Ein konstruktiver Ansatz

 
Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, den nachbarlichen Abschaum dahingehend zu konditionieren, dass er sich auf einmal darüber bewusst wird, was für einen Psychoterror er bei seinem Meister auslöst. Geschrei führt offensichtlich dazu, dass er sich gar nicht die Mühe machen will, gemässigter in seinen asozialen Verhaltensweisen zu werden. Zwar bleibt er öfters kurzfristig still, um dann aber gut und gerne in voller Wucht zurückzuschlagen mit einer neuen Stufe der Penetranz. Allerdings habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass ein entspanntes Entgegenwirken diesen kurzfristigen Effekt auch hat und vielleicht hilft ihnen solch ein Umgang eher zu verstehen. Wenn sich diese Art ebenfalls mit gelegentlichen Auswüchsen gesanglicher Natur mischt und verbindet, erkennen sie möglicherweise schon bald, dass die Geräuschkulisse in dieser Region unseres Gebäudes den Tag hindurch mir gehört. Sobald ich mich wieder dazu überwunden habe, in meinem Schlafzimmer zu übernachten, gibt es einen klaren Übergang der Tageszeiten und meine Präsenz in meinem Wohnzimmer - wenige Meter von den lautesten Übeltätern und ihren Betten entfernt - müssten sie in den wachen Phasen ohne verwertbares Material gegen mich einfach ertragen, wenn sie sich dazu entschliessen, selbst sich die gesamte Zeit im selben Raum aufzuhalten. Und hier liegt auch schon die vorläufige Lösung für diese miserable Lage vor meinen Augen und ich brauche sie nur noch umzusetzen. Einfach die Fresse halten und gelegentlich zwecks Druckablass das Sofaschlagzeug zum Einsatz bringen, bestenfalls in rhythmischer Abfolge. Hier ist mir so nebenbei ebenfalls ein geniales Werkzeug gelungen, das bei Bedarf noch weiter ausgebaut werden darf. Alleine aus der Neugierde heraus, inwieweit ich dessen Klänge in die Länge ziehen kann, müsste ich dieses wundervolle Instrument weiterentwickeln, um es vielleicht irgendwann sogar für die Musik verwerten zu können. So hätte ich die nötige Motivation, unterschiedliche Einstellungen auszuprobieren und gegebenenfalls in einer Aufnahme festzuhalten, dass ein virtuoses Spiel daraus entstehen kann. Aber zurück zu der ernsten Angelegenheit künftiger Erziehungsmethoden. Für ein solides Ergebnis in diesen Belangen benötigt es natürlich auf anderer Ebene das klassische Vorleben, wie sich in diesem beschissenen Altbau für das Wohlbefinden aller bewegt werden sollte. Aber an anderer Stelle ist es dafür umso notwendiger, Grenzen zu ziehen und das paranoide Stück Scheisse unter meinem Schlafzimmer davor zu bewahren, mich frühmorgens mit ewigen Telefonaten zu wecken. Ich merke es selbst, wie ich beginne, meinen Hass auf dies eine Subjekt abzuwälzen, dass sich durch unbedachtes Verhalten in meine Rachefantasien eingeschlichen hat. Hier sollte eine relativ simple Technik genügen, um sie zum Schweigen zu bringen und zwar mit diesem wundervollen Metalgeschrei, was sie einst wenige Stunden vor ihren üblichen Telefonstreichen in Angst & Schrecken versetzt hat, woraufhin sie mich verpetzt hat. Drecksack. Verständlicherweise war dieses eine Mal zu früh, um keinen Widerwillen zu provozieren, doch wird sie die angemessene Zeit beim nächsten Mal selbst festlegen und dann bleibt ihr nichts anderes mehr übrig, als ihre Fresse zu halten. Und so schliessen wir noch mit ein paar Rachefantasien bezüglich der gelegentlichen Landnahme dieser Untermenschenfischer in unserem gemeinsamen Bereich der Treppe, die sie freigiebig ihren Besuchern zur Verfügung stellen. Natürlich ist hierbei die einzige vernünftige Herangehensweise, diese Frechheiten einfach zu ihnen zu legen in einer Weise, die nicht unnötig provokant ist. Doch mir juckt es öfters unter den Fingernägeln, noch einen kleinen, unauffälligen Schritt weiterzugehen mit einem Mahnmal auf diesen Kleidungsstücken, ob es nun eine Signatur ist oder gar Promo für dies Ungetüm hier. Immerhin besitzen diese Geschöpfe den Wagemut, ihren Scheiss direkt vor meinen Augen, weit entfernt von ihren eigentlichen Gastgebern, zu platzieren, also müssen sie sich nicht wundern, wenn ihnen spätestens in ihrem eigenen Zuhause das spöttische Lachen vergeht, wenn sie meine Spuren entdecken. Und dann vielleicht auch die endlose Auseinandersetzung dieses Krieges, den ich bestimmt schon ein Jahr unermüdlich führe. Kann es sein, dass heute kurzweilig ein Erhellen meines Gemüts entstand mit all diesen positiven Aussichten der nächsten Tage und Wochen? Wohl kaum, denn schon morgen könnte mich ein neuer Wutanfall gefolgt von zeitfressenden Kundschaften erreichen, der die nächsten Schriften wieder verdunkelt, sofern ich diesen nicht produktiv ablenken kann. Doch auch dann wird es wieder dunkel. Ich freu mich drauf. 
 
- RvH - 28.09.2020 - 22:26 - 0233 -