Gezwitscher des Frühlings


Ein bunter Vogel entdeckte vor kurzem die vielfältigen Möglichkeiten eines riesigen Spielfeldes, auf dem er fröhlich vor sich hin zwitschern kann. Das irritierte bisweilen die wenigen, die ihn dort bereits erblickten. Am liebsten würden die ihn hinausprügeln, doch hier kann ihn niemand schlagen, weder physisch noch verbal. Die Narrenfreiheit kann weit ausgereizt werden, wenn man sich diese Prügelknaben anschaut, was ich auch weiter tun werde. Der Vogel hinterlässt immer mehr Notizen in der Hoffnung, er könne damit einen Sturm auslösen. Er verfügt noch nicht über viel Trainingserfahrung in dieser Sportart, doch hier auf diesem Spielfeld, das mehr an einen Spielplatz erinnert, darf sogar er mitspielen. Es ist kein wirklicher Mannschaftssport, auch wenn er in Teilen so ausgeübt wird, es ist mehr ein frivoles Gegeneinanderhüpfen, wie es der Pogo in den Tiefen des Moshpits einst erfand. Auch hier sind die Sprünge durch Naturgegebenheiten begrenzt, doch dadurch entsteht ein gezielteres Einsetzen einzelner Muskel, was zusätzlich Spass bringt. Denn nebst den niederen Beweggründen, die mich hierherbrachten, war auch dieser ein ausschlaggebendes Kriterium. Denn ansonsten wäre ich auch nur eine dieser Huren, die sich an diesem viel frequentierten Ort zeigen, um die Zahlen zu erhöhen. Kein Dissrespekt gegen Huren, die gesellschaftlichen Umstände ermöglichen überhaupt dieses Berufsfeld, in dem sie tätig sind. Doch mir könnt ihr folgen, ich zocke euch nicht ab. Der Zugang wird natürlich begrenzt durch meine Formulierungskunst, die ihre Abgehobenheit direkt in die Fresse der Entdecker ballert. So bleibt niemand übrig, der mich mag. Ein wohlbekannter Zustand. Doch hier amüsiert es mich. Und die Menschen erblicken auch nur meinen Vogel, der sich sogar spiegelt, mein Gesicht jedoch bleibt weiterhin unbekannt wie alles, was ich bisher schuf. Ebenfalls ein wohlbekannter Zustand. Doch dieser gilt es zu verändern, mein Schaffen hat es verdient. Ich nicht, ich möchte lediglich den Fame. Mich reizt nur die Entstehung eines Mythos um meine Person, der mich aus meinem persönlichen Elend rausziehen soll, wie ich es selbst nie könnte. Ich brauche meine Gefolgschaft, ansonsten wäre ich wertlos für das Ego eines Satans, das zu mir spricht und mich leitet. Es lässt mich seinen Namen vor mich hin zwitschern, um plumpe Provokation zu erzeugen, die nichts auslöst. Doch eines Tages herrsche ich über die See dieser Gemeinde, um sie in den Wellen, die ihrem Sturm entstammen, zu ertränken, bis mir der Zugang versperrt wird. Kurz bevor diese Gemeinde ertrinkt, erblickt sie einen bunten Vogel, der durch dessen Anus ihr Weisses Ungetüm auf sie herablässt. Sie sollen alle daran ersticken. Doch hört ihnen zu, dem Vogel wie auch dem Weissen Ungetüm, sie sind durchtränkt von Botschaften, die ein höheres Bewusstsein erzeugen können. Habt keine Angst vor ihnen, sie werden von einem Tier, ähnlich der eurer Art, an der Leine gehalten. Bei diesem Tier handelt es sich dabei um einen Homo Revolutio, welcher eine Zwischenstufe zum freien Menschen darstellt. Ein Kämpfer der Linken Faust, die die Rechte beruhigend in seinen Arm nimmt und bei ihren Verwirrungen solange an die Hand nimmt, bis sie selbst denken kann. Solange sie nicht fühlen will, muss sie die Erklärungsversuche allen Geschehens anhören, bis sie begreift, dass sie Teil des Problems ist. Die Lösung liegt in der Linken Faust, umfasst von dessen Fingern, die sie immer noch formt und dabei niemanden verletzen will. Die Rechte handhabt das anders. Gemeinsam könnten sie ein Teil eines Ganzen sein, das keine Grenzen mehr kennt, doch diese werden von der Flachen Hand hochgehoben. Diese lässt die Rechten Fäuste stetig an Mauern bauen, die sie selbst einsperren würden, was sie jedoch nicht merken. Vermeintlich Linke Fäuste taten das bereits und fielen in die Hände von Diktatoren. Auch deshalb wird der wirkliche Unterschied zwischen den Fäusten kaum begriffen und es findet lediglich ein Kräftemessen auf demokratisch legitimierte Machtpositionen statt. Doch der Homo Revolutio wollte seit Anbeginn seiner Zeit den endgültigen Umsturz der Unterdrückung, die ihren Homo Oeconomicus nur teilweise an einer etwas längeren Leine hält als in früheren Zeiten. So zwitschert dies ein bunter Vogel vor sich hin und ein Weisses Ungetüm formuliert seine raren Worte etwas mehr aus, um dies dann in den Block eines Meisters zu übertragen, der nun zufrieden ist mit der aktuellen Schrift. 

RvH, 23.08.2019, 21:04, 0046