Eine Warnung


Der kleine Bastardjunge will mein Satan sein, der über mich wacht. Er will mich als Zugang zum Paradies benutzen und mich komplett übergehen. Was hätte er noch alles mit mir angestellt, wenn ich keinen Schlussstrich gezogen hätte? Er hat Geheimnisse herumerzählt, von denen die Polizei nichts wissen durfte und es genügt nicht, sich damit heraus zu reden, er hätte mögliche Konsequenzen nicht bedacht. Er hat diese Geheimnisse an sich gerissen und behandelt, als wären sie die Seinigen. Er hat sie sich einfach angeschaut, gar nicht wirklich gefragt und diese rhetorische Frage irgendwann ganz sein lassen. Hätte er es zu der Zeit gedurft, er hätte sich einfach so die Hälfte abgezwackt und den Preis selbst festgelegt. Oder hätte er gar die Dreistigkeit besessen, diese oberflächliche Freundschaft als Vorwand zu benutzen, sich ohne Kosten zu bereichern, gar einen Gewinn daraus geschlagen? Zum Glück habe ich es nicht rausgefunden, es wäre zu schmerzhaft gewesen. Diese Warnung geht an mich, in den richtigen Momenten muss ich konsequenter, früher und argumentativ eingreifen. Die Wut darf nicht Besitz über mich erlangen, die Stimme darf sich nicht überschlagen. Sie muss kräftig bleiben, damit kann ich gewinnen und mir Geier vom Hals schaffen. Diese werden noch in ganzen Horden auf mich zugeflogen kommen und ich werde von ihnen viele, neue manipulative Tricks lernen. Diese Erfahrungen werden hässlich werden, mein Menschenhass könnte neu entfachen. Das wäre der optimale Nährboden für den einzig wahren Satan, doch eigentlich möchte ich nur seine Stimme und sein Antlitz. Meine Motivation soll rein bleiben, auch wenn stellenweise etwas egoistisch. Ich hol mir mein Haque auch ohne ihn, das Image wird mich nicht auffressen. Hast du gehört, Satan?! Du hast meine Seele noch nicht ganz schwarz gefärbt und weiss wird sie sowieso nie sein, diese Gefahr besteht gar nicht erst. Dieser andere Bastardjunge hat eine andere Art von weiss angenommen als die Biblische. Er hält die Fassade hoch und ist dabei teilweise sogar sehr naiv. Doch sein Bestätigungsdrang könnte noch böse für ihn enden, weil er dabei auch, wenn nicht über Leichen, zumindest über Grenzen geht. Grenzen, die in manchen Momenten auch physische Gewalt legitimieren würden, um sich zu schützen. Diese Grenzen sind zwar nicht direkt körperlich definiert, jedoch liegen sie nahe dran. Es geht dabei um ein gesellschaftliches Phänomen, das schwer nachzuweisen ist und für die noch die nötige Sensibilität fehlt. In einer nicht geisteskranken Auslegung sind das leicht aufdringliche Schritte, die passieren, gemixt mit der Einstellung, welche davon ausgeht, dass deren Gegenwart immer gut ist für alle anderen Menschen. Sie sehen die Möglichkeit nicht ein, dass eine ablehnende Reaktion lange nicht immer ‘fick dich’ bedeutet, aber doch, dass ihre Anwesenheit stört. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass ein total sympathisches Lächeln und ein ehrliches ‘komm schon’ oft zu einer Umstimmung führt. Sie verstehen nicht, dass der schnelle Wechsel oft mit der Angst einhergeht, das Bestehen auf einem Nein würde ihre Beliebtheit schmälern. Manch andere haben einfach keine Energie, dieses Nein durchzuboxen und haben sich damit arrangiert, dass solche Leute ihr Ziel erreichen, wenn sie etwas hartnäckig sind. Und auch diese Leute selbst lassen sich schnell umdrehen, wenn sie ihr Nein nicht gut begründen können. Sie reden es sich damit schön, dass sie in solchen Momenten erst nicht sicher waren und sich dann aber dafür entschieden haben. Und sie schliessen von sich auf alle anderen, und das in jeder Situation. So zumindest der Extremfall und so schliesst sich der Kreis mit dem ersten Bastardjungen. Diese Voraussetzungen können gefährlich werden, wenn der Frust steigt und die Ablehnungen darauf zunehmen und wieder von vorn. Bei einem stabilen Umfeld kann sich das auf eine halbwegs friedliche Form einpendeln und doch steht es zwischen jeder Beziehung zu anderen Menschen. So jemand steht immer auf der Kippe und nur der Tod kann Schlimmeres verhindern, wenn denen nicht geholfen wird. Diese Warnung geht an alle. Und wieder zum zweiten Bastardjungen, mit dem ich auch schliessen werde. Dieser denkt, ein paar Jährchen oberflächliches Auseinandersetzen mit sich selbst würde ihn dazu befähigen, Menschen, die für ihn das Undenkbarste machen, und zwar sich vorerst von allen zurückzuziehen, zu helfen. Doch das tut es nicht. Dieser einsame Mensch befindet sich an einem ganz anderen Punkt, den du noch lange nicht fassen kannst. Sein Weg geht nicht nur 20 Tage, sondern gar 20 Jahre länger als deiner. Ich mache das nicht nur aus Arroganz, doch ich blicke auf dich herab und sehe, wie du manipuliert wurdest von einer Person, die auch schon früher in der Kindheit versucht hat, Zwietracht zwischen uns zu sähen. Bislang hat das nicht funktioniert, da wir damals noch Freunde waren. Das sind wir übrigens schon lange nicht mehr, doch bis vor Kurzem habe ich dich dennoch sehr gemocht. Und ich habe durchaus wohlwollend festgestellt, dass du bereits erste kleine Schritte in die richtige Richtung gemacht hast und ich hoffe trotz allem noch ehrlich, dass du diesen Weg weitergehst. Doch ich kann dir aus meiner langjährigen Erfahrung sagen, dass es nicht leichter wird, und auch die Schmerzen werden nicht nachlassen. Selbst ohne Ängste leben wir immer noch in dieser kaputten Welt, die vielleicht kurz vor dem lang erwarteten Ende steht. Also lass dir das eine Warnung sein, ich werde dir keine deepe Bestätigung geben und vor allem keine Geschichte, in der du jemanden aus einem Loch herausgeholfen hast. Denn letztendlich geht es dir auch um das und zwar mehr, als du es dir eingestehen kannst. Lerne, damit klar zu kommen, dass du weite Strecken alleine gehen musst, ohne dass dich jemand in den Arm nimmt. Du kleiner Bastard.

- RvH - 07.07.2019 - 17:26 - 0007 -