Anonymous


Die Realsatire geht in die nächste Runde. Nachdem ich hier ernsthaft über ein Attentat nachsann, während ich zeitgleich unser aller Feind und Wächter verspottete, wurde aus diesem reinen Gedankenspiel ernst und ich wurde polizeilich bekannt. Sie trieb mich dadurch noch weiter in den Untergrund, so dass mir nur noch das unbedingte Bestehen auf eine radikale Weiterführung meiner Monologe übrigblieb. So stolperte ich in diesen Mai hinein und musste mich an diese latente Gefahr gewöhnen. Immer noch bleibt mir lediglich mein eigener Rücken, um aufrecht stehen zu bleiben. Bisher war dies ein leichtes Kunststück, das ich für mich allein einübte, nun beobachten mich vermutlich kritische Augen, die wohl die einzigen Aufrufe erzeugen. Noch vor kurzer Zeit freute ich mich über jeden einzelnen davon, mittlerweile erschrecken sie mich nur noch. Allen voran haben es mir gerade diejenigen angetan, die sich innerhalb von einer einzigen Minute vermehren, bevor sie wieder komplett verschwinden. Diese wecken traumatische Erinnerungen, in denen ich meine ausgedruckten Weissen Ungetümen in den Händen meines Besuches erkenne. Dieser Moment löste bereits entstandene Fragen an mich selbst auf, indem er sanft, aber bestimmt die Erklärung dieser mysteriösen Aufrufe darbot. Meine Worte wurden durchaus gelesen, aber nicht am Computer. Sie fanden ihr erstes Ziel in einem Aktenordner, auf dass sie dort vergammeln. Sind es wieder dieselben Hände, die den heutigen Druckprozess vorantrieben, oder vielleicht gar die des noch folgenden Besuchs? Werde ich dann abermals das Endprodukt vor meinen Augen sehen? Möglicherweise lösen sie bei der einst angedeuteten Behörde gewisse Fragen aus, die mich amüsieren könnten, gar inspirieren, um ein Perpetuum mobile des Papierdrucks im Sinne des 21. Jahrhunderts in Gang zu setzen. Ich halte diese Option für absolut gerechtfertigt, sollte zu leichtfertig die psychische Gesundheit meines Geistes infrage gestellt werden. Welch ein emotional hart geschädigtes Wesen käme denn bei meinen wahnsinnig pointiert formulierten Schriften auf die abstruse Idee, bei mir handle es sich um ein schützenswertes Subjekt? Offensichtlich kann ich mich selbst sehr gut schützen, denn nicht einmal die exorbitante Masse an Müll kann mir noch was anhaben. Mein übermässiger Konsum von Zuckergetränken und Gras hält die Gefühlsausbrüche in alle erdenklichen Richtungen ganz gut in der Bahn, die niemanden direkt tötet. Oder um es mit einem Zitat zu sagen: Sag, was machen deine Aggressionsprobleme? Vertragen sich ganz gut mit den Drogen, die ich nehme. Also, liebe KESB - lassen wir doch die Geheimnistuerei - du musst dir keine Sorgen machen, der Besuch muss nicht böse enden. Ich plane nicht, euch gleich anzufallen, sobald ihr unangekündigt vor meiner Tür steht, um zu überprüfen, inwieweit meine zweite, geistesgestörte Persönlichkeit bereits mein Denken übernommen hat. Es ist doch nur eine Kunstfigur, die ein wenig Schwung in mein Leben bringen soll. Sicher nicht würde sie mich dazu anheizen, zum Beispiel unseren gemeinsamen Berg an Müll anzuzünden - natürlich nachdem man die besagte Tür abgeschlossen und den Schlüssel in die entstandenen Flammen geworfen hätte - und somit die Realsatire an ihren Höhepunkt zu treiben, an dem zum Schluss dieser Kette an Ereignissen abermals folgender Titel steht: Attentat & Suizid. Hoffentlich diesmal auch in der Zeitung. Als Beweis meiner reinen Absichten werde ich die Wohnungstür nicht abschliessen, den Schlüssel lege ich auf die Kommode gleich daneben, wo ihr ihn immer sehen könnt. Bevor es soweit sein wird, dass wir von Angesicht zu Angesicht voreinander stehen, möchte ich euch noch auf eine Kleinigkeit hinweisen, die mir aufgefallen ist und eigentlich die ursprüngliche Motivation meiner Ansprache war. Heute erhielt ich gegen 16:00 Uhr gleich zweimal einen anonymen Anruf einer - offensichtlich - unterdrückten Nummer, die dadurch - ebenfalls - nicht eingesehen werden konnte. Das realsatirische Moment dabei war, dass ich bei der ersten Rede des Mais die Telefonstreiche der Abou-Chakers erwähnte, die sie höchstwahrscheinlich einst bei Kay One abzogen. Vielleicht bin ich ja hochgradig paranoid, aber vielleicht steckt doch mehr dahinter, ein Streich, ein Hinweis, um mich ebengenau paranoid zu machen. Oder zumindest, um mich ein wenig zu ärgern. Wenn dem so wäre, bedeutete dies aller Wahrscheinlichkeit nach, dass es dabei um jemand ginge, mit dem ihr Connections pflegt - ob aus euren Reihen oder anderer Wächter - oder jemanden aus meiner Familie. Vielleicht könntet ihr das mal prüfen? Mir ist durchaus bewusst, dass es sich dabei auch nur um einen kosmischen Zufall gehandelt haben könnte, der nur entstand des Zweckes, dies Weisse Ungetüm gesandt. 

- RvH - 12.05.2020 - 18:37 - 0170 -