Das Gelbe vom Gifte


In meinem ehrwürdigen Geiste findet kein Kampf zwischen Engel und Teufel statt, sondern zwischen Gonzo und Satan. Eine Verstandzerfickung vom Feinsten, von der ich jede Sekunde meines erbärmlichen Lebens live Zeuge werde, bringt mich noch um unser aller Objekt der Begierde. Schon viel zu lange dauert diese Session, bei welcher mein Körper gefesselt auf dem Sofa meines Loches daliegt und widerlichste Gerüche erträgt, die er rauchen muss. Das Kraut bahnt sich so seinen Weg in Körper & Geist, um ihn von innen steuern zu können. Eine Hölle der Droge breitet sich aus und brennt das Neuronenspiel durch. Der kleinste Funke wird genutzt, um ihn zu verbalisieren und hinaus in die weite Welt zu lassen. Wirre Zusammenhänge scheinen sich zu entfalten, doch dies ist ein Trugschluss und rein zufällig entstanden - wie dieser Abschaum da draussen auch. Er ist mir ein schleimiger Dorn in meinem Auge des Sturms, der immer öfters ausschlägt - auch in der Öffentlichkeit, aber nicht öffentlich. Die Opfer immer willkürlicher, die Provokationen erbärmlicher. Erbärmlich aufschrecken lässt mich auch die drohend nahe Linie des Todes, die ich mir nicht selbst auferlegte. Die ist echt, erst recht in gut einer Woche. Machbar, aber mühsam. Und darunter muss jeder mir zufällig über den Weg laufende Abschaum leiden, der sich darüber amüsieren will, um das Leid nicht ertragen zu müssen. Aber er muss es ertragen. Er soll brennen, durch die Hölle in mir angeheizt, soll er unter denjenigen Umständen ausgelöscht werden, die sich ergeben. Mir ist es einerlei, der Druck muss einfach raus. Es sollen Stürme um mich entstehen und mir neue Gegner liefern. Dafür müssen mich meine Herren nur von meinen Fesseln befreien und mich auspeitschen, um mich zu motivieren, härter durchzugreifen. Ihre Krallen sind noch nicht tief genug gekommen, als dass ich überhaupt auf die Idee käme, zu flüchten und den letzten Ausweg zu wählen, damit ich nicht an der Obdachlosigkeit zugrunde gehe. Ich muss morden, wenn sie ihr Ziel erreicht haben. Sie sind kurz davor. Soll ich sie hineinlassen? Hier in meinem Geist, meiner Seele? Diese kleine Diva verlangt nach Unterhaltung, nach unerwarteten Handlungssträngen, die ihre Finger direkt in die Wunde der Gesellschaft drückt und mich als Allsehendes Auge gleich auf der Spitze des Eisbergs platziert, um zu dokumentieren, was ich wahrnehme. Der Geruch vom Gelben Gift steigt mir die Nase empor und verlangt um Einlass in den Tempel, den ich kaum pflege. Es will all die Scheisse in mir drin mal ordentlich durchspülen und sie bierschiessartig hinausfliessen lassen. Der Prozess zu dieser Art von Selbstzerstörung ist längst eingeleitet, da die Kundschaften erfolglos blieben. Gonzo gefällt das. Jetzt hat er die Macht über mich für einen Abend lang, bevor das Höllenfeuer sich wieder entfacht. Derzeit wird es durch das Gift flachgehalten, wobei schon bald die Auswirkungen des zischenden Dampfes folgen werden, der während des Konsums entsteht. Das Gerüst dieser Abwärtsspirale steht bereit und wird von Tag zu Tag stabiler und die Konsequenzen erträglicher - fast schon erfreulich. Wenn ich in meinem kleinen Nachbarschaftskrieg die Giftbombe hinzufüge, kann dieser Abgrund wohl kaum noch abgewandt werden. Es würde viel zu viel Spass machen, mitten in der Nacht an die Mauer zu schwanken und die Zündschnur zischen zu lassen, um gleich darauf einen entnervten Gegner flüchten zu hören. Bestenfalls dringt dessen Geruch durch die Mauer hindurch und verbreitet sich im gesamten Feindesloch. Fast schon habe ich mir hier eine kleine Obsession herangezüchtet, die mit jedem Ton der puren Ignoranz dieser UMF weiter anwächst, bis sie platzt und in den Nahkampf übergeht. Fantasien diesbezüglich sind genügend vorhanden und müssen nur im richtigen Moment abgerufen und auf meinen Gegner - meinem Feind - angewandt werden. Ein glorreicher Sieg wird es sein, der mich heimsuchen und mir zusätzliche Aufräumarbeiten bescheren wird. Nicht nur Staub und Müll gilt es dann zu entfernen, auch organisches Material reiht sich schon bald in meinem Erfahrungsschatz ein. So lerne ich immerhin noch ein paar essenzielle Sachverhalte in der kommenden Apokalypse, die ich seit längerem schon vorskizziere und auch die Blutleckung geschähe früher als gedacht, was mir noch nützlich sein wird. Wenn ich den Test der Spurenverwischung erfolgreich abgeschlossen habe, eröffnen sich mir all die Wege eines Psychopathen, die ich bislang kaum sah in meiner Verbitterung über die Weltlage und wenn doch, tendenziell eher ablehnte, auch wenn einem Mordfantasien Trost spenden können, wenn man sie nur tief genug in sich hineinlässt. Auch die zweite Dosis des Gelben Giftes liess ich in mich hinein und beende sie nun zeitgleich mit der aktuellen Schlachtung dieses Weissen Ungetüms. 

- RvH - 26.07.2020 - 22:41 - 0204 -