Ein jeder Meister unterliegt mal
Ermüdungserscheinungen. Diese sind von deren Körpern oftmals gut gemeint, doch
lassen sie einem dennoch mit einer Undankbarkeit zurück, die ernst gemeint ist.
In der frühsten Frühphase dieses Weissen Ungetüms wurde von meinem manisch
ausgeprägten Wahnsinn die Vorstellung entwickelt, das hier täglich nur so
rausgeballert werden soll. Doch dabei wurde nicht auf meine sensible
Künstlerseele geachtet, die auch mal ein paar Tage Ruhe braucht von ihrem
Mitteilungsbedürfnis egomanischer Natur. Sie möchte ihren Ausdruck zwar weiter
trainieren und hier bietet sich die beste Plattform, um dies potenziell
öffentlich zu zeigen, doch soll es nicht zum Burnout führen. Daher wurde der
Fitnessplan auf eine verträgliche und doch förderliche Menge reduziert und zwar
auf die naheliegendste Anzahl im Monat. Diese Anzahl erlaubt es auch, ein paar
Tage lang exzessiv zu trainieren, um sich danach ebenso lange auszuruhen. Viele
weitere Variationen sind möglich, doch braucht deren Ausformulierung zu viel
Platz, den ich für andere Dinge freiräumen möchte. Eine langjährige Ruhepause
verschwimmt in einem Brei aus Erinnerungen, die für die lange Zeit zu wenig
hergeben. Davor war die Zeit mit viel zu viel unschönen Dingen gefüllt, die mich
langsam auffrassen, während ich dabei interessiert zugeschaut habe. Für sich
genommen, konnten mich die einzelnen Bisse nicht ernsthaft verletzen, was ich
auch immer wusste. Denn in mir ist ein Wald voller Möglichkeiten des kreativen
Ausdrucks gewachsen, den ich zwar sehr früh, doch dafür sehr langsam zu
entdecken begann. Wo ich mich anfangs noch auf eine vermeintlich niedere Kunstform
des Schreibens beschränkte, taten sich nach ein paar Jahren die restlichen Wege
des Wortes auf, welche mir grundsätzlich offenstehen. Erst eine degenerierte Form
des Trainings offenbarte mir diese Möglichkeit. Eigentlich wollte ich mich nur
mal ohne die sprachlichen Ketten des Gesprächsgesangs bewegen können, um trocken
und vereinfacht Schreibfluss zu üben. Und plötzlich sah ich vor meinen Augen,
wie sich erste Buchideen entwickelten und mein Gesamtwerk neue Züge annahm. Und
es tat sich gleichzeitig ein Markt auf, der lukrativer und grösser ist, als
dieses kleine Scheissland mit ihrem hinterwäldlerischen Dialekt der
Nazisprache. Deren Nachkömmlinge belächeln unsere Sprechweise und verstehen sie
meist nicht einmal. Wenn sie unsere Rapper wahrnehmen, finden sie die richtig
süss, selbst wenn sie darin ihre Auslöschung fordern würden. Und wenn der Hass
auf unseren grossen Bruder intern soweit steigen würde, dass wir sie vereint
angreifen wollten, kämen wir nicht weit, bevor seine Armee uns niedertrampelt.
Und das sogar, obwohl historisch gesehen erst vor kurzem ihre Wehrpflicht abgeschafft
wurde und wir die noch haben. Vielleicht könnte das der wahre Grund sein für
unsere vermeintliche Neutralität. Doch ich bin nicht wie die anderen in diesem
Kaff. Ich habe keine Halluzinationen von irgendwelchen Grenzen und finde
grundsätzlich jede Sprache interessant, mag sie auch noch so bescheuert
klingen. Der Mensch kann so viele faszinierende Geräusche von sich geben, dass man sich
eigentlich alle möglichen Arten mal anhören sollte, gerade bei Musik. Ich gebe
es zu, ich versuche Mitleid zu erzeugen, damit wir nicht für uns alleine
spielen müssen. Es ist viel zu eng hier, ich möchte mal rauskommen. Lasst mich
nicht unter diesen Inzestkindern verenden, die können mir nicht die angemessene
Relevanz bieten. Es klopfen immer wieder Leute bei euch an, die ihr noch nicht
verstehen könnt. Doch lasst sie in euer Ohr herein und hört sie euch sehr oft
an. Dann wird euch der Inhalt Stück für Stück offenbart, bis ihr irgendwann
alles versteht. Und schon steht die Tür offen zu der kleinen Welt einer Rapszene,
die bislang nur von sich selbst wahrgenommen wurde. Unsere Zeckenrapper sind
viel besser als eure. Manche kommen zwar schon sehr nahe, nicht Ali As, der ist
scheisse, mehr so was wie Zugezogen Maskulin. Auch Sookee hat teilweise Sachen,
die am hiesigen Massstab kratzen. Andere sind ganz gut, aber eben auch ausbaufähig.
Also hört uns zu und nehmt uns dabei ernst, verdammt nochmal! Wie kann ich noch
meine Würde retten? Das geht kaum noch, daher möchte ich euch darauf aufmerksam
machen, dass ich euch stalken werde. Ihr werdet öfters komische Mails von mir
bekommen, und wenn ich erst eure Nummern habe, werdet ihr mich nie wieder los.
So halte ich gleichzeitig mögliche Konkurrenten um euren geilen und attraktiven
Markt unten, weil ihr bei Schweizerdeutschen Rap (bitte sagt nicht Schwiizerdüütsch,
das klingt bescheuert, wenn ihr es sagt) immer an mich denken werdet und keinen Bock auf mehr
meiner Sorte habt. Wenn es gar nicht funktionieren sollte, werde ich zum Felix
Krull des Schweizrap, doch komme euch sehr nahe. Arafat dreht Videos in
Bushidos Haus, ich auf seiner Toilette. Und auch auf allen anderen, ihr werdet
sie erkennen. Machts gut, meine Lieben, wir sehen uns schon sehr bald wieder.
- RvH - 23.07.2019 - 22:39 - 0022 -