Gonzo erwacht in der Nacht um Viertel nach
Mitternacht und macht sogleich die 16 voll. Viele versuchen zur selben Zeit, in
der er dies schrieb, dasselbe in seinem Namen zu tun, doch scheitern sie
kläglich daran. Es fehlt ihnen an der essenziellen Zutat für diese einzigartige
Kunstform: Der Geist Gonzo. Vor gut zwei Jahren von den Toten auferstanden,
begegnen ihm von Beginn an billige Imitationen und halbgare Versuche, die sein
zweites, zum Scheitern verurteilte Experiment huldigen, doch dabei meist nur
von seinem einstigen Drogenkonsum ausgehen und somit seine Vielfalt
vernachlässigen. Oder sie missbrauchen den Namen und dessen Exzentrik, um dann
doch nur ihr simples Ego darzustellen wie ein jeder anderer, der sich in der
Öffentlichkeit verirrt. Der wahre Geist Gonzo zu sein, bedeutet viel mehr, als
diese beiden Aspekte abzudecken und unproduktiv und uninteressant zu bleiben.
Unsere Kopien scheinen sich selbst für ein Wunder zu halten wie bei einer Geburt,
doch sind sie letztendlich nur ein Subjekt von derzeit mehreren Milliarden Existenzen,
die nur da sind, um den Raum der Erde zu füllen. Und jeder Einzelne ist dann
doch zu viel, als dass nur Einer überleben wird: Ich. Und ich muss sie alle -
die Andern - vernichten oder sie sich mir unterwerfen, denn ein paralleles
Dasein ist nicht möglich. Wir würden uns gegenseitig auffressen oder ein solch
riesiges Chaos veranstalten, dass der gesamte Planet an uns zugrunde gehen
wird, noch bevor es der pessimistischste aller Apologeten der Apokalypse
vorausgesehen hätte - selbst in seinen schlimmsten Alpträumen während eines
Horrortrips, der ihn schliesslich fallen und seine Waffe gegen sich richten
liess wie Hunter S. Thompson. Schreckliche Erinnerungen. Eine viel zu junge
Frau gevögelt und vom Frust auffressen lassen. Das geschieht mir nicht noch
einmal. Wir stehen zwar kurz davor, doch die moderne Technik, die mich in
meinem früheren Leben noch überforderte, holt mich zurück auf den Boden der
Tatsachen. Selbst die stumpfsinnigste Ablenkung, die es dort zu finden gibt -
ein degenerierter Chat voller notgeiler Hurensöhne - hielt mir kürzlich einen
Spiegel vor mein müdes Gesicht, das in schwachen Momenten hier her kommt in der
erbärmlichen Hoffnung auf Pussy. Dort begegnete mir Dr. Gonzo - zumindest
nannte sich dieser Abschaum so - und er reagierte nicht auf mein selbstironisches
Selbstgespräch, als ich ihm befahl, seiner Arbeit nachzugehen und dem Link
dieser Schande hier zu folgen. Ein Hurensohn verbarg sich dahinter. Anders kann
ich es mir nicht erklären, denn wenn er nur einen Hauch einer Ahnung davon hätte,
was diese komische Nachricht zu bedeuten hat, so hätte er sich mir sogleich
hingegeben und seinen Arsch angeboten, auf dass ich ihn genüsslich ficke. Hätte
ich sowieso abgelehnt. Kein ernsthaftes Interesse an Groupies. Aber wer hat das
denn schon? Etwas Samra? Wohl kaum. Dann doch eher Fler mit seinem süssen,
rasierten, weissen Eiern, die sich danach sehnen, von meinem Knie misshandelt zu
werden. In letzter Zeit wächst die Sympathie für diese Missgeburt immer weiter
an, weil er den Einfachen Menschen, in dem ich wohne, an sich selbst in seiner
Kindheit erinnert. Die medialen Dynamiken, die um ihn herum geschehen,
funktionieren nach denselben Verhaltensmustern von verwöhnten
Mittelstandskiddies, die durch den zwiespältigen Ruf ihres Mobbingopfers entstehen.
Ob es sich dabei um Boulevardreporter handelt, die den werten Herrn Fler
verfolgen oder um feige Missgeburten auf Twitter, die ihm so lange private Nachrichten
schicken, bis er platzt und ausrastet, damit sie ihre dreckigen Finger auf ihn
zeigen können, es ist dieselbe Scheisse wie damals. Nur marketingtechnisch
ausschlachtbar. Derzeit ziehen in der neuen Nachbarschaft dieselben dunklen
Wolken auf - bünzlige Wolken - und langsam entwickeln sich wage Pläne, wie ich den
ersten Ruf des Gestörtesten Mannes der Schweiz verbreiten kann, der dann auch
nachhaltig nachhallt. Ich muss nur eine passende Witzfigur finden, der ich was
ins Ohr flüstern kann, womit sie in ihrer Gerüchteküche arbeiten kann. Am
wichtigsten ist die nebst der erwähnten Tagline die Information über mein
gescheitertes Künstlerdasein, gemixt mit einem angedeuteten Hauch Depression, bei
Gelegenheit pikant angereichert mit der Hausdurchsuchung, und schon wird sich
mein Mythos in Windeseile in den Zürcher Unterlanden und darüber hinaus
verbreitet haben. Der darstellerische Höhepunkt wird allerdings das von aussen
verzierte Kellerstudio sein, bei dem sich wohl nicht vollumfänglich verhindern
lässt, dass dumpfe Geräusche von Bass & Geschrei durch die Tür mit der
Aufschrift Agglo Züri Studios - Anarchie-A, umgedrehtes Kreuz-t und SS-Studios
- und dem Fensterchen mit dem Bloglink dringt. Also fickt euch. Ich kenne euer
Leben aus meinem eigenen Kaff und bin ganz und gar nicht interessiert, daran
teilzunehmen oder auch nur annähernd toleriert zu werden von eurem kaum vorhandenen,
kollektiven Geist eines beschissenen Bünzlighettos. Also fickt euch. Ich weiss,
was für Dreck ihr euren Kindern einredet. Der Mythos um meine Person wird sie
von eurer Abhängigkeit lösen. Das verspreche ich euch von Herzen. Denn Eures
ist bereits ausgeblutet - Serienkillerstyle
- RvH - 13.09.2021 - 01:18 - 0410 -