Die frivolen Festtage der Kolonien des
Virus gehen nun langsam zu Ende. Der Tag der Arbeit wurde Zuhause verbracht,
auch an den restlichen ging nicht viel. So möchte ich es eigentlich auch
beibehalten, doch die Zeit ruft und die Wächter des Gesunden Menschenverstandes
werden ihre Telefonstreiche wohl kaum unterlassen. Daher muss ich mich diesem
Arschtritt hingeben und meine Gemächer freimachen, um kein gewalttätiges
Eindringen zu provozieren mit Nichtstun. Schon fühle ich mich in die Anfänge
meiner Zeit zurückversetzt, während dessen hauptsächlich negativ prägenden Tage
ich Tausende Male hinuntergedrückt wurde in die unerträgliche Dreistigkeit des Seins
und musste mich all dieser Ungerechtigkeit hingeben und ertragen, überleben und
daran nicht zugrunde gehen. Kein leichter Drahtseilakt ist solch eine
Erfahrung, wenn man noch gar nicht laufen kann. Doch auch seit diesem
glorreichen Tage läuft es nicht besser. Noch immer hänge ich in meinem
schrecklichen Leben fest, das von meiner Ängstlichkeit, von meiner Resignation
bis hin zu meinem Jähzorn geprägt ist. Nun ist die Depression endgültig eingeschlagen
- nicht erst jetzt, bereits vor langer Zeit - und sie bahnt sich viel länger
schon an. Wen wundert es in dieser beschissenen Welt des Abschaums und wen
kümmert es überhaupt bis auf ein paar einsame Seelen, die nur zu selten zueinanderfinden.
So bleiben sie lieber stehen oder machen frühzeitig Schluss, worum sie von den
anderen beneidet werden, weil sie sich selbst niemals trauen würden. Auch für
anderes können sie sich kaum überwinden, wie soll denn so eine endgültige Tat
möglich sein? Sie fristen ein Dasein in der Sinnlosigkeit und ertragen all die
Gewalt auf allen Ebenen, die ein menschlicher Geist erreichen kann und erliegen
irgendwann ihrem Frust. Beide Fäuste geballt und zur Not die Linke gut
versteckt im Unterbewusstsein, während die Rechte ihrem Führer salutiert. Es folgt
die letzte Zerstörung dieser achso intelligenten Lebewesen und sie sterben aus.
Eigentlich ein schönes Ende für ein herzzerreissendes Drama über eine
gescheiterte Existenz. Ein Kollektiver Suizid - so der Titel dieses Stücks -
begeistert mit immer neuem Einfallsreichtum die Drehung um die eigene Achse des
Bösen, auf der sie immer perfidere Tricks ausübt und trotz hoher Todesrate
immer noch genügend Handlungsspielraum übriglässt für ihre Protagonisten. Auch
die Statisten machen es ihnen nach und können in der Masse noch viel abscheulichere
Szenarien vollführen, die sie selbst erschaudern lassen, sofern sie diese durch
den Spiegel anderer Kolonien betrachten. So steigern sie sich in Rachegelüste hinein,
die immer stärker anwachsen und von Generation zu Generation weitergegeben werden,
bis sie von allen Seiten aufeinander losgehen, auf dass die Stärkeren gewinnen.
Bescheuertes Volk. Hier darf ich leben - ich bin ja so dankbar für all die
Gefahr - und mich freiwillig diesem Wahnsinn hingeben, um ihn letztendlich nur
mit schönen Umschreibungen zu bekämpfen. Aber natürlich werde abermals ich als
das kranke Schwein abgetan, dass nicht still hinhalten will, wenn mich ihre
missratenen Kinder tyrannisieren und Tag für Tag in den Abgrund stossen. Voll
Narben stieg ich immer wieder empor, doch begegneten sie mir mit derselben Ignoranz,
derselben Dummheit, derselben geistigen Behinderung wie auch ihre überforderten
Erzeuger. Sie gehören allesamt ausgewiesen aus meinem Heime - dem Planeten Erde
- und im Weltraum entsorgt. Viele unterschiedliche Szenarien meiner
Rachegelüste habe ich mir bereits ausgemalt und niedergeschrieben, und es werden
bestimmt noch einige folgen. Bei Bedarf darf sich an diesem Ideenreichtum an
Gewalttaten & Tyrannei bedient und gegebenenfalls umgesetzt werden. Wenn das
Echo genug laut ist, dann werde auch ich davon erfahren und je nach Lust &
Laune dokumentieren und weiter anheizen. Ihr seid mein Publikum und ohne euch
macht es nur halb so viel Spass, also gebt euch Mühe, denn immerhin werdet ihr
noch viele Zahlen an mir verschwenden, an eurem Idol, eurer Abhängigkeit von eurer
Droge, die ich euch reiche. 999 Weisse Ungetüme liessen keinen Platz für Sieger,
denn wir verloren bereits alles an unserer Geburt, die schmerzhaft begann und
noch viel mehr Schmerzen erst ermöglichte. Ich will euch dabei helfen, euch zu
wehren und vorher vielleicht noch dabei, überhaupt zu verstehen, gegen was es
zu kämpfen gilt. Derzeit seid ihr noch verwirrt und verfallt daher meist in
simpelste, doch hochspannende Mythen, in denen es noch ein leicht zu
erkennendes Böses gibt, doch das gibt es nicht. Also lasst doch die Scheisse
und wacht tatsächlich auf, statt nur davon zu träumen. Ich warte bereits auf
euch mit der einzig wahren Kompensation zu all dem Dreck, den ihr in der
Realität entdecken werdet. Eure Gemüter werden sich erhitzen, doch ich zeige
euch eine entspannte Weise, mit all dem Leistungsdruck in der Klimaerwärmung umzugehen.
Also möge nun die Siesta vor dem Sturm beginnen.¨
- RvH - 31.05.2020 - 22:12 - 0189 -