Eine Dorfgemeinschaft schaut voller
Erstaunen und geheucheltem Mitgefühl auf einen ihrer Aussenseiter herab. Dieser
geht einem schwer nachvollziehbaren Lebensweg entlang und man möge ihn doch von
diesem weiter verschlimmernden Rufmord retten. Aber scheinbar ist er so
verkommen, wie sie es allesamt schon in seiner Kindheit behaupteten, trotz
seines harmlosen, doch leicht zu provozierenden Gemüts. Er war damals schon ein
sonderbarer Junge, der für sein Geschlecht zu scheu war und manchmal heulte wie
ein Mädchen. So verwundert es kaum, dass es die anderen Kinder auf ihn
abgesehen haben, die eigenen jeweils natürlich nicht und wenn doch, sei es ihnen
doch verziehen, denn es sind nur Kinder. Das wird ihn schon nicht umbringen,
bestenfalls lernt er, wie er sich zu verhalten hat und wird vielleicht
irgendwann sogar seinen Aussenseiterstatus los. Doch mit seinen Ausbrüchen des Jähzorns
steht er sich selbst im Weg, er macht sich nur noch unbeliebter, als er eh schon
immer war. Vielleicht merkt er das nicht einmal, so ein ruhiger Junge, wie er
meist ist, hat vielleicht nicht die nötige Intelligenz, um seine Position in
der Gesellschaft zu hinterfragen oder gar zu ändern. Es ist schrecklich, doch
so funktioniert die Welt nun mal. Und nun, nach all den Jahren leicht
unangepassten Gehabe, geschieht, was niemand wirklich überrascht. Er gerät in eine
Schieflage und rutscht ab, fällt immer tiefer und liess bereits seine Nächsten
hinter sich. Was am Ende seiner endgültigen Entgleisung auf ihn zukommen wird,
bleibt abzuwarten. Eine unangenehme Spannung macht sich breit, wenn sich seine
Karikaturen in ihren auf Besuch ausgerichteten Räumen über ihn unterhalten. Sie
ahnen schlimmes, doch können ihre Befürchtungen nicht wirklich in Worte fassen.
Schreckliche Bilder drängen sich in ihren einfachen Geistern auf, Teile von
Geschichten, die sie hörten und welche sie nun auf ihn projizieren. Sie verstanden
nie wirklich, wie Menschen abdriften können, sie glauben tatsächlich daran,
dass die Umstände, in denen sie in diesem kleinen, beschissenen Scheissland
leben, gar nicht mal so schlimm sind, denn wer essen möge, soll in den nächsten
Supermarkt gehen, und wer es sich nicht leisten kann, soll arbeiten. Die Konsequenzen
eines Scheiterns auf dem Arbeitsmarkt scheinen ihnen angemessen und wer durch
die sozialen Auffangnetze fällt, muss selbst daran schuld sein. Anders könne es
doch gar nicht sein, reden sich diese Leute gerne ein, dieses Pack voller
hirnamputiertem Abschaum, wie der Aussenseiter sie nennen würde. In seiner
Fantasie sieht er die Verbindungen im Netzwerk des Abschaums, wie sich darin
die Fehlinterpretationen seiner Erzeuger über sein Verhalten der letzten Zeit erzählt
wird, neu interpretiert werden und weitergegeben, bis sich der Naive
Bastardjunge dazu ermutigt fühlt, sich ungefragt direkt vor seine Räume wagt. Was
dann geschah, war seine Art, die verwandtschaftsinternen Kommunikationswege zu
nutzen und darin die Botschaft zu verbreiten, dass er sich von diesem Klingelstreich
belästigt fühle. Schon bald darauf wurde beschwichtigend auf ihn
eingeschrieben, dieser Naive Bastardjunge meine es doch nur gut mit ihm, doch
wirklich Empathie kam ihm nicht entgegen. Einen letzten Versuch eines Besuchs
gab es dann noch, stillschweigend diesmal ertragen, und der Aussenseiter
stellte sich gar dem ungewünschten Gaste. Dieser zog dann nach mehrmaligen
Nachfragen auf dem Level eines Kleinkindes ab, als der leichte, aber schmerzhafte
Stich in sein Ego gelang, der besagte, dass dieser die falsche Person sei für
solch sentimentalen Unsinn. In seiner Naivität hält er sich für einen
Heilsbringer, weil sein ständiges, leicht krankhafter Lächeln meist auf
Zustimmung stösst. Doch lassen wir diesen Bastardjungen beiseite, er nahm schon
zu viel Platz ein, um an ihm doch nur symbolisch festzumachen, wie es einem
unterschätzten Aussenseiter in so einem beschissenen Kaff voller angehender
Nazis ergeht, wenn er erstmals die komplette Ruhe von seinen Artgenossen
einfordert. Kaum das erwünschte Ergebnis geht aus seinem Wunsch heraus, und nur
Gott weiss, was ihn möglicherweise noch erwarten wird, wenn sein aktueller
Zustand weiter so bleibt. So versucht er hier auch manchmal, künftige Zutaten
der Gerüchteküche mitzubestimmen, aus denen irgendwann eine nicht zu
übersehende Drohung gebacken wird, um sich Arschkriecher vom Hals zu halten.
Die künftigen Leser aus diesem Kaff sollen also auch hieraus diese Zutaten
entnehmen und an allen neugierigen Ohren zum Frass vorwerfen, auf dass ihr alle
daran ersticken werdet. Der Aussenseiter lacht euch aus wie ihr ihn damals und
mobbt euch auf einem Level, dem ihr unmöglich gerecht werden könnt. Und doch
ist er bei diesen Schandtaten vollkommen alleine und wird wohl die meisten
Auswirkungen davon nie in Erfahrung bringen können, weil es ihn nicht
interessiert. Ihr seid nur Gegenstand seines kreativen Wahnsinns und Objekte
seiner Manipulationsgelüste. Seid willkommen im Spiel eines Meisters, erkennt
euch darin wieder und geht an den Karikaturen zugrunde, die durch euch
inspiriert wurden. Ihr habt es nicht anders verdient.
RvH, 29.12.2019, 23:35, 0125