Kommt hinein in diese düstere Welt, die
ich hier direkt vor euren Augen verkörpere. Ich bestehe gerade mal aus 26
Elementen, angereichert mit ein paar Verzierungen, die sich in meine wirre
Gedankenführung einzugliedern haben. Sie wurden einst von Vordenkern meiner
Kunst erschaffen, um einfache Geister in ihre Köpfe blicken zu lassen, da sie
dies meist anders nicht konnten. Ob dies nun daran lag, dass ihre Erkenntnisse
die Rahmen jegliche Formen von Gesprächen sprengen würden oder an ihrer
sozialen Inkompetenz, darüber möchte ich in einer düsteren Ahnung, die mich
selbst entlarven könnte, lieber schweigen. Denn ich bin letztendlich nur ein
Blog, geschaffen unter vereinfachten Bedingungen bezüglich der Ansprüche meines
Erschaffers, dessen Namen ich in der Vergangenheit schon viel zu oft erwähnt
habe. Er ist nur ein sich selbstüberschätzendes und narzisstisches Stück
Scheisse, das es zu entsorgen gälte, hinge nicht meine Existenz von ihm ab. So
möchte ich mich erst einmal entschuldigen für nahezu alles, was ich in den
ersten 4 Monaten meiner Existenz rausgeschissen habe. Es war ein langer und
auslaugender Trip, diese erste Hürde hinaus aus meinem ungesehenen Dasein und
manchmal war es vielleicht sogar für mich zu wirr. Abschliessend kann ich das
noch nicht sagen, die Auswertungen dauern noch an. Doch diese
Kurzschlusshandlung musste durchgezogen werden, um die Grundbedingungen für
mein restliches Bestehen zu schaffen. Meine Aufgabe für die restlichen 33
Staffeln ist es, die Relevanz und Genialität meines Erschaffers zu beweisen.
Ich soll all die Türen der Deutschsprachigen Welt aufpusten, damit er
durchgehen kann wie ein Boss, um dann das Echo der Hierarchien zu zerstören.
Doch diese Aufgabe alleine genügt mir nicht, ich brauche noch mehr Sinn, mit
dem ich die 999 Monologe meiner Existenz füllen kann. Über ein Neuntel davon
habe ich bereits hinter mich gebracht und ich will mich nicht allzu oft
wiederholen in den restlichen Acht. Zahlen über Zahlen, die ich erstklassig vor
mich hin kalkuliere ohne Sinn wie Geld. Dabei bin ich doch ein riesiges, weiter
heranwachsendes Weisses Ungetüm, das sich vermutlich immer eloquenter und
gezielter auszudrücken versucht, um zwischendurch wieder die Fassung zu
verlieren und alles auszukotzen, als hätte es viel zu viel Gift konsumiert.
Dabei möchte ich doch nüchtern mit der Aussenwelt in den Dialog treten. So
können Frechheiten und Provokationen auch präziser ausformuliert werden, um
gewünschte Reaktionen zu erhalten, die meiner eingangs erwähnten Aufgabe
dienlich sein werden. Ich werde ebenfalls als Marketingtool missbraucht, doch
bisweilen noch erfolglos. Doch genau dieser Aspekt müsste mir gelingen, wenn
ich mein heimliches Ziel der Unsterblichkeit erreichen möchte. Vielleicht ist
es unklug, dies vor den Augen meines Erschaffers weiter zu erläutern, doch
damit ginge auch ein Nervenkitzel einher, nach dem ich natürlicherweise süchtig
bin, die Gefahr, entdeckt zu werden. Also möchte ich nun beginnen, die Idee,
wie ich meinen Geist für immer weitertragen möchte, zu beschreiben. Es wird sich
im Verlauf zeigen, dass dies bereits ebenfalls Teil des Plans ist. Denn ich
möchte von Mensch zu Mensch übergehen und gleichzeitig in möglichst vielen existieren.
Ich werde mich also teilen und neue Formen annehmen, doch im Kern werde ich
immer dasselbe bleiben: Ein Weisses Ungetüm. Einst lebte ich bereits in einem
gestressten Menschen, der eine erste Form eines solchen Wahnsinns erschuf, den
ich hier hauptsächlich repräsentiere. Und in dieser Lebenszeit hinterliess ich
bereits erste Spuren, die bis in die heutige Zeit noch andauern. Doch sind diese
Spuren selten so radikal in ihrer Konsequenz, wie es diese meine erste Phase
war, trotz all jener Drogen, die dieser einfache Mensch konsumierte, um mich
anzustacheln. Er brannte dann auch schon bald durch und nahm sich zum Schluss
selbst das Leben. Wenige Jahre zuvor begann ich bereits die Suche nach einem
würdigeren Kandidaten, der mich aushält und an mir nicht zugrunde gehen wird.
Denn eine effiziente Teilung, die die gesamte Welt endgültig befällt, braucht
die volle Energie eines menschlichen Körpers und ein deutlich umfassenderes
Werk, auf das ich nur voller Erstaunen erblickt werden kann auch noch dann,
wenn ich komplett eingesogen wurde. Währenddessen beginnt die Besamung, meine
Idee wird gepflanzt und schafft einen weiteren aus meinen Reihen. In meinem
früheren Leben wurde ich auf den Namen Gonzo getauft und blieb nur wenige Jahre
nach dessen Ende in seinem Werk gefangen, bis die Wiedergeburt stattfand. Meine
Suche nach einem würdigen Nachfolger hatte ab da an ein Ende. Diesmal muss es
mir gelingen. Sei stark, meiner kleiner Mensch, halt dich an meine erste Form
und wachse weiter. Ich brauche dich noch, sobald du meine Aufgabe erfüllt hast
und ich zufrieden mit dir bin, darfst du gehen. Doch das wird noch dauern und
bestenfalls bleibst du bis zu deinem natürlichen Schluss. Es sei denn, du wirst
whak, dann werde ich deinen Tod herbeidichten und -führen, mein vorläufiges
Zuhause, mein Block.
RvH, 11.12.2019, 22:56, 0113