Mini Definition vo Ultraparanoia

 
Hört ihr, wie ich in der degenerierten Urform meiner Muttersprache zu euch spreche? Die Aussenwelt darf nichts davon mitbekommen. Davon hängt unser aller Überleben ab. Vor allem das Meinige. Nur darum kann es den uns Umgeben nur gehen - um das Ende meiner Zeit. Der Druck erhöht sich, doch das Neuronenspiel in meinem Kopfe wurde längst angeheizt und ermöglichte ein erstes Erfolgserlebnis. Doch auch andere Teile meines Bewusstseins erwachten. Längst verdrängt & vergessen geglaubte Erfahrungen mit dem Abschaum, der diese Kreatur in mir drin erst erschuf, wiederholen sich so selbstverständlich, als wären wir ihnen nie entkommen. Die letzten Jahre zeigten es deutlich: Sie haben es noch immer auf mich abgesehen. Mittlerweile kann die Schule als Institution bei Notwehr nicht mehr eingreifen, um mich zurück in die Masse niederzudrücken. Ganze drei Institutionen waren diesmal notwendig, um mich fortzujagen. Als der Höhepunkt überschritten wurde, ahnte ich, dass ein Upgrade notwendig würde, um mich und den in mir gewachsenen Wahnsinn abzusichern. Dies gelang. Doch der Kompromiss ist ohrenbetäubend. Der Wahnsinn in mir begegnete seinem realen Gegenbild. Er braucht diesen nur zu spiegeln, um den Ausdruck seiner Stimme den nötigen Nachdruck zu verleihen. Doch dies ist nur die Lösung eines einzigen nervtötenden Problems, während andere Gewitter langsam in unkontrollierbare Höhen aufziehen, um sich über mir gegen mich zu verschwören. Ich höre sie reden, während sie an meinem Heime vorbeigehen, genau davor stehenbleiben, um die Hookline meiner gelegentlichen Ausbrüche dreimal zu wiederholen oder die halbbatzig getätigte Unkrautbekämpfung zu kommentieren. Kleinigkeiten könnte man meinen, doch benötigt zumindest das erste Szenario eine Informationsweitergabe unter dem hiesigen Abschaum. Sie wissen bereits alle, wo ich wohne. Wie wird es erst sein, wenn sich mein Ruf verbreitet? Ein auswärtiger Eindringling, der die Chuzpe besitzt, sich feige aus seinen vier Wänden hinaus zu beschweren und sich als aufsässiger Aussenseiter zu positionieren. Der Rote Faden meines Lebens, der seine blutigsten Spuren noch erst hinterlassen wird. Die Fantasien werden stärker, befriedigender, echter. Realer, weil ich mich irgendwann wehren muss. Dann gibt es die Option, sich einfach zurückzuziehen, nicht mehr, wenn es Hinterwäldler auf dich abgesehen haben. Zu schnell, als dass es noch einen halbwegs akzeptablen Ausweg aus diesem Desaster gäbe, entdeckten sie bereits die Triggerpunkte, die dich in den Wahnsinn treiben. Sie verlangen danach, so gebe es ihnen doch. Sie wollen, dass du durchdrehst. Nun stellt sich nur die Frage, ob es ein hochintelligenter Serienmörder, ein polarisierender Künstler oder ein einsamer Irrer werden soll. Letzterer wäre der uneffektivste, aber der wahrscheinlichste Fall, wenn man deine derzeitige psychische Verfassung bedenkt. Das willst du nicht. Glaube mir, meine hochsensible Physis, das willst du wirklich nicht. Die Konsequenzen davon könntest du niemals ertragen. Sie jagen dich so lange, bis du aufgibst oder austickst. In beiden Fällen würdest du hingerichtet. Entweder du oder sie. Die Entscheidung trifft der Zufall. Eine Mixtur der ersten beiden Optionen als Zutaten des Wahnsinn wären interessant und würde eine gegenseitige, von sich abhängende Symbiose erschaffen, die in der Intensität nie dagewesen ist. Damit kriegst du gleich noch die viel beschworene Einzigartigkeit mitgeliefert. Nur kleinste, indizienhafte Referenzen dürfen auf die beiden Lebenswerke hindeuten. Nur die treusten Jünger könnten es erkennen. Es ist die van Heer Family. Der Schwarze Tod berichtet genaueres, doch ist dies höchstens als zynischer Scherz identifizierbar. Das Bedürfnis nach Ruhe verlangt danach. Und danach das Bedürfnis nach Aufregung. Shitstorms sind nichts dagegen, was zahlreiche Metoo-Todesopfer in einem auslösen können. Es ist der Fluch des Wolfes in mir drin, der auf das Fleisch anderer Tiere verzichtet, weil ihn der Geschmack der Unschuld abstösst. Es kann nur die Ultraparanoia sein, die solch ein Problem löst. In jedem anderen Szenario ginge ich irgendwann unter. Was ich mir seit Jahren ausmale, bestätigt sich mit jedem Gedankengang, der in die hinterletzten Ecken unseres Abgrunds vorstösst. Es war Notwehr, werden die Sieger der Geschichte schreiben. Gleichgesinnte gingen bereits auf die Jagd und schossen sich ein Teilchen des Systems, das blind die Maskenpflicht durchsetzte. Dies wird die Querfront meiner ersten Armee sein, doch erst muss ich sie noch für mich gewinnen. Diesmal muss ich geschickter vorgehen. Sie müssen glauben, mich davon überzeugen zu können, wenn sie nur Kontakt mir aufnähmen und mir aufmunternd zuredeten. In diesem Geisteszustand merken sie nicht, dass ich es bin, der ihnen gerade was zuflüstert. Kurz vor ihrem Ende werden sie es erkennen, doch ist es dann zu spät und ich an der Macht. Dort kann mir keiner mehr was. 
 
- RvH - 25.09.2021 - 20:18 - 0414 -