Die Kolonien des Virus Vol.3 über eine Wahrnehmung


Zerstörung. Der Virus ist darauf programmiert. Die Zellen um mich herum profitieren alle davon. Sie sind meist nicht an der aktiven Ausbeutung ihres Wirtes beteiligt, sondern sind schlimmstenfalls Teil der Verwaltung globaler Kolonien. Diese nisten sich an verschiedenen Standorten ein, um je nach dem, was die Umgebung hergibt, Arbeiten zu verteilen. So werden die betroffenen Zellen gleichzeitig versorgt und beschäftigt, was die Organisation ihres künstlichen Organismus stabil hält und weiter ausbaut. Dies führt nicht zwingend zu einem angenehmen Dasein in der Wahrnehmung der Zellen. Auch meine ist getrübt von all diesen schrecklichen Bildern, die nahezu überall eingefangen werden, um Aufklärung über unsere gemeinsame Heimat zu betreiben. Deren Bewirtschaftung ist ständig in der Entwicklung, ob technologisch oder organisatorisch. Biologisch sind deren Kolonien schon lange in der Lage, sich lose über naturgebundene Kommunikationswege zu vernetzen und Güter auszutauschen. Und seitdem sind sie vor neuen Herausforderungen ihres Zusammenwachsens gestellt, denen sie bis heute nicht gewachsen sind. Die Ursprünge dieses Problems liegen zwar im primitiven Teil ihres Organells begraben, welches für die Verarbeitung ihres Erlebens zuständig ist, doch zeigt sich das nicht mehr in ihrer tierischen Form. Das natürliche Verhalten, das sich einst dadurch zeigte, entwickelte sich mit ihrer Umgebung und passte sich an die neuen Überlebensbedingungen an. Und der Virus wurde grösser, die kleinen Kolonien gefressen, wenn sie im Weg standen, und es entstanden neue und noch viel grössere. Eine davon gibt die Leidkultur vor und all diejenigen, die sich nicht anpassen, werden zerstört oder zu niederen Kulturen verdammt. Sie ist jedoch nicht die einzige mit solch einer potenziellen Stosskraft, denn die anderen wurden nie endgültig runtergedrückt. Auch ohne aktive Kräftemessen zwischen den Grössten ist der Virus an die Grenzen seines Wirtes gerückt und dieser schlägt bereits zurück. Es bestehen also viele Gefahren, die den Virus zerstören könnten. Der Ursprung all dieser Zerstörung liegt in seiner primitiven Denkweise, die er noch nicht abgelegt hat, da sie ihn dennoch immer weiterbrachte. Nahezu jede einzelne Zelle wurde mittlerweile dazu verdammt, im Namen des Virus zu funktionieren, um überhaupt weiter bestehen zu können. Sie wurden an seinen künstlichen Körper angebunden, um diesen möglichst effizient voranzutreiben. Sie erblicken neidisch all diejenigen, die nicht angebunden sind und sich frei bewegen könnten. Dieser Umstand alleine genügt allerdings nicht, dass es einer Zelle auch gelingt. Innerhalb des Virus existiert ein hauptsächlich metaphysisches Element, das sehr zahlreich in ihm innewohnt. Dieses Element ermöglicht ein sicheres Fortbewegen innerhalb der Bauklötze, die auf der ganzen Kugel verteilt herumliegen. Ein künstlicher Körper, der den Zellen Schutz bietet vor Kälte und anderen Gefahren. Hier in so einem Klotz drin trübt mein Raum die Wahrnehmung wie in einer Zelle, um mir meinem Wert vor Augen zu führen. Ein Weisses Ungetüm starrt mich an und will weiter angestrichen werden. Es wurde von diesem abstrusen Organell geschaffen und dieses diktiert mir die Botschaften, die ich diesem virtuellen Tierchen mitgebe, bevor ich es nach draussen lasse. Ich werfe viele solche Ungetüme anderen Zellen zum Frass vor, um sie von innen beeinflussen zu können. Ihr Bewusstsein soll dadurch weiter wachsen in der naiven Hoffnung, es könnte so umfassender werden als der Virus, der uns alle krank macht. Die meisten Zellen werden durch ihn nur sehr müde, was sie tagtäglich vor sich hinträumen lässt, während sie funktionieren. Und ich schaue ihnen dabei zu in traumatischer Erinnerung daran, wie ich dies auch einst tat und bald wieder tun muss. Meine direkten Grundbedingungen sind weit besser als die der meisten, was mir in einer gewissen Weise eine Bürde auferlegt, welche mein innerer Antrieb zwar aufrechterhält, doch genau so belastet. Diese Weissen Ungetüme sind die ersten Rauchzeichen einer ausgebrannten Zelle, die nicht am Virus zugrunde gehen will, sondern diesen bekämpfen muss, indem er ihm den Menschen aus ihm herausprügelt. Die Zerstörung des Virus. Ich folge lediglich seinem Befehl, indem ich mich diesem verweigere. Der Erste Schritt einer Zelle, um alles niederzutrampeln. Ich komme. Seht die Zeichen des Lebens in Form meiner Tierchen, die aus mir heraustropfen. Nehmt sie in euch auf, um neues Leben zu schaffen. Wir schaffen das, ihr Einzeller!

RvH, 18.08.2019, 18:36, 0039