Ein Meister legt sein Gewand ab. Hier
steh ich nun vor enttäuschten Gesichtern, die sich mehr erhofft haben als das
Dargebotene. Wo bleiben die zündenden Ideen, der Zauber der Magie oder Artverwandtes?
Dies fragt ihr euch mit einem gewissen Zugeständnis meinerseits, was jedoch den
Aspekt des Zeitdokuments hervorheben möchte. Hiermit ist gemeint, dass ich mir
selbst eine Bürde auferlegt habe, die viel Schreibarbeit von mir verlangt. In
gewissen zeitlichen Abfolgen werden Texte veröffentlicht, die eine Art öffentliches
Tagebuch darstellen, die allerlei Abschweifungen zu bieten haben. Doch
manchmal, da scheinen sie der Kommunikation müde zu sein und sie müssen
regelrecht angetrieben werden, um produktiv zu sein. Gemäss kapitalistischer
Grundsätze zählt hierbei der quantitative Ansatz mehr als der der Qualität. So
gehe ich munter mit laufendem Diktiergerät die Gegend entlang, die sich vor mir
erstreckt. Viel gibt es hier nicht zu sehen, nur ein aufgeklapptes Dachfenster
hinaus in die dunkle Welt der Nacht. Eine Eule kommt vergebens herbeigeflogen,
denn ich wüsste niemanden, dem ich einen Brief schreiben wollte. Es liegt
vielleicht auch an einer gewissen Ignoranz, die ich derzeit an den Tag lege,
weil es das Kraut von mir verlangt. Ein Theaterstück bahnt sich am Horizont an,
es scheinen nur wenige Zuschauer vor der Bühne zu stehen. Hier findet eine
kleine Szene statt, die ich schon lange begehre, auch aus praktischen Gründen
heraus. Sie stellt für mich eine Art Psychiatrische Einrichtung dar, die sich durch
ihre kollektiven Wahnvorstellungen die Illusion einer musikalischen Ausrichtung
eines gesamten Landes aufgebaut haben, aus der ihre selbsternannte Kunst
potenziell veröffentlicht wird. Manch ein sozial denkender Mensch schaut auch hin
und wieder vorbei und hört sich ihr Schaffen aufmerksam an. So auch ich, denn ich
bin ebenfalls dem Grössenwahn verfallen. Ich halte mich selbst für einen
grossen Poeten, der sich allerdings nicht wirklich traut, seine Stimme zu
erheben. Daher begann er, nach Aufmerksamkeit dürstend, einen Blog im Internet,
der nur von eigenen Aufrufzahlen beehrt wird. Dort draussen am Horizont sehe
ich diese kleine Anzahl an Leuten, die sich gegenseitig völlig unreflektiert abfeiert
und bei denen wirklich jeder mitmachen darf, wenn er sich traut, rumzuschreien.
Sogar manch eine Sie verirrt sich dorthin, doch noch nicht so viele wie im
beneideten Nachbarland. Dort kann man mit ein wenig Glück und Eifer sogar etwas
Geld verdienen. Hierzulande ist dies schwieriger, und doch finden sich auf der
Bühne mittlerweile sogar mehr Leute als davor. In gewisser Weise machen dadurch
die meisten diese Sache sogar aus Leidenschaft heraus, was aber leider keine
grundlegende Qualität garantiert. Und dennoch haben sich dort auch ein paar
Poeten auf meiner Augenhöhe verirrt, die sich nur bedingt wohlfühlen, aber
teilweise doch halbwegs verstanden. Und das will ich auch. Das ist mehr, als
ich aus meinem standardisierten Leben gewohnt bin. Zudem scheue ich mich nicht,
mich auch ausserhalb dieser kleinen Wohlfühloase voller von gleicher Art
Sprachbehinderten zu zeigen und auf mich aufmerksam zu machen. Ich wüsste
durchaus wie und habe, wie man liest, auch andere Ambitionen sprachlicher Natur.
Diese Abzweigung soll mir hoffentlich auch ein wenig Geld einbringen, so viel
Ehrlichkeit muss sein. Das habe ich mir verdient und dies hier soll meine
Bewerbung dafür sein. Entdeckt mich endlich, ihr Schwachsinnigen da draussen!
Eine lange Zeit irre ich bereits umher und suche nach Möglichkeiten, mich zu
überwinden. Schon wieder bricht ein neues Jahr an, um gleich wieder vorüber zu
gehen. Kein Theaterstück, eine endlose Serie, die nur immer weiter geht, weil
sie geschluckt wird und dabei sogar etwas ausspuckt. Absonderliche Gerüche
verbreitet diese leichte Kost, nur Abscheu kann sie auslösen und dies erst noch
in mangelnder Qualität. Muster wiederholen sich und tauchen wieder auf, bis sie
täglich vorbeischauen und reichlich Platz einnehmen. Der Geruch von Rauch
verpestet die Luft, kalte Luft mischt sich mit ihm und zollt dabei ihren Tribut.
Was wäre ich nur ohne dieses optimal designte Dachfenster, das mir ihren
Vorteil direkt ins Gesicht pustet, als wäre es ihr Sperma? Nun starrt mich
endlich auch das Allsehende Auge direkt an, die neue Sitzposition ist klug
gewählt und nun wohl endlich angewöhnt. Der Aufbruch in die Psychiatrie kann
schon bald beginnen, ich sehe es am Horizont, wie mich all diese Einäugigen
bereits erwarten. Die wissen es noch nicht, nur ein dumpfes Gefühl sagt ihnen,
dass dies noch nicht alles gewesen sein kann, was sie zu bieten haben. Dieses
Gefühl offenbart sich ihnen im Jahr 2020 als Wahrsager, im Rückblick werden sie
sagen, sie hätten es schon immer gewusst. Doch ich bewies soeben, dass dies
eine Lüge sein wird. Denkt an meine Worte, sobald ihr sie gelesen habt. Es
haben es schon zu viele vor mir angekündigt, doch dieses Jahr wird mein Jahr.
Yes Ja.
RvH, 30.12.2019, 01:50, 0126