Zu den Waffen!

 
Gespenstig mutet es an, wenn sich Linksradikale den Boten der Dystopie runterladen und dabei nur bedingt schämen. Es ist das Gespenst des Anarchokommunismus, das sich mit einem dreckigen Maulwurf in ihrem Wundersamen Bunker eingebuddelt hat, um sich vor der untergehenden Aussenwelt abzukapseln. Und nun werden sie nicht nur abgehört, sondern können nach Entdeckung der ersten totgeglaubten Sicherheitslücke auch noch geortet werden. Zugegebenermassen waren beide Spionagetechniken davor auch nicht gerade unmöglich, wenn nicht gar üblich, doch die Abnahme der Bedenken in eigentlich aufgeklärten Kreisen ist bedenklich. Braucht der Abschaum denn wirklich diesen einen auserwählten Propheten, der lediglich an seinen eigenen Mythos glaubt, um ihn mit stichhaltigen Argumenten auf die langsam startenden, schon bald anrasenden Gefahren hinzuweisen? Werden diese ihn überzeugen können? Ich befürchte, dass einige dieser unliebsamen Zeigefinger vonnöten sein werden, die voller berechtigter Furcht in die Zukunft zeigen. Dort könnten sie entdecken, was selbst verwirrte Seelen sehen, wenn nicht erahnen und stellenweise erhoffen, um der Eintönigkeit der Erwerbsarbeit zu entkommen. Auch ein stetiges Entschlüsseln dieser hochkomplexen Machtstrukturen des Abschaums ist von zu wenig Spannung und zu vielen Informationen geprägt, als dass sie diese in einer simplen Aneinanderreihung von Suggestivfragen ihrem Gegenüber verständlich und überzeugend näherbringen könnten. So bleibt ihnen nur die erhabene Position eines Aussenseiters, der alles überblickt und allmählich mit vermeintlich Gleichgesinnten in die Schlacht zieht, übrig. Anhand einer solchen psychischen Verfassung ist es nicht verwunderlich, dass sie sich in Diskussionssituationen genau so ignorant verhalten, wie all die anderen, die genau wie sie der nächstbesten Mythologie verfallen sind, die sie erbittert in all ihrer Verbitterung verteidigen. Währenddessen steigen seit Jahrtausenden neben all dem streitsüchtigen Abschaum unendliche Zahlenkolonnen in die Höh, die ihre Schatten über die gesamte Welt werfen und damit den Blick auf den Boden der Tatsachen verdunkeln. Darauf können die Einfachen Geister meiner Spezies lediglich Umrisse ihres Abgrundes sehen, den sie selten adäquat zu deuten verstehen und fantasieren sich daher unterschiedliche Filterblasen zusammen, um dieser Leere und ihrer Angst davor zu entgehen. Dies gelingt ihnen - ungeschickt, wie sie sind - nur bedingt und verursachen damit meist einen weiteren Schrecken, der als Punkt in die Annalen ihrer Ahnen eingehen wird. Diesem Nihilismus verfallen, lagen sie die letzten Jahrzehnte mit einer Schockstarre in ihrem Alltag, bis ihnen dieser genommen wurde. Nun beginnt es also, die endgültige Einnahme des Abschaums, der durch nostalgische Verklärungen davon überzeugt war, dass dies einst anders gewesen sei. Was geschieht unter solchen Bedingungen also, wenn es beginnt? Der Untergang, der letzte Sprung in den Abgrund? Erst einmal solidarisieren sich die Esoteriker, die Hippies, die Verschwörungstheoretiker und die Nazis im Schatten der Maske und entdecken auch andere Gemeinsamkeiten, die sich mit dem Begriff der Floskel am besten beschreiben lassen. Wer es darauf anlegt, möglichst viele Menschen mit vorgeschobenen Ideologien von einer Einheit zu überzeugen, hat hier mit all den Untergangsfetischisten und Naivlingen ein leichtes Spiel. In den Anfangstagen des Vierten Reiches werden derzeit sogar noch Migrationshintergründe als solche abgetan, gar als Redenführer akzeptiert, um sich erst einmal zu sammeln. Es sind schon einige - die Schätzungen gehen weit auseinander und liegen irgendwo zwischen Tausenden und Abertausenden - und ein erster Angriff auf die symbolische Machtzentrale wurde bereits erprobt. Verrückte Dinge geschehen um mich herum, während ich mich dauerbekifft und halbdepressiv in meinem Loch verkrochen habe, um die letzten Jahre meiner Zwanziger zu überspringen. Diese naive Vorstellung eines heldenhaften Künstlers, der es für seine Berufung hält, alles für dieses ominöse Gute hinter sich zu lassen - gar sein Leben - könnte sich in den folgenden Jahrzehnten noch bewahrheiten, obwohl dies verzerrte Selbstbild mehr aus einem jugendlichen Übermut entstand, als durch eine realistische Einschätzung der aktuellen Zeitgeschichte. Nur mit einem Gefühl und einer Ahnung im Gepäck, reiste ich nach einer stürmischen Phase in die Einöde der Erwachsenen und hielt es dort nur für wenige Jahre aus. Es stellte sich nämlich mit jeder mühsam gesammelten Information heraus, dass sich in meinem Gepäck gar Zukunftsvisionen befanden, die mir - nach derzeitigen Einschätzungen zu urteilen - die nächste Botschaft schon jetzt bereithalten. Ein Traum wird war, denn dort hätte ich genügend Zeit, all diese Untergangsszenarien künstlerisch zu begleiten. 
 
- RvH - 20.09.2020 - 01:16 - 0221 -