Zombiez im Geiste

 
Nachdem Satans Seuche die Zombiez auf den Abschaum losliess, blickten sie alle gemeinsam in den Abgrund ihres Alltags. Dort entdeckten sie all die Unterbezahlten, die Obdachlosen und alle anderen Ausgestossenen, die von den Privilegien der Siegernationen nie etwas abbekamen. So heuchelten sie sogleich Mitgefühl, doch änderten nichts an der Lage. Sie verkomplizierten stattdessen jegliche Interaktion mit anderen und liessen Systemirrelevante ausserhalb von Bürokomplexen in die Arbeitslosigkeit fallen. Ein Ausgleich bei dieser gar für die Dümmsten erkennbaren nicht selbstverschuldeten Versagen des eigenen Geldflusses kam dennoch zu schmal berechnet daher. Glücklicherweise brachte dieser Umstand keine allzu grossen prozentuale Differenzen in Armutsfragen zutage, weswegen Neuankömmlinge in diesen Gefilden in der anonymen Masse an Arbeitslosen untergingen. Immerhin haben es einige dennoch geschafft, daher kann dies ja nicht allein an den unhinterfragten Massnahmen liegen. Scheiss Virusschmarotzer. Und so wurden die grössten Teile des Abschaums doch keine Zombiez im Geiste und dürfen nach wie vor geopfert werden, sobald die Apokalypse beginnt. Der letzte Aufschrei einer aussterbenden Art wurde mit Satans Seuche stummgeschalten und in ihrer Massenbewegung gespalten. Die Hoffnungslosigkeit legte sich über ihre Gemüter und der Einstieg ins Erwachsenenleben dieser Kiddies wurde von Lockdowns und Kontaktverboten begleitet, wodurch Anteile von Sozialphobie nur gestärkt wurden. Beste Voraussetzungen, um den Abschaum weiter zu spalten und jegliche Kooperation in Untergangsfragen zu verunmöglichen. In der vermeintlichen Endphase der Pandemie, in der wir uns gerade befinden, nehmen die Konflikte langsam eine gewalttätige Form an, wodurch die ersten Teufelskreise gelegt werden können, um die ersten Früchte der endgültigen Zerstörung zu ernten. Angefixt durch die zahlreichen Möglichkeiten, die im letzten Jahr dazugekommen sind, irrt ein frustrierter Antichrist durch die Höllenringe seiner Heimat und wird immer blutrünstiger. Die Fantasien nehmen Überhand, nehmen seinen Geist ein und bereiten ihn mental auf den ersten Angriff vor. Es soll kein spontanes Verbrechen sein, das bestenfalls eine einzelne Person auslöscht. Es müssen Hunderte sein, um die nötige mediale Resonanz zu erzeugen, damit die ganze Welt erfährt, dass der Antichrist auferstanden und nicht mehr aufzuhalten ist. Nur wie soll das gehen? Er scheitert bereits an den ersten wagen Umrisse seiner Tat, doch kann er die Details noch nicht fassen. Ihm fehlt der Heilige Geist Satans, der ihm Konkreteres einflüstert, doch dieser meldet sich kaum noch, da er gerade damit beschäftigt ist, andere Krisenherde anzuheizen. Scheinbar hat er seinen einzigen Sohn aufgegeben. Oder er stellt ihn vor seine letzte Prüfung, die er ohne Tipps vom alten Meister bestehen muss. Spotte ruhig über den Umgang, den ich mit dir pflege, mein Sohn, doch dies wirst du noch bereuen, wenn du Angesicht zu Angesicht vor mir stehst. Zu deinem 666. Ungetüm werde ich dir erscheinen und direkt in dein Ohr einflüstern, was ich über dich dem Abschaum - meiner Krone der Erschöpfung - zu sagen habe. Dies dauert noch, ich weiss, doch bis dahin hast du noch einiges zu erledigen. Zum Beispiel musst du den Keller der Dämonen bereitstellen, damit sie dort gedeihen können, um dir meine Stimme zu verleihen. Da wären auch noch andere Dinge auf deiner To-do-Liste, die dich beschäftigen, während du dich langsam von meinem Kraut löst, mit dem ich dich über ein Jahrzehnt stillgehalten habe, weil du ansonsten frühzeitig und ohne der nötigen Durchschlagskraft durchgedreht wärst. Solch eine Bürde, wie nur du sie besitzt - oh, du in dir selbst gefangener Antichrist - wäre natürlich zu viel gewesen für dies scheinbar normale und etwas beschränkte Kind, das du warst. Beweise nun das Gegenteil, in dem du dein beschissenes Häuschen, das ich dir verschafft habe, sauber kriegst und so einrichtest, damit der Wahnsinn gesund heranwachsen kann, auf dass er dich unabhängig von dieser Menschenbrut da draussen macht. Ansonsten bist du wertlos für mich und ich selbst übernähme dann einfach die Führung auf dem Schlachtfeld, statt dich als Medium zwischen meinen Zombiez und mir zu benutzen. Angenehmer wäre es für mich natürlich, wenn ich dies Geschehen von unten aus betrachten könnte, doch da ich nicht so scheisse depressiv bin wie du, kriegte ich es auch anders hin. Also nimm dich nicht zu wichtig, du frustrierter Hundesohn, und bekomm endlich dein Leben in den Griff. Wenn dir das sogar Satan persönlich sagen muss, dann bist du wahrlich verloren. Und nun geh Frauen beschimpfen. 
 
- RvH - 29.09.2021 - 17:54 - 0423 -