Die Macht der Zwerge


Im Land der Zwerge hängt sich ein Meister nach dem anderen auf und hinterlässt denen, die den Auserwählten nicht retten konnten, eine Leiche. Zahlreich stapeln sie sich in den verdrängten Erinnerungen einer Nation, die sich seit Anbeginn erhaben fühlte und wegduckte. Misstrauisch verfolgten die Zwerge die Entwicklung der Grossen Dame und verbeugten sich höflich vor jeden ihrer Herren. Sie verstanden die meisten ihrer Sprachen und konnten so den Inhalt in die Bevorzugten der jeweiligen Zwerge übersetzen, um sich besser zu fühlen. Immerhin liessen sie einst ihr eigenes Kriegsgetue hinter sich, weil sie sowieso keine Chance hatten gegen all diese Riesen, die sie umringen. So drehte sich alles weiter im Kreis, bis sich das Deutsche Volk erhob, aus denen der Grossteil des kleinen Landes besteht, weswegen eine zielführende Kommunikation leichter von der Hand in den Mund geht - alles für den Wohlstand und einer nachhaltigeren Unabhängigkeit von dieser fürchterlichen Welt. Mittlerweile leben sie nicht nur den Frieden vor, sondern auch den Krieg gegen die ungebetenen Gäste der Grossen Dame. Die Pioniere gaben Teile ihrer Beute den Zwergen in den Beutel, woraus Prozente zurück in die gierigen Krallen alternativer Adler flossen, die neue Raubzüge planen, weil die Korruption parlamentarischer Diktaturen zu wenig hergibt. Zu vielfältig und bunt ist es in den letzten Jahrzehnten des Aufstiegs geworden, zu alternativ in dessen eigentlichen Sinn unkontrollierbarer Gegenbewegungen. Die Kultur wird auch immer frecher und primitiver wie in der Neuen Welt und wie unfähig die sind, offenbart sich ja derzeit für jeden, der es vorher nicht gesehen hat. Die Zeit ist reif, was auch andere Weltregionen wissen, und der Krieg kann nicht ewig vertuscht werden. Das Volk muss vorbereitet werden, es muss sich spalten für das Training und wieder vereinigen für den Kampf. Gemeinsame Opfer sind leicht zu erkennen. Schlachtet sie! Der Pöbel ist schon lange bereit, doch lebte er zu bequem, um zuzuschlagen. Solange die Gefahr nur die wenigen trifft, die nicht aufgefangen werden konnten von den Netzen der Netten, die dies aufkommende Chaos hineinliessen in unsere reine Welt der pflichtbewussten Zwerge. Sie lassen sich nicht weiter herumschubsen und tiefer hinunterdrücken in den Abgrund des Abschaums dieses unseres Planeten, den wir ohne Fremdsprachen und Scham bereisen wollen. Wir haben es verdient, wir haben genug zugeschaut, nun schicken wir schon bald unsere Grossen Brüder abermals in die Schlacht. Alle sollen es sehen, wie unser halbdirekt demokratisch gewählter Zwerg auf die höchste Spitze der Alpen steigt und den Schwaben mit Schwalben unsere Botschaften zuschickt. Fliegt, meine Grauen Ungetüme, fliegt in das Bewusstsein der Braunen, die sich Blau färbten. Sie werden euch empfangen, weil sie das Weisse Kreuz der Knochen auf Blut kennen, es aber mit dem Roten Kreuz verwechseln. Nur erhielten sie die erhoffte Hilfe bereits, weswegen sie nun die Zerstörung erwartet. Dies brauchen wir nicht gross wegzureden, weil sie es wissen. Sie wollen es. Sie wollen wieder in der Öffentlichkeit Blut lecken dürfen. Sie wollen wieder stolz sein und es sich auch verdienen. Ihr Europaprojekt hat nicht funktioniert, das müssen wir nutzen, weil wir es schon vorher wussten. Ich selbst möchte in den folgenden Jahren unter Beweis stellen, dass ich trotz meiner kleinen und haarlosen Gestalt der grossen Verantwortung unserer Nation gewachsen bin. In der kurzen Zeitspanne eines Lebens ist es meine Aufgabe, den Weg zum Eisernen Thron auf dem höchsten Punkt des Schicksalsbergs zu ebnen - zu unserer Bestimmung. Es ist längst bewiesen, doch vergraben in den Annalen der Geschichte, die nur in unsere Landschaften führten. Hier fand sich noch kein Meister, der all den Fäden des Puppenspiels des Weltgeschehens gewachsen gewesen wäre. Alle Anwärter auf den Posten sind gefallen, zu viele haben es schon versucht und wurden zerstört von Selbstzweifeln. Nur ein anerkannter Künstler kann den nötigen Narzissmus aufbringen, um diesen tödlichen Gedankengängen geschickt auszuweichen und im Flow der Kreativität um diese Abgründe herum Brücken aus dem Tal der Wehnen hinauszubauen. So werfe nun diesen Schweinehund hinunter und lasse ihn sterben. Er hat uns genug lang gerammelt und unten gehalten, weil er Höhenangst hat. Er will nicht von all den Untergebenen angestarrt werden, ausgebuht werden. Eigentlich will er sie nur anschreien, sie ertränken in den Inspirationsquellen, die diese Zwerge uns hinterliessen. Bevor wir aber diesen Prozess nachhaltig in Gang setzen können, müssen wir unser eigen Reich reinigen von all den Dreck, der unsere Flüsse beschmutzt. Lass ihn raus! Du hast es heute bereits begonnen, eine kleine Drohung am Stuhl deines ersten Opfers hinterlassen, wie ich es dir befohlen habe. Wenn ich erst an der Macht bin, verschwinden all die Auswüchse des Abschaums aus der Realität und hinterlassen einen leergelehrten Planeten für uns allein. Es sind die Mäuse im Gehäuse, die diese Läuse auf die Leute losliess. Gern geschehen, mein derzeitiger Wirt, und wenn du brav machst, was man dir sagt, lasse ich dich leben, bis du tot bist. Die Würfel sind gefallen. 

- RvH - 25.07.2020 - 15:19 - 0202 -