Ein Teufelskreis


Über mir klebt ein kleines Schild, auf dem steht: Future Millionaire on Board. Soll mich das etwa motivieren? Ich weiss doch, wie ich auf unnötigen Druck reagiere. Rechts von mir an der Wand hängen 20 Blätter, die je ein unvollendetes Album darstellen. Damit werde ich immer an meine Unfähigkeit erinnert, wenn ich gerade da bin, wo ich ständig bin, im Wohnzimmer meiner kleinen Messiewohnung. Ein hübsches Loch habe ich mir da gegraben, in dem ich gerade feststecke. Der Totenkopf an der Tür lacht mich aus. Reden wir mal den Zwang zur ständigen Arbeit nicht schön, das fickt uns alle. Niemand hat Bock darauf, jeden Morgen viel zu früh geweckt zu werden, um dann den restlichen Tag an einem Ort zu verbringen, an dem die Meisten höchst unnötige Arbeit verrichten. Aber auch sinnvolle Tätigkeiten sind vom Kapitalismus überschattet. Zu wenige Leute sind für diesen Berg an Arbeit zuständig und alle schauen ganz genau, dass man ständig was macht und das möglichst schnell. Sich zu wehren und dieses giftige Umfeld einfach hinter sich zu lassen, bedeutet schnell den Verlust der gesicherten Existenz. Es geht ja nur um das einzige Leben, das wir haben, also scheiss doch drauf. Jeder muss selber schauen, wo er bleibt, wenn man in den Supermarkt geht voller unterbezahlter Angestellter, die hier festhängen, um zu überleben und so keine Zeit bleibt, Neues in Angriff zu nehmen. Und die Energie ist auch schnell am Ende, wenn man erst eingebunden ist voller Angst vor dem, was ausserhalb dieser Modernen Sklaverei auf einem wartet. Oder man gehört zu jener Mehrheit der Menschheit, die unter altmodischen Sklavenbedingungen überleben müssen. Das ist noch viel krasser als ein kühles, empathieloses Land, das wenigstens potenziell für alle Anwesenden genug Nahrung erbeutet hat aus ebenjenen unterentwickelt gehaltenen Sklavenregionen. Die grössten Zyniker aus Wirtschaft und Politik werfen diesen Leuten letztendlich vor, nicht genug hart für ihr Überleben zu arbeiten, waren aber selbst bisher nur in Büros am Werk, wo dank der Nähe zum Geld am Ende des Monats noch was übrigbleibt, sofern man nicht zu viel kokst. So spart sich schnell ein gutes Vermögen an, was sie durchatmen lässt, während die Welt um sie immer tiefer sinkt und die Menschen darin ertrinken. Sie können stets ihre Miete oder Hypothek abbezahlen, was sie vor Obdachlosigkeit schützt, Nahrung kostet für sie kaum was, da sie genug haben, also hungern sie auch nicht. Und der Strom wird ihnen nie abgestellt. Allen anderen könnten davon noch was erleben, da sie von jedem Monatslohn abhängig sind und auch nur Menschen sind, die von der Realität flüchten wollen, was teuer werden kann. Und die Polizei duldet das und beteiligt sich sogar an manchen von diesen schweren Verbrechen. Aber wieso sich gegen kriminelle Unternehmen wehren, wenn diese Kiffer keine Gefahr für niemanden ausser schlimmstenfalls für sich selbst darstellen? Es sei denn, diese bösen Menschen erlauben sich eine Beamtenbeleidigung, ihr überempfindlichen Hurensöhne mit Waffen im Gepäck und die Lizenz zum Gewalt anwenden. Aber die Polizei ist sonst gutartig, vor allem dann, wenn sie eine vergewaltigte Frau fragen, ob es ihr Spass gemacht hat. Was für häusliche Gewalt wendet ihr denn bitte an, wenn ihr euch betrunken habt oder doch nüchtern seid, ihr kranken Schweine? Ihr seid eine Gefahr für die Menschheit, obwohl ihr sie genau vor Leuten wie euch schützen solltet. Aber Hauptsache, ihr fühlt euch geil in eurer lächerlichen Uniform. Und obendrein seid ihr auch Nazis, die alle, die nicht so aussehen wie ihr, schikaniert und dann seid ihr noch überrascht, dass der Frust dieser Bevölkerungsgruppen über die Jahrzehnte immer weiter angestiegen ist. Wie dumm seid ihr eigentlich? Und kritikunfähig, ihr überempfindlichen Pisser. Der Totenkopf sagt mir, keine Zukunft sei sein Motto und ich solle doch auf Arbeit scheissen und Lotto spielen. Das tue ich hiermit. Solange es mich nichts kostet. Ich habe ja noch gut reden in meiner Gehobenen Mittelschicht, die mich im Moment finanziert, weil ich mich nicht von Sozialstellen schikanieren lasse, solange ich die Möglichkeit dazu habe. Die lassen einen auch verrecken. Ich habe meinen Zivildienst in so einer Stelle gemacht und gehört, wie viele von deren Mitarbeiter über Sozialhilfeempfänger reden. Die haben nur eine Arbeit, weil ihre Organisationen diese Leute rumkommandieren und wie Abschaum behandeln. Auf Träume und Wünsche wird geschissen, sie verspotten diejenigen sogar, die ihr Leben noch nicht aufgegeben haben. Sie sollen gefälligst resigniert sein wie die meisten Anderen auch und schön machen, was man ihnen sagt. Dann streichen sie ihnen auch nicht ihr Überlebensrecht, mit dem sie sie praktisch auf die Strasse stellen. Diejenigen Angestellte, die noch keine Zyniker geworden sind, sind leider viel zu naiv, um zu erkennen, was für Scheisse sie da täglich mitfabrizieren. Sie reden sich ihre Arbeit noch schön und denken ernsthaft, sie würden diesen Leuten helfen. Eigentlich würde es genügen, nur denen zu helfen, die ihre Hilfe und wieder eine Tätigkeit haben wollen. Und den anderen gönnt man einfach die Auszeit aus diesem Chaos. Bedingungsloses Grundeinkommen für die, die es möchten und eine gewisse Vermögensobergrenze nicht überschreiten. Revolutionärer Vorschlag. Doch das bedroht natürlich ihre Arbeit und die Existenzberechtigung der vermeintlichen Experten im Sozialbereich, also offensichtlich blinde Menschen und daher würden sie diese relativ einfache Lösung für vieles niemals akzeptieren. Also geht doch verrecken, ihr armseligen Wixer.

- RvH - 10.07.2019 - 14:12 - 0013 -