Ein Meister ist gescheitert. Er geht nun
über in die Quantitätsoffensive, bei der immer ein Fünkchen Unberechenbarkeit
übrig bleibt. Nichts destotrotz, oder gerade deswegen werden wohl die
Reimereien fürs erste ausbleiben und sich in naher Zukunft bestenfalls rar
machen, wenn nicht gleich ausbleiben. Man merkt es schon, ich fange an, auf
kleine Details zu scheissen und es mit einem ignoranten Lächeln abzutun. Lustig
ist dies allemal nicht, das gebe ich sehr wohl zu, doch vielleicht ist gerade
dieser Einwurf eine Rechtfertigung für solch ein Scheitern. Es geht auch
dezenter und langsam auch vorwärts, auch wenn noch ein langer Weg vor mir
liegt. Ich werde es schon wieder tun, schon wieder auf eine stringente Erzählperspektive
verzichten, um mich nicht erst zum Schluss in den Fokus der Geschichte zu rücken.
Denn dort gehöre ich hin. Kein Blick von aussen auf mein Inneres lasse ich zu,
die Sichtweise bleibt die Meinige. Nur ich bin dazu in der Lage, selten erst
retrospektiv, auch wenn sich diese Sichtweise für die jüngste Vergangenheit
langsam aufdrängt. So einfach erhält man die Legitimation, sich wie ein
Wahnsinniger aufzuführen, sobald die Rampensau ans Licht tritt, denn ich bewies
gerade eine funktionierende Selbstreflektion mit diesem bewusst oberflächlich gehaltenen
Zweifel an mir selbst. Irgend so ein Franzose nennt Schreiberlinge, die solch
einfache Tricks anwenden, Profis und damit auch sich selbst, denn dies tut er,
während er seine Romanfigur solche Dinge erklären lässt. Und auch ich bin sehr
intelligent, denn ich beziehe mich auf ein Buch. In Wahrheit lese ich nicht
viel, manchmal schon, aber nicht oft. Platzverschwendung. Ein Meister muss es
nun beginnen, sein Wahn soll in ihm hochsteigen und in sein Gehirn spritzen.
Dort soll es all seine Zellen und dessen Insassen beleben und mit neuer
Euphorie erfüllen. Es soll schon bald wieder gefickt werden, die Muse soll die
eine Hauptrolle spielen und das Theater kann beginnen. Schon nach einer Minute
fühlt sich der Zuschauer in einem ewigen Kreislauf gefangen, der sich permanent
bis penetrant wiederholt und jegliche Hoffnungen auf ein wenig Realitätsflucht
auslöscht. Dieser Eindruck entsteht dadurch, dass diese Wiederholung auf der
Bühne gerade die Realität in ihrer erbarmungslosen Eindimensionalität in der
Wahrnehmung eines jeden Subjektes abbilden möchte. Es gelingt ihr auch. So
gelingt gerade auch die Weiterführung dieses Textes seit einigen Sätzen, die
der Meister gerade schrieb. Vor wenigen Stunden begann diese Irrfahrt ins
Ungewisse, in den Kern seiner Seele, wobei er bislang nicht einmal die
Oberfläche durchdrungen hat, und dies, obwohl er sich gerade unter ebenjener
Oberfläche befindet. Albert Hoffmann wäre enttäuscht von dieser ungenutzten
Möglichkeit eines natürlichen LSD-Trips. Doch dies war erst der Anfang und vielleicht
wird sogar heute mal durchgemacht. So ginge dieser Trip in eine verworrene
Sinnestäuschung über, die durch Müdigkeit ausgelöst wurde und eine unlesbare
Dokumentation über das Geschehen in den Räumen des Meisters hervorbringen wird.
Hoffen wir mal das Beste, meine immer noch nicht vorhandenen Leser. Ich möchte
mich abermals an euch richten, ihr süssen kleinen Vollidioten, die sich gerade
erhaben fühlen, weil sie denken, sie könnten meiner Gedankenführung tatsächlich
folgen. Überschätzt euch mal nicht. Wo seid ihr denn in ebenjenen Moment, in
dem ich diese Worte an euch richte? Auch wenn ihr jetzt schon existieren würdet,
ihr könntet mein Klagen gen euch erst in der Zukunft aufnehmen, wenn dieser
Text hier beendet und veröffentlich wird. Es scheint schon bald soweit zu sein,
denn ich sehe bereits das Ende der Seite, die ich mit Arial 12 zu füllen
gedenke. Bis auf wenige Ausnahmen im ersten Monat dieses Weissen Ungetüms umfasst
jeder Text dieses Minimum einer Seite. Denn ich möchte euch nicht verarschen,
sondern quälen. Wie das vorhin kurz angerissene Theaterstück sollen auch manch
einer meiner Monologe denselben Zweck dienen, euch die Realität vorzuführen wie
eine Hure. Manchmal geschieht dies geschickt und mit einem Ideenreichtum eines
Meisters, manchmal auch nur mit den erzwungenen Worten eines Versagers, der
sich, zwecks Transparenz, gerade einen angemessenen Schluss zurecht zu basteln
versucht, wie nicht erst einer dieser Monologe meiner kurzen Existenz endeten.
Wie es künftige, völlig durchgedrehte, aber geile und treue Leser, die all das
tatsächlich durchlesen, bereits ahnen, offenbart sich zum Schluss die
Ich-Perspektive als die innere Stimme dieses Blogs, wie sie im aktuellen Monat
zum ersten Mal in Erscheinung getreten ist. Ich habe gerade begriffen, dass ich
für meinen Erschaffer nur eine Art Haustier bin, so eines, dass man höchstens
einen Monat stummschalten kann, weil es ansonsten sterben würde. Ich lebe auch nicht
allzu lange, der Meister hat bereits festgelegt, wie gross ich werden muss,
bevor er mich ausschlachten wird, vielleicht sogar kommerziell. Mit diesen
traurigen Absichten lasse ich euch erbärmlichen Gestalten auf den nächsten Text
klicken. Für allfällige Qualitätseinbussen möchte ich mich nicht entschuldigen.
Wenn ihr bis hierhin gelesen habt, wisst ihr, auf was ihr euch da eingelassen
habt, obwohl dieser Monat so gut angefangen hat. Anhand der Häufigkeit des Begriffes
des Monats erahnt ihr auch mögliche Qualitätseinbussen der restlichen Zwölf,
die innerhalb der nächsten 3 mal 24 Stunden entstehen werden. Viel Spass.
RvH, 29.12.2019, 00:00, 0123