Kranke Gedanken von kranken Menschen. So
lautet der Name für die Apokalypse dieser Menschenbrut, aus der wir alle
stammen, die wir das hier lesen. Für euch ist es nur ein schwer zugängliches
Etwas, das sich irgendwie in euer Leben gedrängt hat und herumpickst wie eine
Biene. Daher erstarrt ihr erst und hofft, dass sich diese Situation von alleine
löst. Wenn ihr keine emotionale Verbindung zu diesem Weissen Ungetüm habt,
könnt ihr das gerne machen. Doch ansonsten erwarte ich vollste Hingabe für mein
Werk. Kommt herein, meine Kleinen, ihr seid herzlich eingeladen in meinem
Kopfe, der euch von seinem Wahnsinn berichtet, wie er es auch schon damals tat.
Ihr habt es nie richtig verstanden, sondern mich lediglich für verrückt
erklärt. Ihr mit euren Strategien, diesen Schmerzen auszuweichen und dabei die
Realität nur als ein Spiel anzusehen, das ihr nicht verlieren wollt. Ihr seid
die wahren Verrückten, die die ganze Zeit verwirrt herumirren und nie die Ruhe
finden, die sie suchen. So auch diese andere Wahnsinnige, welche euch mit ihrem eigenen
Rückzug schon damals irritierte, da ihr deren Wärme eigentlich brauchtet. Auch
ich brauchte diese Wärme, um euch auszuhalten. Ihr wart nicht immer nett zu
mir, manchmal sogar bedrohlich und verletzend, doch ich habe stets versucht,
Verständnis für euch aufzubringen. Diese Wahnsinnige hat mir dabei geholfen,
euch besser zu verstehen. Sie kannte eure Leiden schon länger als ich und hatte
daher einen Vorsprung in der Analyse von eurem gestörten Verhalten. Und ja, wir
haben immer über euch gesprochen, über jeden einzelnen von euch, doch das taten
wir stets mit dem nötigen Respekt euch gegenüber, den ihr mir gegenüber oft
verwehrt habt. Nicht immer offensichtlich, doch sehr deutlich und unverfälscht
aus der Perspektive eines so sensiblen Menschen wie mir. Also lasst eure
kleinen Notlügen und Rechtfertigungen, die mich selten täuschten. Ich habe euch
schon längst durchschaut und habe doch fast 27 Jahre ausgehalten. Doch jetzt
ist erst einmal Pause angesagt für Papa. Er hat sich verrechnet, wisst ihr das
schon? Nein, denn ich hatte stets Angst davor, euch Schwächen zu zeigen, da ihr
ansonsten darauf herumtrampelt wie zurückgebliebene Halbaffen, die auch mal
nach unten treten wollen. Denn das seid ihr aus meiner Perspektive. Und doch
bin ich euch durchaus dankbar dafür, dass ihr mich aufgezogen und mir immer
Futter gereicht habt, auch wenn ich vieles davon gleich wieder rausgespuckt
habe. Anscheinend wollte ich mir als Baby schon nicht von euch vorschreiben
lassen, was ich zu tun und zu fressen habe. Ich war wohl schon damals der
Erwachsene im Haus, umgeben von Kindern, die gerade Eltern und Grosse Schwester
spielen. Und kaum seht ihr mich länger als eine Woche nicht, erfriert ihr innerlich, aber statt euch das einzugestehen, malt ihr euch Schreckensszenarien aus, wie
ich mich im Dschungel hier oben verirre und runterfalle. Ich bin bereits
gefallen, ein Engel auf Abwegen, der nun in die einzig wahre Sekte Satans eingetreten
ist. Und zum Eintrittsritual gehört nun mal auch, mich von meinen Liebsten zu
trennen. Wisst ihr, meine Lieben, ich hatte schon als Kind den Traum, eines
Tages Satan zu dienen und alles zu tun, was er von mir verlangt. Ich weiss
nicht, wie ich so devot werden konnte, doch es gefällt mir, wie eine Figur
behandelt zu werden. Ein Clown, der nicht lustig ist wie alle Clowns und doch
macht er Witze über alles Mögliche, bis er auf die Fresse bekommt. Ich diene in
Wahrheit der Unterhaltung meines Herren und es gehörte bereits zum Spiel, dass
ich mich für wichtig, gar den Antichristen gehalten halte. Er fand es amüsant. Ich
bin erleichtert, dass ihm das Spiel gefallen hat, doch anscheinend wird es jetzt
ernst. Es gab schon den ersten Seitenwechsel, ein wichtiger Jünger hat sich
bereits von seinen Tätigkeiten als Zombie zurückgezogen. Er schleimt sich zwar
noch bei Satan ein, doch ich bin mir nicht sicher, ob es ihm gefällt, dass er
nicht tut, wie ihm geheissen. Sogar die Apokalypse hat Seiten an sich, die an
eine Soap erinnern. Nur ist das kein Spass, ich dummer Hofnarr, die Witze
schreibt hier immer noch der Ghost Satans. Soweit zu meinem Alltag, meine
Lieben. Wie ihr bestimmt am Schlagbegriff der Sekte gemerkt hab, verspotte ich
euch gerade. Einer der beiden Wahnsinnigen aus der Familie ist nun
tatsächlich in eine Art Sekte abgetaucht, doch sie bleibt euch dennoch erhalten,
zumindest in ihrer physischen Form. Für euch verhaltet sie sich immer noch auf
die gleiche Art und Weise wahnsinnig, doch das ist Teil des Konzepts ihrer
Sekte. Probleme werden nicht wirklich aufgearbeitet, sondern gemeinsam
verdrängt. Daher bleiben die Verhaltensweisen dieselben wie schon immer. Aber
ich sehe die Unterschiede. Doch für sie sind es leider nur irgendwelche
verwirrten Gedanken, statt ernstzunehmende Kritik an der Kraft ihrer Herrlichkeit,
in Ewigkeit, Amen.
- RvH - 10.08.2019 - 22:41 - 0033 -