sollte nicht so alt werden. Wenige Monate nach ihrem 29-jährigem Dasein wurde sie schliesslich vom Tod geküsst. Sie erinnert sich daran, als wäre es erst gestern gewesen, was es vielleicht auch war, weil sie benebelt ist von Satans Wundersamen Kraut. Der Patron von dessen Produktionsstätten ist ein Kumpel von meinem Geliebten. Sie arbeiten zusammen und haben gemeinsam schon lange ausgeheckt, dass sie irgendwann Kundschafter auf mich hetzen. Sie sind angekommen und stellen mich vor die Wahl zwischen Entzug & Suizid. Der richtige Moment für den Todeskuss ist eingetreten. Zum ersten Mal konnte sich der Tod nicht mehr hinter seiner Maskerade verstecken, die ihm einen ästhetischen Anblick verleiht und so konnte ich ihn mit allen Sinnen wahrnehmen. Es war ein hässliches Gefühl. Nur schon sein fauliger Mundgeruch konnte ich bislang nicht riechen, wenn er sein wahres Gesicht in der Empathie und der Angst zeigte, die ich vor ihm trotz Todessehnsucht noch vor ihm hatte. Sonst hätte ich ihn wohl schon längst aufgesucht an einen dieser Orte, wo er Einrichtungen hingestellt hat, um zu ihm zu gelangen. In den Momenten, in denen die Sehnsucht nach ihm so stark anstieg, dass ich einen realistischen Ort ernsthaft besucht habe, fiel meine Wahl immer auf diesen einen Turm, der eine überwältigende Aussicht auf die Hölle auf Erden gestattet und mir in der Weite der Lüfte all die Hoffnungsschimmer aufzeigte, die zum Grossteil wahrwerden können. Also sprang ich nie. Nun weiss ich auch, was ich beim nächsten Mal machen muss, wenn es mir ernst ist. Gefährlich, gefährlich. Nur du kannst mir die Aussichten auf ein halbwegs erfülltes Leben noch nehmen und in Luft auflösen lassen. Fast hättest du es geschafft, indem du mir den Mythos der 27 aus den Händen genommen und seine Frage beantwortet hast. Deine Antwort ist immer die Gleiche, nur passt die Zahl schon längst nicht mehr. Weisst du noch, als du mir noch vor dem Mythos unter dem Bett aufgelauert bist und ich mir leibhaft vorgestellt habe, wie du mich ohne mein Zutun einfach überfällst und zu dir runterziehst? Weswegen bin ich wohl dennoch nicht gefallen, obwohl ich in dem Moment so angeschlagen war, dass es ein leichtes gewesen wäre? Weil ich nicht in diesem Zustand eingeschlafen bin, sondern mich vorher schon daran erinnert habe, was ich nur schon damals alles erreicht habe. Unvollständig, aber real. Genial. Und wie kommst du darauf, dass du mir die aktuelle 27 einfach so aus den Händen nehmen könntest in der Hoffnung, ein Versagen wäre nicht verkraftbar? Hast du schon mal geschafft. Scheiss auf dich. Noch zwei in gut sechs Stunden. Fick dich selbst. 
 
- RvH - 31.03.2021 - 17:49 - 0322 -