Dominante Wut


Während mein Bewusstsein langsam begann, sich zu stärken und auf die Welt des Abschaums vorzubereiten, lief auch stets der Fernseher. Dieser durfte ab einer gewissen Zeit ununterbrochen angestarrt werden und so floh ich mich in diese Abbildungen, die von dieser Realität da draussen geschaffen wurde. Schnell begriff ich, dass Menschen irgendwie in die Öffentlichkeit kommen können und dort machen, was sie halt so machen. In diesem Fenster zur Welt sah man aber nicht nur die Möglichkeiten innerhalb dieses sich im Verlaufe meines Lebens noch stark verändernden Kastens, sondern noch viel mehr, dass darin sogar beworben werden kann. Aber auch allerlei aus Kunst & Kultur, Musik zum Beispiel. Die Schreiberei an sich in dieser Form, wie sie sich hier präsentiert, kam erst später, aber die Leserei wurde mir zum Glück aufgezwungen bis geschickt hingeführt. Jedenfalls entdeckte ich dort auch eine Ausdrucksform, die der Schreiberei zwar nahestand, sich jedoch weniger bemüht gen Aussen schleift. Diese sagenhafte Musikrichtung mit ihrem faszinierenden Gesang - nicht der Metal, der kam später - sie kam über mich mit ihrer gewaltigen Stimme und sie zeigte mir, wie ich mich gegen all die gewaltigen Stimmen um mich herum wehren kann - und gegen die in meinem Kopf. Ich ficke ihre Mütter. Ich weiss schon wie, doch so richtig ist es mir noch nicht gelungen, nur ganz ok, nicht erwähnenswert, nicht vorzeigbar. Schon bald. Und wie ich sie alle zerficken werde. Ich bin wahnsinnig, meine Lieben, wahnsinnig gut. Das bin ich und so wusste ich dies mit wenigen Jahren auf meinem Buckel, der schon fast nichts mehr tragen konnte. Schon bald sollte nebst Widerstand auch noch die Selbstzerstörung in das Bewusstsein meiner Möglichkeiten gelangen. Nur eine einzelne Dekade hat mir den Rest gegeben, in den ersten Jahren der kommenden Zweiten sollte ich haarscharf an der Suizidgefährdung vorbeischlittern, den Blick nicht abgewandt, sondern hinuntergedrückt. Dort sah ich den Wahnsinn, der selbst im Rap nur bedingt gespiegelt wird - zumindest nicht auf meine Weise - und dort sah ich ein Weisses Ungetüm mit blondierten Haaren. Und dessen wütende Stimme brachte zum Ausdruck, was ich fühlte. Wut. Ich fühlte sehr viel Wut. Ich hätte platzen können, hätte ich meine Pulsadern aufgeschlitzt. Ich hätte gemordet, wäre sie vollumfänglich über mich gekommen. Während einer kurzen Zeitspanne waren die richtigen Momente dafür nur an einem einzelnen Umstand gescheitert - an meiner kleinen Gestalt. Um an diesen Punkt zu gelangen, gab es genug Anlass, genug Schläge, die ich einstecken musste. Hauptsächlich durch Stans Grosse Schwester. Spottet nicht darüber, offensichtlich bin ich traumatisiert. So blieb mir ebenfalls keine adäquate Möglichkeit übrig, das Weibliche Geschlecht kleinzureden. Also auch kein Vergewaltiger. Kein Attentat, nur Suizid. Oder Rap. Versteht ihr? Zu plump? Nö, ihr versteht es ebengenau nicht. Aber keine Angst, ich werde euch leben lassen. Nur mein Geschrei müsst ihr ertragen und die Wut, die es transportiert. Bitches. Denn auch Weibchen sind wütend, ich sehe doch schon ihre angewiderten Blicke, da ich sie auf den ersten Blick diffamierte mit dem Begriff des Weibchens. War ein Scherz. Ich möchte euch nur daran erinnern, dass auch uns edlen Männergestalten Schläge genauso wehtun wie euch. Die Meisten unter uns Hauptverantwortlichen für Gewaltverbrechen tun nur so, als ob nicht. Also quasi das Gegenteil, wie wenn ihr einen Orgasmus vortäuscht. Wir sind gar nicht mal so hart. Aber genau so sensibel und empathisch, also behauptet mal nicht das Gegenteil, ihr Fotzen. Zumindest differenziert diese Einschätzung bezüglich unseres Geschlechts auf die jeweiligen Subjekte angepasst, bitte. Danke. Und nur so nebenbei - nur damit diese Einstellung sich nicht noch mehr verbreitet - ihr seid genauso zu Machtmissbrauch imstande wie wir. Also behauptet mal nicht das Gegenteil. Ihr seid nicht das Gegenteil von uns, nur unsere Hauptopfer. Aber wir schlachten uns auch gegenseitig ab. Auch dies dürft ihr nicht vergessen, meine lieben Weibchen, ich merke es gerade selbst, ich schwanke an der Grenze zu Mansplaining, doch seid versichert, ich bin bis jetzt noch nicht darüber gestolpert. Also fickt euch, wenn ihr auch in dieser intellektuell und dementsprechend verrationalisierten Einschätzung eines hochproblematischen Phänomens nicht angemessen und fair differenziert. Ihr ahnt es, ich bin einer dieser dem Feminismus auf Augenhöhe naheliegenden Maskulinist, der diesen Begriff zwar nicht verwenden will - weil nicht angemessen in den realen Machtverhältnissen der Geschlechter - aber ihn dennoch nicht diesen armseligen Wixern überlassen will. Und zudem, was mein eigentlicher Gedanke war, möchte ich damit selbstbewusst im Sinne von selbstbewusst hervorheben, dass ich es nicht akzeptieren kann, leicht devot vom Weiblichen Geschlecht eingeflüstert zu bekommen, mein Penis und die damit einhergehenden Hormone würden mich zu einem anderen, gar in manchen Bereichen mit weniger Potenzial ausgestatten Menschen machen. Das empfände ich als sexistisch. Also lasst das mal, bitte. Danke. 

- RvH - 25.05.2020 - 19:26 - 0177 -