37 Bunte Blumensträusse


Achja, ein ganz annehmbarer Blumenstrauss bis jetzt. Die Tage des Mais stehen nun ihrem letzten Wochenende bevor, an dem relativ gemütlich die letzten Blumen gepflückt werden können. Vielleicht gelingt ihnen noch ein geschicktes Umschlingen der bereits toten Naturgegebenheiten, an deren Ende die nächste aufsehenerregende Manie um sich schlägt, damit Gegner erschrocken aufhorchen und in meinem Namen Spuren hinterlassen. Aber auch Freunde meiner Kunst dürfen langsam aufmerksam werden auf die hier dargebotene Erlösung ihrer Bedürfnisse auf ein frivoles Spiel der Sinne. Abermals stellt sich die Frage nach adäquaten Tonspuren auf den Weg zur Machtergreifung ihres Gehörgangs, der mir als Sprachrohr dient - als Teile meiner Relevanz. Wieder steht vor mir die Gefahr eines Rückfalls in die komplette Handlungslosigkeit - so ohne Beschäftigungstherapie in der Blumenstraussproduktion - denn noch immer läuft ansonsten nicht viel. Ein minimales Entgegenkommen in Richtung meiner Herde, deren Schutz meiner Verantwortung unterliegt, gelang mir immerhin am zweitwichtigsten Tage des Mais und so könnte es weitergehen. Auch die finanzielle Abhängigkeit ebenjener Herde sollte mir baldmöglichst gelingen, da deren Konditionierung unter solchen Bedingungen ein angenehmes Zusammensein verunmöglicht. Zudem benötige ich eine weitere, bestenfalls kurzfristige Beschäftigungs- und erneute Schocktherapie auf diesem erbärmlichen Arbeitsmarkt, der uns alle versklavt. Nichts Neues für den treuen Lesen - er/sie/es sollen es schlucken, sie sollen es alles schlucken! - und dennoch schwingt eine neue Bestimmtheit mit, nicht nur ein lapidares, sich selbst beschwichtigendes Zureden, sondern eine Gewissheit, den Scheiss nun endlich durchzuziehen wie drei Pflanzen. Ich brauche mir keine Sorgen um Geheimniskrämereien zu machen, die Wächter des Guten Geschmacks sahen bereits meine Indoor-Anlage und konnten sie in Sekundenbruchteilen richtig benennen - gut gemacht - also scheiss auf sie. Soll ich sie vielleicht noch für des Meisters Schutzbehörde aufgebaut lassen, damit sie sich ebenfalls daran ergötzen können? Der Hauch von Illegalität, der an ihr klebt, fasziniert bisweilen den Einfachen Menschen, auch wenn er selbst nicht kifft. So hätten wir auch schon einen ersten emotionalen Höhepunkt bei der Führung durch meine Gemächer hindurch, die noch weiter zum Ausstellungsort umfunktioniert werden könnte. Die Verzierungen der Wände müssten ohnehin noch vervollständigt werden und so auch die der Möblierung. Erst jetzt überkommt mich diese Möglichkeit so richtig, bislang waren dies höchstens punktuelle Versuche, die jedoch gescheitert sind. Vielleicht hielten mich diese Erfahrungen davon ab, in diesen Bereichen weiterzudenken. Die misslungenen Experimente müssen nur in ein passendes Grundkonzept eingefügt werden und zufälligerweise hätte ich da auch schon eine passende Idee der Stossrichtung, die dem Publikum der Prämiere optimal zugeschnitten ist. Schaffen wir doch gemeinsam eine wahnsinnige Persönlichkeit, die nur noch für den Schockmoment lebt. Oder vielleicht doch besser für eine langsam greifende Irritation, die sich erst Tage später offenbart und die Haare zu Berge stehen lässt. Schon besser. Und so gleiten meine Gedanken weiter an die Bücher meines Lebens entlang, die sich bereits ansammelten und sehe erste Exemplare vor meinem geistigen Auge, die an gut sichtbaren Stellen platziert gehören und nur schon oberflächlich dem Gaste eine gewisse Zuordnung ermöglichen. Widersprüchlichkeiten, aber auch schlichtweg stumpfsinnigste Provokation sollen sie auslösen, sie müssen sich in das Erinnerungsvermögen eingraben und im richtigen Moment zuschlagen. Herrliches Schauspiel hier in den Gemächern meines Kopfes. Lasse sie raus entgegen den Regeln des Feng Shui, um dann im nächsten Moment eine kurze Erlösung angeboten zu bekommen, in die sich die Sehkraft flüchten kann, wenn es ihr in manchen Momenten am Durchblick mangelt. Diese leichte Einstellung ermöglicht eine schnelle Einschätzung der Gemütslage des Publikums, damit darauf zielführend reagiert werden kann. Eine detailreichere Beschreibung dieser Kunst der Irritation sollte vermieden werden und vielleicht wurde auch jetzt schon zu viel gesagt, doch um nicht zu gefährlich für ein annehmbares Leben eingestuft zu werden, braucht es gelegentlich kleine Erläuterungen und auch Lächerlichkeiten, die einem vermeintlich entlarven. Der Zynismus und die Manipulation sind ja lediglich gern genutzte Stilmittel in der positiven Beeinflussung des Abschaums, die uns letztendlich allen zugutekommen soll. In ihrem Ineinanderfliessen ermöglichen diese Stilmittel einen Akt der Liebe, währenddessen hart gefickt wird, aber nur mit der Absicht, neues Leben zu erzeugen und das bisherige möglichst sanft in den Tod gleiten zu lassen, wo auch ihre krankhaften Verhaltens- und Denkweisen begraben werden müssen. Also fickt euch, meine Lieben und geniesst es. Ich tue es allemal, während ich euch fasziniert dabei zuschaue und unerwartet immer neue Tricks lerne. Diese werden mir noch hilfreich sein in der Eroberung der Kunstwelt, um diese dann in ihrer vollen Schlagkraft gegen die Moderne Sklaverei aufzuhetzen. Die Revolution in der Gestalt eines Meisters und seines Geistes ist in greifbarer Nähe. Ich komme. 

- RvH - 29.05.2020 - 21:21 - 0182 -