Einstieg in die Zeitgeschichte

 
Die Apokalypse fing nicht erst ab dem Einschlag dieser mysteriösen Feuerkugel an, auch der Schwarze Tod der Postmoderne stellte der Beginn dieser Abwärtsspirale des Abschaums dar. Der Ursprung lag in ihren Genen, in ebenjener Codierung ihrer biologischen Masse, die sie alle gemeinsam haben, in welcher Form sich dieser Haufen Dreck auch immer ausgeprägt hat. Die Äusserlichkeiten waren nicht das Problem dieser Spezies, die Ausprägungen ihrer Gelenke gestaltete sich gar vorteilhaft auf unterschiedlichsten Ebenen, doch dessen Software konnte ihre Schäden nie beheben, was mich letztendlich in diese ausweglose Situation gebracht hat. Ihr kollektives Ableben erträumten sich bereits viele Dichter & Denker vor mir, doch in meinen Visionen, die ich damals auf meinem unwürdigen Blog veröffentlichte, lag eine bis anhin nie gesehene Unmittelbarkeit trotz der zu der Zeit inflationär angestiegener Untergangsfantasien meiner Artgenossen. Diese waren eher ein oberflächliches Symptom unserer Zeit, während ich selbst tiefer in die Materie abtauchte, ihren wahren Kern entdeckte. In diesem Jahre regte sich die Jugend zum letzten Mal und ihre Warnungen waren zuvor noch nie so präzise gewesen, doch wenige Monate danach schlug sie ein, die Pest des 21. Jahrhunderts. Sie kündigte sich an in den Schriften über die Kolonien des Virus und kaum gab ich diesen gescheiterten Versuch einer Reihe auf, fand ihre Reinkarnation in der Realität statt. Wie von der App des Nostradamus empfohlen, kam sie in China auf die Welt und verbreitete sich in wenigen Monaten über die gesamte Erdkugel, die sich vor Schreck in eine Scheibe verwandelte und der Abschaum selbst schreckte entweder hysterisch auf oder verdrängte journalistisch aufgearbeitete und unbequeme Wahrheiten über die Schwarzen Toten. Aber ich kann nicht weiter meine eigenen Toten verdrängen, die ich in den letzten Tagen Satan opferte. So rede ich es mir zumindest ein, weil es dann weniger schmerzhaft ist, sich einzugestehen, dass ich unwürdige Untermenschen erschossen habe mit ihrer eigenen Waffe. Sie haben es verdient, das weiss ich doch. Sie standen mir im Weg, auf meinem Weg hin zu der Machtergreifung in einer Welt nach Corona, als dieser Fluch - dieses Geschenk - einschlug und mich überleben liess, mich auserwählt hat, den Rest zu erledigen. Satans Seuche warf mich in eine Situation des puren Überlebenskampfes, in dem Neoliberale keine Chance mehr haben. Ich selbst erstaunlicherweise schon, denn mich kann nichts mehr nachhaltig schockieren und bremsen. Ich war bereits in Suizidgedanken, Drogensucht und Gewalt gefangen, als dass ich nicht aus jedem Scheiterhaufen eines Lebens auferstehen könnte wie ein Jünger Satans, wie der Antichrist. Von hier aus könnte ich gar in die Lüfte steigen und die Götter verjagen, die sich dort oben versteckt halten. Ihr Projekt einer friedlichen Welt ist endgültig gescheitert. Von hier oben sehen sie zu, wie sich eine einzelne Zelle ihrer übriggebliebenen Kolonien erhebt und seinen Mittelfinger in die Höhe streckt, während er sich mit der anderen Hand genüsslich seinen Penis massiert. Sobald seine Weissen Ungetüme auf dem Boden aufgeprallt sind, macht er sich auf den Weg in die halbeingestürzten Gebäude dieses Flughafens und Gott allein weiss, was er dort treibt. Seine Überwachungskamera zoomt bis an die Tore der Eingangshalle heran, doch kommt sie allein nicht weiter in die Räumlichkeiten hinein. So zapft Gott die totgeglaubte Elektronik dieser menschlichen Errungenschaft an und verschafft sich erst einmal einen ersten Überblick über die unliebsame Einrichtung dieses modernen Babylons. Bis auf ein paar eingestürzte Wände und Leichen scheint alles so zu sein wie zuvor. Nur ein einzelnes lebendes Subjekt läuft durch die Räumlichkeiten und kommt in einer Grossen Halle voller Flugzeuge an, von denen manch eines noch funktionstüchtig scheint. Hier steh ich nun, aus meinen Tagträumereien erwacht und es werde Nacht. Doch mein Geist ist hell wie die Sterne dieses lichtbefreiten Planeten, dessen Renaissance erst begonnen hat. Ein Künstler, vollbepackt mit dem gebündelten Wissen der Menschheit, muss dieser Zeitenwende nun noch eine letzte Handlung hinzufügen, bevor sie gemeinsam in ihr unwürdiges Ende finden, wo sich all das als lediglich den letzten Pinselstrich des Werkes einer gescheiterten Spezies entpuppt. Und die Welle brach schliesslich über Gonzo auf und er fiel zurück auf längst bewährte Verhaltensweisen und verfiel für die Kunst dem Schreibwahn - dem Wahnsinn. Und er stürmte los, um in der Apokalypse Angst & Schrecken zu verbreiten. Vor den Türen angelangt, sagt er ganz leise zu sich selbst: Steig ein. Und er stieg ein und flog los in die Zukunft. 
 
- RvH - 08.09.2020 - 20:50 - 0219 -