Reflektionsgehabe

 
Was ist denn bloss mit mir los? Ich verfalle immer öfter in erbärmliche Machtfantasien, in denen ich noch den niedersten Abschaum in meinem kreativen Wahn verbraten werde und das nur für die Genugtuung. Dabei leben doch nur in mir drin die einzig wahren Gegner, die mir halbwegs gewachsen sind. Zum einen hätten wir da den unausgelasteten Gonzo, der sich diese Schreckensszenarien der Blutrache ausgedacht hat und dafür verantwortlich zeigt. Eigentlich entstand er als Hommage auf Hunter S. Thompson - HST - da sich aus seiner Grundidee dies Konzept hier entwickelte. Er selbst verweigerte sich bis zum Schluss der Form des Blogs, da er zu sehr an seine Schreibmaschine gebunden war. So entstand - RvH - ebenfalls eine Referenz - und ich vollendete schliesslich im Internet, woran andere vor mir scheiterten. Erst drängte sich Gonzo in die Infobox hinein - zugegebenermassen mit dem nötigen Style - doch übernahm er schon bald die Hebel der Macht in meinem ehrenwerten Gehirne. Sogleich entdeckte er, dass er dadurch zufälligerweise auch die Rolle des Erzählers in meinem ersten Buch übernahm und so nahm er schliesslich auch Einfluss auf dieses. Nun manövrierte er mich in die ausweglos scheinende Situation, in der die Gefahr besteht, dass dieser Moderne Klassiker zu sehr den hier verfassten Apokryphen gleicht, zumal sich Gonzo auch die Freiheit nimmt, hier die Ideenfindung öffentlich zu präsentieren. Ein kleiner Funke Hoffnung im Kampf gegen ihn besteht allerdings noch, da es ihm noch nicht gelungen ist, meinen Körper und dessen oberflächliches Bewusstsein vollends zu übernehmen. Es gelangen ihm lediglich einzelne Übergriffe, die in kleinste Handlugen übergingen. Natürlich könnte man jetzt die Weltliche Malerei, die Schmierereien in den Zürcher Unterlanden, dieses Edding-Petting auch zu seinen Verhaltensstörungen zählen, jedoch möchte ich dieses kleine Hobby beibehalten, da ich Blut geleckt habe. Zum anderen hätten wir den wahren Feind - Satan - der mich gar zum Sektenführer ausbilden möchte. Er schickte mich auf Erden, um die Reste der Apokalypse niederzumetzeln, nachdem unsere Jünger sie endgültig in deren Abgrund gezogen haben. Wir sind da, um Angst & Schrecken zu verbreiten, um den Abschaum zu jagen, mit ihm zu spielen wie dies latent aggressive Kind, das ich war. Nun werden meine Fantasien endlich wahr, denn die Teufelskreise um mich herum haben mich längst umschlungen und in sich hineingezogen. Hier sitze ich nun - meine Gefühlswelt detailgetreu auf den Punkt gebracht - und ich staune über die Mauern, die sich heimlich um mich herum gebildet haben. Wie konnte ich nur so tief sinken? Gefangen in einem mittelalterlichen Dorf, das die Mordgelüste ihrer Ahnen vor den Augen ihrer Kinder ehrt, offenbart sich mir dies Kaff als eine Art offenes Sektengefängnis. Diejenigen, die beauftragt wurden, mich kritisch zu beäugen, haben wohl eine Entscheidung gefällt. Erste Verschwörungen zeigten sich über Umwege der Verwaltung zur Polizei in meinen Gemächern in den Gestalten von hohen Hausbediensteten, die mein Loch prüfend durchkreuzten und schliesslich noch den Ausländer im Haus schikanierten. So könnte man die ganze Geschichte nämlich auch sehen, sofern mein Kifferwahn es zulässt. In Wahrheit ist es mein geliebtes Gras, das mich immer schneller durchdrehen lässt. Es beruhigt nur noch in der Weise, dass es den eigens projizierten Entzugsstress für eine kurze Zeit ruhen lässt. Es verwirrt mich auch langsam, aber stetig und lässt mich in schwachen Momenten an ganze Persönlichkeiten und Götter, die meinen Verstand lenken, glauben und mittlerweile glaube selbst ich daran, dass es zumindest diese eine Projektion eines Menschen in mir gibt: Der Junkie, der aufgegeben hat. Doch wir haben nicht aufgegeben. Wir machen nur eine sehr lange Pause von dem Chaos da draussen, dass wir irgendwie beeinflussen wollen. Egal wie. Jedes Mittel ist recht, denn der Abschaum rast sehenden Auges in den Abgrund hinunter und bildet sich dabei ein, dies wäre nur eine etwas krasse Achterbahnfahrt. In Wahrheit ist es der Horror. Ein Drama, das sich einsam auf der Erde abspielt und als ein schlechter Witz endet. Die meisten haben ihn nie verstanden. Er ist wirklich nicht sonderlich gut. Immerhin liess er mich vor Schmerzen auf den Boden fallen und hier liege ich nun. Ausgelaugt und durchgebrannt. Abgedreht und uninteressant. Nur irgend so ein Naivling, der noch an das Gute im Menschen glaubt, doch die Hoffnung darin verloren hat. 
 
- RvH - 26.09.2020 - 20:07 - 0228 -