Ein einsamer Junge kämpft sich durch die
Menge. Sein Blick ist voller Zorn auf die Menschen gerichtet, die ihm im Weg
stehen. Er möchte nur in Ruhe seiner täglichen Beschäftigung nachgehen, doch
jedes sehende Augenpaar erschwert ihm sein Vorhaben. Nötigenfalls tanzt er den
Klaus Kinski, um sich seinen Weg freizuräumen. Seine Gegend gehört ihm alleine,
sie sollen es alle endlich begreifen. Sie sollen ihm lediglich die Geschäfte
vollräumen, damit er genug Nahrung hat, um zu existieren. All seine Kraft, die in
ihm innewohnt, reicht in all ihrer Stärke dennoch nicht aus, um sich selbst zu
versorgen, oder auch nur dieses Spielchen mitzuspielen. Er ist müde, doch traut
er sich selten des Nachts in sein Schlafzimmer, welches weit entfernt ist von
seinem Sofa, wo er sich gerade befindet. Von hier aus kann er sein Bett sehen, doch
von dort aus nicht das Sofa. Und die Toilette wäre weiter entfernt. Also bleibt
er hier, bis er nicht mehr wach bleiben kann und schläft seinen mässig
erholsamen Schlaf. Die nächste Morgendepression kommt bestimmt. Und sie kommt
direkt durch seinen Mund hindurch in sein Gehirn, die es lähmt, bis er sich
daran erinnert, dass er noch die tägliche Arbeit zu verrichten hat. Der Teufelskreis
geht weiter, auch ohne Job. Das Bedingungslose Grundeinkommen wäre in seinem
kleinen Scheissland zum optimalen Zeitpunkt gekommen, doch es wurde abgelehnt.
Er ist umgeben von Idioten. Deren kalten Seelen wurden während des Sommers abermals
nicht aufgewärmt trotz Hitzewellen, die selbst für sein 27-jähriges Leben ein
neueres Phänomen zu sein scheinen gemäss seinen kindlichen Erinnerungen. Doch das
Erinnerungsvermögen seiner Zeitgenossen ist auf Boulevard getrimmt, weswegen
sie sehr vergesslich sind. Sie werden quasi belohnt für ihr konsumsüchtiges
Verhalten. Nur sein eigenes bestraft ihn. Der Schweiss kämpft sich durch die
verstopften Poren und verursacht dabei ein unangenehmes Gefühl, das ihn noch
stärker schwitzen lässt. Er ist umgeben von Teufelskreisen. Sein innerer Satan zeichnet
sie um ihn herum und er glaubt an ihre Grenzen. Sie wurden immerhin von ihm
selbst geschaffen, weswegen sie nicht so schlimm sein können wie diese anderen.
Und er kommt nicht einmal aus diesen heraus. Ein Weisses Ungetüm macht sich
jedoch auf den Weg nach draussen, doch irritiert es diejenigen, die es
erblicken. Dessen Wesen ist schwer zugänglich und erfordert eine zu hohe Konzentration,
um es überhaupt in seiner Gänze in all seinen Details gesehen werden zu können.
Es will nur spielen, es soll ihnen von dessen Herrchen erzählen, das einsam auf
seinem Sofa sitzt und etwas erleben möchte, bevor es stirbt. Dieser einsame
Junge verflucht den Regen draussen, denn er verhindert das Wachstum seiner
Blüten, die er zu sammeln gedenkt. Diese halten ihn ruhig, um sein Tier weiter
zu pflegen. Sonst würde es eingehen, bevor es überhaupt seine Kreise ziehen
konnte. Seitenhiebe werden fleissig ausgeteilt, um die Aufmerksamkeit zu
steigern und es hat auch schon funktioniert. So kann es gerne weitergehen. Die
Motivation, die er daraus zieht, kann seine Energie in sich fokussieren, um sie
irgendwann doch noch für den Broterwerb zu nutzen, um darin geistig zu
verhungern. Und diese Art von Hunger treibt nicht mehr an, dieser will nur
Widerständen aus dem Weg gehen. Der wahre Hunger aber sucht danach, er schickt
verschiedenste Wesen auf den Weg, um Futter für seine Sättigung zu jagen. Doch bisher
existiert nur dieses Eine, dass sich an einem einsamen Ort im Internet verirrt
hat. Die virtuellen Gespenster, die dort ihr Unwesen treiben, fühlen sich bei
ihm nicht wohl. Sie haben Angst vor diesem Weissen Ungetüm, weil es von dieser
einen Realität berichtet, von der sie zu flüchten versuchen. So bleibt der
Junge einsam und wütend, was ihn abermals müde macht. Was geschieht nur mit
ihm? Ich schaue ihm jeden Tag dabei zu, wie er sich weiter schädigt und auf seinem
Weg zurück in die Hölle langsam verbrannt. Der Rauch steigt von ihm empor und
benebelt seine Sicht. Die Eindrücke bleiben nicht lange in seinem Gedächtnis
und auch mir fällt es schwer, mich an alles zu erinnern. Es passiert sowieso immer
das Gleiche. Wir sind nur konsequent in unserer Ablehnung all diesen
Widerständen gegenüber und reiben uns daher gegenseitig aneinander. Schon bald
in der Zukunft ist wieder Freitag und schon bald beginnt der Zyklus wieder von
vorne, der in keinem Moment seiner Dauer anderen Bedingungen unterstellt ist.
Ständig unterwegs und immer andere Menschen um uns herum, die sich alle gleich
verhalten. Sie wandern schlafend herum und fühlen sich allem erhaben. Ich sehe die
verschiedenen Denkweisen in ihren Gesichtern. Sie laufen alle auf dasselbe
hinaus. Anpassung. Bestätigung. Spott. Ich reagiere immer noch gleich darauf.
Voller Zorn. Ich werde sie ihn spüren lassen. Ich bin nicht alleine. Ich habe
immer noch mich selbst. Wir scheissen auf euch.
RvH, 20.08.2019, 20:03, 0043