Achja, ein ganz annehmbarer
Blumenstrauss bis jetzt. Die Tage des Mais stehen nun ihrem letzten Wochenende
bevor, an dem relativ gemütlich die letzten Blumen gepflückt werden können.
Vielleicht gelingt ihnen noch ein geschicktes Umschlingen der bereits toten
Naturgegebenheiten, an deren Ende die nächste aufsehenerregende Manie um sich
schlägt, damit Gegner erschrocken aufhorchen und in meinem Namen Spuren hinterlassen.
Aber auch Freunde meiner Kunst dürfen langsam aufmerksam werden auf die hier
dargebotene Erlösung ihrer Bedürfnisse auf ein frivoles Spiel der Sinne.
Abermals stellt sich die Frage nach adäquaten Tonspuren auf den Weg zur Machtergreifung
ihres Gehörgangs, der mir als Sprachrohr dient - als Teile meiner Relevanz. Wieder
steht vor mir die Gefahr eines Rückfalls in die komplette Handlungslosigkeit -
so ohne Beschäftigungstherapie in der Blumenstraussproduktion - denn noch immer
läuft ansonsten nicht viel. Ein minimales Entgegenkommen in Richtung meiner
Herde, deren Schutz meiner Verantwortung unterliegt, gelang mir immerhin am
zweitwichtigsten Tage des Mais und so könnte es weitergehen. Auch die
finanzielle Abhängigkeit ebenjener Herde sollte mir baldmöglichst gelingen, da
deren Konditionierung unter solchen Bedingungen ein angenehmes Zusammensein
verunmöglicht. Zudem benötige ich eine weitere, bestenfalls kurzfristige Beschäftigungs-
und erneute Schocktherapie auf diesem erbärmlichen Arbeitsmarkt, der uns alle
versklavt. Nichts Neues für den treuen Lesen - er/sie/es sollen es schlucken,
sie sollen es alles schlucken! - und dennoch schwingt eine neue Bestimmtheit
mit, nicht nur ein lapidares, sich selbst beschwichtigendes Zureden, sondern eine
Gewissheit, den Scheiss nun endlich durchzuziehen wie drei Pflanzen. Ich
brauche mir keine Sorgen um Geheimniskrämereien zu machen, die Wächter des
Guten Geschmacks sahen bereits meine Indoor-Anlage und konnten sie in Sekundenbruchteilen
richtig benennen - gut gemacht - also scheiss auf sie. Soll ich sie vielleicht
noch für des Meisters Schutzbehörde aufgebaut lassen, damit sie sich ebenfalls
daran ergötzen können? Der Hauch von Illegalität, der an ihr klebt, fasziniert
bisweilen den Einfachen Menschen, auch wenn er selbst nicht kifft. So hätten
wir auch schon einen ersten emotionalen Höhepunkt bei der Führung durch meine
Gemächer hindurch, die noch weiter zum Ausstellungsort umfunktioniert werden
könnte. Die Verzierungen der Wände müssten ohnehin noch vervollständigt werden
und so auch die der Möblierung. Erst jetzt überkommt mich diese Möglichkeit so
richtig, bislang waren dies höchstens punktuelle Versuche, die jedoch
gescheitert sind. Vielleicht hielten mich diese Erfahrungen davon ab, in diesen
Bereichen weiterzudenken. Die misslungenen Experimente müssen nur in ein
passendes Grundkonzept eingefügt werden und zufälligerweise hätte ich da auch schon
eine passende Idee der Stossrichtung, die dem Publikum der Prämiere optimal
zugeschnitten ist. Schaffen wir doch gemeinsam eine wahnsinnige Persönlichkeit,
die nur noch für den Schockmoment lebt. Oder vielleicht doch besser für eine
langsam greifende Irritation, die sich erst Tage später offenbart und die Haare
zu Berge stehen lässt. Schon besser. Und so gleiten meine Gedanken weiter an
die Bücher meines Lebens entlang, die sich bereits ansammelten und sehe erste
Exemplare vor meinem geistigen Auge, die an gut sichtbaren Stellen platziert gehören
und nur schon oberflächlich dem Gaste eine gewisse Zuordnung ermöglichen.
Widersprüchlichkeiten, aber auch schlichtweg stumpfsinnigste Provokation sollen
sie auslösen, sie müssen sich in das Erinnerungsvermögen eingraben und im
richtigen Moment zuschlagen. Herrliches Schauspiel hier in den Gemächern meines
Kopfes. Lasse sie raus entgegen den Regeln des Feng Shui, um dann im nächsten
Moment eine kurze Erlösung angeboten zu bekommen, in die sich die Sehkraft
flüchten kann, wenn es ihr in manchen Momenten am Durchblick mangelt. Diese
leichte Einstellung ermöglicht eine schnelle Einschätzung der Gemütslage des
Publikums, damit darauf zielführend reagiert werden kann. Eine detailreichere
Beschreibung dieser Kunst der Irritation sollte vermieden werden und vielleicht
wurde auch jetzt schon zu viel gesagt, doch um nicht zu gefährlich für ein
annehmbares Leben eingestuft zu werden, braucht es gelegentlich kleine
Erläuterungen und auch Lächerlichkeiten, die einem vermeintlich entlarven. Der
Zynismus und die Manipulation sind ja lediglich gern genutzte Stilmittel in der
positiven Beeinflussung des Abschaums, die uns letztendlich allen zugutekommen soll.
In ihrem Ineinanderfliessen ermöglichen diese Stilmittel einen Akt der Liebe,
währenddessen hart gefickt wird, aber nur mit der Absicht, neues Leben zu
erzeugen und das bisherige möglichst sanft in den Tod gleiten zu lassen, wo
auch ihre krankhaften Verhaltens- und Denkweisen begraben werden müssen. Also
fickt euch, meine Lieben und geniesst es. Ich tue es allemal, während ich euch
fasziniert dabei zuschaue und unerwartet immer neue Tricks lerne. Diese werden
mir noch hilfreich sein in der Eroberung der Kunstwelt, um diese dann in ihrer
vollen Schlagkraft gegen die Moderne Sklaverei aufzuhetzen. Die Revolution in
der Gestalt eines Meisters und seines Geistes ist in greifbarer Nähe. Ich
komme.
- RvH - 29.05.2020 - 21:21 - 0182 -