Des Meisters Klagelied


Die Truppenbewegungen sind wieder im vollen Gange. Scheinbar unbeeindruckt von der eingerissenen Mauer stampfen sie nunmehr seit 3 Tagen über die Scheiterhaufen und respektieren zumindest vorerst die Grenzziehung durch deren unbewohnten Siedlungsgebiete hindurch. Währenddessen in den Gemächern des Meisters läuft die Säuberung stetig ganz langsam voran, unterbrochen nur von längeren Pausen, die das Erreichen der Ziele noch nicht verunmöglichen. Doch heute ist es soweit, für einen besseren Eindruck in des Wächters müden Blick ist es vonnöten, den Grossteil von Kartons und Zeitungen vorzubereiten, um ihn morgen pünktlich nach draussen zu stellen, wo sie wie von einer sehr lauten Geisterhand verschwinden. Gestern dagegen schlich abermals ein bereits bekanntes Wesen seine Teufelskreise durch die Gemächer, wo sie die letzten Wochen unentdeckt blieb. Nun beginnt auch dieser Kampf erneut und fickt mein Kopf, der lauthals UMF! schreit. Er verlangt nach einer Dosis Black Metal, um diese Dämonen zu vertreiben. Sie sollen zu ihrer Beerdigung im Dunklen Schein meiner düsteren Fantasien geführt werden, um sie auf ihrem Sterbebett zu schlachten. Meine Seele löst die Ketten der Ethik, die meinen Wahn nur an sein Sofa fesselt, auf dem unvorstellbare Dinge nur in Gedanken geschahen, in Wort und Schrift. Nach der Androhung eines Attentats folgt schon bald dessen Umsetzung, übersetzt in die Gegebenheiten, die mich umgeben. Ich will in Freiheit leben, doch die zynischen Wohnbedingungen, die mir der Abschaum auferlegt, engen mich in den intimsten Bereichen ein, ermöglichen mir gar intimste Einblicke in die unwürdigen Leben anderer. Virtuell eingebildete Zahlen verhindern noch ein Vorankommen unter optimalen Bedingungen und nur schon unter den aktuellen stehen mir Weltreisen offen - ebenfalls durch die Virtualität. Nur die Dämonen halten mich davon ab, die sich in widerwärtigem Abschaum verbergen, seit 4 Jahren nur durch ihn symbolisiert werden. Erst zeigten sie sich in der Form von Vorsicht gegenüber Gehörgängen, die vielleicht empfindlich darauf reagieren, doch entwickelten sie ihre Erscheinung weiter und mutierten erst zu Gegnern, die etwas stören und dann zu Feinden, die ausgelöscht gehören. Ich pisse auf diesen ekelhaften Abschaum neben mir und penetriere nach ihrem Tor zur Welt auch noch die Organe, die ich einst zu schützen glaubte. Auf solche Empfindlichkeiten darf ich keine Rücksicht nehmen - das weiss ich doch - aber weswegen konnten mich die Dämonen in die vollkommene Tatenlosigkeit werfen? Zu Beginn meines Auszuges aus des Erzeugern Einfamilienhaus war dieser Übermut noch kaum zu brechen, trotz des heiseren Geschreis, das ich damals fast zum ersten Male rausliess. Das allererste Mal fand in meiner Jugend statt, immer an diesem wöchentlich stattfindenden sturmfreien Tage und amateurhaft versuchte ich meine missratenen Lyrikversuche in den Takt zu bringen. Doch was mir damals noch relativ schwerfiel, ist mittlerweile kein Hinderungsgrund mehr, der mich zurückhält. In wenigen Wochen könnte die erste Geburt stattfinden - ein süsses kleines Demo - und ab diesem Moment ist die schwerste Hürde geschafft. Danach beginnt die Weltreise durch mein wundervolles Stimmorgan, worin ich allerlei aufsammeln werde, was ich bereits von aussen entdeckt habe. Düstere, verletzte Klänge brechen immer wieder ganz scheu aus einer müden Kehle heraus, die meist zugeschnürt von Ketten nur das Nötigste vorantreibt. Zusätzlich werden sie durch die tägliche Einnahme des Grauweissen Rauches geschädigt, angegriffen, mit Teer überdeckt und gefedert, damit auch gar kein angemessener Ton aus ihr dringen kann. Zwischendurch geschieht es trotzdem - kaum in der gewünschten Form - aber mächtig, wütend, brutal. Die gesamten Räumlichkeiten nimmt dieses unkontrollierte Geschrei ein, die Schallwellen durchdringen all die hellhörigen Wände und dringen überall vor. Dies Kunststück unterlegt mit den Vorlagen von Musik & Lyrik, kontrolliert und einstudiert, müssen dann nur noch eingefangen werden und in die weite Welt des Internets entlassen werden. Und schon beginnt eine neue Offensive der Streetpromo mit bereits vorskizzierten Werbesprüchen, die das essenzielle Medium einläuten werden und wer weiss, was dann geschieht. Ich habe gigantische Träumereien in meinem Bewusstsein herangezüchtet, nun sind sie volljährig. Entlasse sie doch endlich aus deinem kaputten Heime eines niedergekifften Geistes und starte den letzten Entzug deines Lebens. Ach nö, Selbstgespräche, das hatten wir schon mal. Der treue Leser dieses Weisse Ungetüms ahnt es schon, unser aller Meister zieht jeden einzelnen von uns abermals in seine Teufelskreise hinein. Dann ziehen wir deren Linien hektisch wie die Maus im Haus entlang in die Abwärtsspirale des Todes und verenden gemeinsam in unseren Abgründen. Dies ist die Essenz des Meisters Klagelied. 

- RvH - 29.07.2020 - 15:28 - 0208 -