Die Säuberung des Todes


Schicht um Schicht entblösst sich mein Loch und offenbart all den Dreck, von dem es schon viel zu lange verstopft wurde. Noch wurden keine Kadaver von ungebetenen Gästen gefunden, was ein gutes Zeichen ist. Vermutlich ist diese eine Maus die letzte übriggebliebene unter all denen, die bereits dorthin verschwanden, wo sie herkamen. Auch sonst halten sich böse Überraschungen in Grenzen, nur vereinzelte Stellen sind mit wenigen Glasscherben angereichert, die jedoch gut umgangen werden können. Nach einem erfolgreichen Tage, an dem dessen Ziel tatsächlich erreicht und nach draussen gestellt wurde, zeigt unter dem Strich der Boden schon mehr als die Hälfte seiner Oberfläche und motiviert meinen müden Geist, diesen Scheiss bis zum Schluss durchzuziehen. In exakt einer Woche wird die Linie des Todes erreicht, nur mit diesen Schandtaten hier hinke ich hinterher wie immer. Die alte Leier des Zeitdrucks, so beschreiben wir doch weiter das neue Antlitz des Loches, indem ich stecken geblieben bin. Die Reste der Kundschaften wurden zwar schon zu Hauf weggeworfen, doch noch immer schmücken sie in ihrer Masse die gesamte Fläche des Hauptraumes, indem ich mich stets befinde. Immerhin sind die meisten Stellen wieder begehbar und auch im Rest meines Missbrauchsopfers liegen keine grossen Hindernisse herum. Bis auf das eigentliche Schlafzimmer, das kaum genutzt wird, denn dort versammeln sich die meisten vollkommen überflüssigen Verpackungen meines präferierten Zuckergetränks, die wohl grösstenteils unsachgerecht entsorgt werden müssen. Zu wenig Volumen stand mir zur Verfügung, um diese darin zu verpacken und für eine reinrassige Zusammenführung sind diese beschissenen Dinger zu klein, als dass sich ein halbwegs würdevolles Packet daraus binden liesse. Auch egal, denn auch mit diesen noch zu komprimierenden Kartons benötige ich lediglich noch mehrere Abfallsäcke, bis das Grosse Saugen beginnen kann. Die Säuberung des Todes wird diese Aktion genannt, die alleine wegen des Zweckes geschieht, um ein Bullenschweinchen zufrieden zu stellen. Bis dahin folgen aber noch ein paar halbwegs aktive Tage - die nächsten beiden mal ausgenommen - in denen hoffentlich nicht allzu viele Zeitungen noch ausgegraben werden aus momentan noch nicht abschätzbaren Ecken dieses sehr kleinen Loches, dass sehr viel Müll in sich aufnehmen kann. Zudem kann ich noch nicht exakt sagen, was denn alles noch unter meinem Sofa zu finden ist. Ein, zwei Säcke voll von Aludosen auf jeden Fall, viel Kleinscheiss und vielleicht doch noch ein paar Türme der Informationsflut, denn die bisherigen scheinen mir zu wenig zu sein für die lange Zeit, in der ich kaum was davon gelesen habe. Immerhin haben sie mich nicht umgebracht, auch der Übermut ist zu klein, um so tief fallen zu können, dass ein tödlicher Aufprall möglich wäre. Meine Ungeschicklichkeit wird aber vermutlich an anderer Stelle zum Tragen kommen und zwar dann, wenn die Zeit gekommen ist, all diese grösseren, meist nicht gebrauchten Gegenstände in Formation zu bringen, in der sie deren Herr und Meister nicht stören in seiner Bewegungsfreiheit. Solche Umräumungsaktionen erinnern gerade bei so wenig Platz an Schiebespiele, die ein hohes Mass an Vorkalkulation erfordern, wenn ein ewiges hin und her verhindert werden sollte. Für die Nerven. Denn ansonsten folgen noch zahlreiche weitere Schäden inklusive Glasscherben, die ich hinterlassen werde. Mit ein wenig Glück dem künftigen Bewohner, doch wenn das Pech sich in seinen vollen Zügen auf mein erbärmliches Dasein ausbreitet, reisst es mich auf die Böden meiner Gemächer und überflutet den restlichen Müll mit Blut und all die Arbeit war umsonst. Wäre suboptimal, denn immerhin soll sich nach dieser langen Zeit das Loch mit den übertragenen Dreck, der in all dem Müll endete, füllen und ebenfalls nach draussen geworfen werden, wo es die modernen Sklaven schön schlucken und entsorgen sollen in ihren verdrängten Erinnerungen, die sie ebenfalls in solch eine depressive Phase werfen würden, sollten sie je an die Oberfläche gelangen. Und bei manch einem anderen käme dieser Aufprall deutlich schlimmer heraus als bei mir, da die wenigsten sich überhaupt auf solch eine radikale Pause vorbereiten könnten, weil undenkbar für ihre degenerierten Geister. Scheiss auf sie, denn bei mir läuft. 

- RvH - 29.07.2020 - 23:42 - 0209 -