Abgesang auf die Wärme


Der Winter naht. Ich sehe ihn schon kommen. Die Temperaturen werden wieder angenehm für eine kurze Zeit. Danach wird es wieder kalt. Dann wieder angenehm, um dann in der Hitze den Kreis zu schliessen, vollgeschwitzt und stinkend. Schöne Aussichten. Ich selbst bleibe der gleiche kleine Stern, der hoch hinaus will und doch nur vor sich hingammelt. Eine kleine Sonne, die irgendwann zu einem Mond wird mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich auflösen werde. Ein richtiger Mond bleibt Jahrmillionen bestehen. Ich nicht. Nicht aus Trotz. Die Biologie hat es nicht vorgesehen. Sie mag mich nicht besonders. Sie hat mir nur ein Bewusstsein geschenkt, um mich selbst hassen zu können. Und das tue ich im Namen Darwins aus voller Leidenschaft für die Kunst. Nur ein wirres Zusammenspiel von Neuronen ohne praktischen Nutzen. Das ist der Sinn meiner Existenz. Nur eine Erfindung meines Möchtegerngeistes, der nur von einem tierischen Körper abhängig ist und mit ihm vergraben wird. Oder verbrannt und als Asche für niedere Symbolik missbraucht. Oder als Kokainersatz. Auch ein Meister unterliegt mal Ermüdungserscheinungen, doch das ist Teil des Trainings. Ich ziehe mich mit jedem Eintrag weiter hoch hinaus aus der Hölle, um mir regelmässige Erfolgserlebnisse zu bescheren. Und ich hinke ein bisschen hinterher. Viel zu tun in naher Zukunft. Mit dem Ende des Sommers geht auch der zweite Monat vorbei nach der Geburt dieses einen Wahnsinnigen. Selbstreferenzielle Scheisse. Ich liebe es, wie nur ein Psychopath es kann. In genau drei Monaten wird es sich entscheiden, ob diese eine Zahl nur ein Name bleibt oder den Beginn dieser Saga darstellt. Ich sage Nein zum frühzeitigen Tod, das verspreche ich im Namen Satans und seines Heiligen Geistes, der den Meinigen lenkt. Ich darf seinen Einfluss nicht hinterfragen, das langweilt ihn. Und wenn er gelangweilt ist, jagt er seine Vergewaltigungsopfer, die ihm seiner Unterhaltung dienen. Doch ich bleibe stark und fliehe irgendwann von meinem einstigen Zuhause, welches er eingenommen hat, um dort die Hölle auf Erden zu errichten, von wo aus er seine Geschicke lenkt als ehemaliger Bastard. Referenzielle Scheisse, die den Bogen spannt und dabei direkt auf meine Genitalien zielt. Zum Glück sind diese nicht allzu gross, was es schwerer macht, sie zu treffen. Doch nackt an einen Pfahl gefesselt wie nur ich es je war in der Menschheitsgeschichte, die von epischen Sagen durchtränkt ist, kann ich schlecht ausweichen. Vielleicht möchte er ihn auch nur abschneiden und essen, doch merkt beim Kochen, dass der Penis nur ein Muskel ist und somit eingeht, wenn er nicht mehr von Blut durchströmt wird. Wie alle kranken Gedanken sind auch diejenigen nicht nur in meinem Kopf entstanden, sondern in anderen. Ich selbst schmücke mich lediglich mit deren Geschichten, da ich selbst viel zu uninteressant bin. Vielleicht bin ich doch nur ein billiger Abklatsch von diesem süssen, fetten Bauer, denn der hat wirklich alles erlebt. Ich selbst erlebe nur manche Dinge nach und nach in jeweils gemässigter Form und nicht einmal ständig. Und doch lähmen mich diese Erlebnisse in Kombination meiner standhaften Empathie, die nie erlosch. Ich Glücklicher, ich blieb ein Mensch. Ich möchte aber ein Monster werden, ein reflektiertes Monster, das sich nahezu poetisch ausdrückt. Klingt langweilig, ich weiss, und wer diesem ersten Eindruck verfällt, wird mich auch nie interessant finden. Zwischen den egomanischen Phasen tue ich das auch nicht wirklich, doch währenddessen bin ich der grösste Künstler, den es je gab und geben wird. Und trotzdem hänge ich immer noch im tiefsten Untergrund irgendwo zwischen der unteren Hölle Satans und der oberen Hölle der Menschen. Dort verweile ich und schaue spöttisch hinunter. Ich höre die Geräusche, die er macht, um sich auf sich aufmerksam zu machen und eine kleine Bestätigung von mir zu bekommen. Nur sehe ich ihn kaum und möchte das auch nicht. Doch er taucht immer wieder vor meinem geistigen Auge auf, mit jedem Geräusch, die jedoch andere machen. Er hat sich in meinem Kopf eingenistet. Ich sehe sein Gesicht in den anderen. Sie alle stellen eine weitere Entwicklungsstufe dar, die er ebenfalls erreichen könnte. Es sind immer traurige Gestalten. Sie zwängen sich allen um sich herum auf, teilweise sogar mir. Ich würde sie am liebsten verprügeln, um sie von mir fortzujagen. Sie sind mir lästig, diese Schmeissfliegen, die um mich herumfliegen und sich an mir nähren. Der Winter kommt bestimmt und dann werden sie alle erfrieren. Innerlich sind sie das schon, wenn sie überhaupt je Wärme gespürt haben. Die Natur jagt ihm immer grössere Angst ein, mich nervt sie nur. Ihr Wesen wurde schon vor langer Zeit gefickt, was sie oft unnatürlich erscheinen lässt. Und das nervt mich. Ich nerve mich selbst, er tut es hoffentlich nie wieder. Sonst verprügle ich ihn. Bastardjunge.

- RvH - 15.08.2019 - 16:34 - 0037 -