Die Gemächer eines Meisters

 
Ich bin von Irren umgeben. Allabendlich beginnen in diesem Kriegsgebiet die Schlachten von Neuem und die Armee dieser Untermenschenfischer läuten diese mit immer perfideren Methoden der Japanischen Klangtyrannei ein. Dies ist eine Kampftechnik für feige Hurensöhne, die sich pedantisch an den Grenzen zur Ruhestörung aufhalten, um dann minutenlang bis halbstündig durchzudrehen. Dabei kommen Waffen wie der 24/7-Klassiker Türknaller zum Einsatz, aber werden diesem 10-bpm-Takt noch leicht variierende Transportgeräusche hinzugefügt inklusive einem ballernden Marschrythmus, der sich durch den Altbaumix lebensnah so anhört, als ob er kommt und geht und runter und hoch und so weiter in seinen künftigen Tod hinein. Dieser Hurensohn soll leiden, nicht erst in der Apokalyptischen Zeitgeschichte, sondern bereits in wenigen Monaten. Mein Gegenschlag in der Form der Weltlichen Malerei ist entgegen ihrer vorläufigen Definition nicht auf Schmierereien beschränkt, sondern hinterlässt und hinterliess auch schon andere Spuren. Die Belohnung meines Schweinchens bezüglich meiner Kriegsgegner und Mitinsassen in unserer altmodischen Psychiatrie hat es mir vor Augen geführt. Die Waffe zeigte bereits seine Wirkung, noch bevor ich sie richtig ausgepackt habe. Und wenn ich erst so richtig da bin und meine Terroranschläge auf den Guten Geschmack erst einmal die nationale Bühne erreicht haben, werden auch nach und nach diese Weissen Geschenke ausgepackt, um kurz nachzusehen, was sich darin befindet. Während dieses Entdeckungsprozesses werden auch skurrile Geschichten eines lapidaren Nachbarschaftsstreit gesichtet und nach Belieben ausgepackt, woraufhin ich die Laufbahn einer gescheiterten Künstlerin und ihren Mitbewohner nachhaltig prägen kann, zerficken kann. Oder auch nicht, aber dies Gespenst schwebt im Raum und vielleicht tauchen dort manchmal auch reale Personen auf, die irgendwie nicht so ganz zu der Zielgruppe einer Polin in der Schweiz, die Japanische Malerei imitiert, gehören. Dies geschieht, wenn ein Krieg mit einem Rapper begonnen wird - frag Falk oder Fler - der soeben sichergestellt hat, dass hier auch ja eine quasi-öffentliche Person gedisst wird. Welch stürmischen Blitzkriege werden darauf folgen, sollten sich diese niederen Visionen bewahrheiten, noch bevor ich aus dieser Anstalt in diesem beschissen kleinen Kaff geflohen bin? Doch bis dahin bleibt mir noch übrig, diese unhaltbare Wohnsituation gelegentlich neu aufzuwärmen, damit das Feuer auch die restlichen Ungetüme erleuchtet, die sehnsüchtig auf neues Futter warten, das nur noch etwas näher an die Gemächer meines Homestudios zu treten braucht, um kontrolliertes Geschrei in ihre Richtung abzufeuern und schliesslich anzugreifen. Dies wird ein blutiger Zerfleischungsprozess sein als Rache all dieser vorangegangener kleinen Angriffe, die in ihrer Summe deren Schicksal besiegelt haben. Irgendwer muss diese beiden Untermenschenfischer doch bändigen und wenn wir schon dabei sind, aus dem Gebäude dieser in Zukunft legendären Gemächern - lokal bereits jetzt - eine chaotische Kriegsmetapher zu bilden, möchte ich erst einmal meine Lage schildern. Beginnen wir mit dem Raum, in dem ich und mein Sofa sich befinden. Durch das Fenster sehe ich die Finsternis der Nacht. Hinter mir dagegen befinden sich die Nachtlager meiner Feinde. Jenes des einen hier geschilderten Erzfeindes auf gleicher Ebene und dies eines anderen Trampeltieres unter mir. An dieser Stelle kann man mit wenig Glück nahezu stündlich zu jeder Tages- und Nachtzeit neue Symphonien des unachtsamen Daseins hören, auch ohne wirklich darauf zu achten. Denn diese abartigen Wesen sind ebenfalls die meiste Zeit an Ort und Stelle viel zu nahe an mir dran, obwohl deren Gemächer mehr Räumlichkeiten bieten als die Meinigen. Hier hört man auch die etwas weiter entfernten Eingangspforten sehr genau, zumindest von diesen beiden Menschen mit Menstruationshintergrund. Genossen, seht doch, wie ich mich mässige! Folgen wir doch diesen Geräuschen, die ebenfalls regelmässig viel lauter als nötig erklingen. Nun stehen wir in meinem zweiten Raum, der von diesen Geräuschen am meisten betroffen ist. Der Dritte scheint ruhiger zu sein, doch täuscht dieser erste Eindruck. Auch hier befinden sich höchstwahrscheinlich zwei Nachtlager wie auch das Meinige, zu selten Besuchte. Als ich das zweite mögliche Lager entdeckte, zog es mich endgültig auf das Sofa, um dort das Provisorium zu beziehen. Doch zurück auf das Bett, um des Nachts dem gelegentlichen Quietschen des Unteren zu lauschen. Dies stört eigentlich kaum, da in längst vergangener Zeit mein eigenes dieselben Geräusche von sich gab. Allerdings wird dort unten öfters noch vor einer angemessenen Ruhephase einer respektvollen Persönlichkeit gut und gerne stundenlang telefoniert, nur von kurzen Unterbrechungen geprägt, bevor dieser zwar relativ leiser, doch aufdringlicher Klang immer und immer wieder einsetzt. Das zweite potenzielle Lager an dieser Stelle machte sich - wenn überhaupt - durch mögliche Wixgeräusche dieses abartigen Hurensohns auf sich aufmerksam, der wahrscheinlich ein Menschenfischer ist. Diese Vorstellung war so abartig, dass ich sogleich floh und nun auf diesem Sofa gefangen bin. Langsam, aber ganz sicher drehe ich durch, doch ruhig Blut. Schaffe aus diesem Scheiterhaufen eines Lebensabschnitts eine mörderische Symphonie, um in dessen Lärme hinaus in die weite Welt zu ziehen und ein niedergebranntes Haus voller niedergetrampelter Seelen zu hinterlassen. Auf nie mehr wiedersehen, ihr empathielosen, aufdringlichen und erbärmlichen Wesen. Fickt euch. Mit meiner einstigen Nachbarschaft werdet ihr nicht prahlen können, denn ich bin der gestörteste Mann der Schweiz, ihr Opfer. 
 
- RvH - 25.09.2020 - 23:00 - 0226 -