Ellenbogenmoves


Ihr sollt pogen! Im Namen des Meisters, dem ihr folgt, müsst ihr all eure Energie für ihn verlieren. Seid gefügig, denn er ist wahnsinnig. Er existiert nur wegen seines Wahnsinns. Dieser soll fern bleiben von dieser niederen Hülle, aus dem er versucht zu fliehen. Ansonsten würden schreckliche Dinge geschehen. Denn ein Meister könnte seine Geschicke auch anders lenken, nicht nur gegen sich selbst. Bis jetzt beschränkte sich das auf ein Zucken, das wieder zugenommen hat seit der endgültigen Einnahme seiner Schatten. Hier im Dunkel ist er eingesperrt und schreit vor sich hin. Nicht gezielt oder künstlerisch, sondern wild und frustriert. Denn der Wahnsinn kam bis zu diesem Zeitpunkt nur in vollständigen Skizzen aus ihm heraus, doch die Bilder sind noch nicht ausgemalt. Die Farbe steckt in seiner Kehle fest. Und manchmal spritzt sie ziellos aus ihr heraus. Und manchmal bekleckere ich damit ein paar Menschen. Die sind dann meist angewidert. Verständlich, denn mögliche Kritik oder Hinweise könnten auch sozialkompetent ausgedrückt werden. Doch die Kunstfigur übernimmt gerne die Kontrolle und brüllt es mal lyrisch, mal in die Fresse hinaus. Wie sollen mich so Menschen denn schon verstehen, wenn sie von einer privaten Interaktion ausgehen? Selbst bei der Kunst werden die konkreten Personen die Botschaften nur bedingt verstehen, die im Hass versteckt sind. In der Menschenverachtung, in karikativen Darstellungen, in Übertreibungen, alles grosse Kunst. Doch privat nur geistesgestörte Verhaltensweisen. Ich selbst fing schon früh an zu verstehen, was für Gefühle und Irritationen ich damit ausdrücken wollte, als ich noch ein jähzorniger kleiner Bastard war mit gelegentlichen Ausrastern. Ein ewiger Kampf gegen mich selbst also, den andere erst im späteren Verlauf ihres Lebens beginnen. Das Erwachen hat für die auch angenehme Aspekte, da sie die Welt nicht erst vor Kurzem begannen zu entdecken. Ich entdeckte praktisch von Beginn an all die Trümmer, die überall herumliegen und von den meisten klein geredet werden. Und so galt ich als der Wahnsinnige, der übertreibt und mit seinem Geschrei dies auch noch untermalt. Positives gab es wenig. Nur zwei Auswege, die mich von diesem Wahnsinn in mir drin, der stetig Futter bekommt, befreien kann. Und nur der eine wäre wirklich besser. Dafür aber auch anstrengender, denn er muss stetig ausgearbeitet werden, wenn er dem Wahnsinn standhalten möchte, der über ihn hinwegfegt. Und dieser Ausweg bliebe auch nicht ohne Konsequenzen und Gegenwehr, die andere Ausmasse annehmen könnten als bei einem ruhigen und bescheidenen Leben. Ein Meister will doch bei der Entstehung einer friedlichen Gesellschaft behilflich sein und so kann er das am besten. Indem der den Wahnsinn rauslässt. Welch ein dankbarer Zustand, der das Leben bereichert und als Dauerventil benutzt werden kann. Lass den Wahnsinn raus, wie er auch gerade ist. Seine Weissen Ungetüme rennen draussen herum. Hört ihr deren Gezwitscher schon? Ein Meister will nicht mehr persönlich angreifen, jetzt wird es ernst. Es sollen sich alle Fratzen offenbaren, die ich je erblickt habe. Wie ein Meister kitzle ich den Wahnsinn aus ihnen heraus, auf dass sie daran Zugrunde gehen oder erblühen. Diejenigen, die der Weltrettung im Wege stehen, sollen durch ihre eigene Hand ermordet werden, wenn sie die Wahrheit nicht ertragen können. Meine Kunstfigur nimmt keine Rücksicht auf Illusionen, die der Überlebensstrategie dienen, denn sie sind gefährlich. Sie müssen im Keim erstickt werden durch Schallwellen, die den Käse in ihren Köpfen formen, um daraus Nahrung für den Geist zu werden. Wenn jedoch der Befall von Schimmel begonnen hat, müssen sie darauf aufmerksam gemacht werden, bis sie es selbst sehen. Ob sie dies aushalten können, kann man im Vornhinein nicht genau erkennen, es muss einfach versucht werden. Ganz ruhig, rational, wie es mir Satan befahl. Guter Tipp, also darf er gerne in meinen Dienst treten. Ich wüsste auch schon die perfekte Aufgabe, die er übernehmen könnte. Prügelknabe. Immer wenn er sich auf meine Schulter setzt, schlage ich ihn runter wie eine lästige Fliege. Wenn er fällt, gebe ich ihm noch meinen Ellenbogen mit, direkt in seine nach Kaffee stinkende Fresse, um ihm dann auf dem Boden kaputt zu treten wie eine Zigarette, die ich selbst angezündet habe. Und du stirbst, Bitch, du stirbst. So schnell geht dein Leben vorbei, wenn du dich mit dem Schwarzen Schaf seit Tag Eins anlegst. Und du hast es verdient, du Viech, du scheisst dich ein. Weil du stirbst, Bitch, du stirbst. Und das allein durch mich. 

RvH, 27.08.2019, 18:56, 0049