Wenn dieses erbärmliche Wesen doch nicht nur so
penetrant und durchschaubar wäre, dann wäre es wenigstens ertragbar in seinem
Mehrwert des Schreckens. Doch es ist stets betrunken oder in Gedanken schon beim
allabendlichen Besäufnis. Vorerst muss ich mir wohl angewöhnen, auf druckvollen
und -ablassenden Metal zurückzugreifen, wenn sich dieses Wesen in ihr Loch
zurückzieht, um volltrunken nahezu im Sekundentakt sich zu winden und zu
drehen, weil nicht einmal ein Vollrausch dazu führt, dass es einfach gleich ein-
und durchschläft. Scheiss auf das Wesen, um ihr nicht noch mehr Gründe zu
liefern, sich mit meiner misslichen Lage beim Stammtisch zu profilieren. Dies
tut es nämlich, wie ich erfahren habe. Stattdessen könnte ich mich zum hundertsten
Mal damit auseinandersetzen, wie sich gerade dies Ungetüm hier entwickelt. Nach
einem sehr späten Start in den letzten Blumenstrauss des Jahres wird schon am
dritten Tage klar, dass ich abermals erfolgreich sein werde mit einer nahezu
unmöglichen Aufgabe. Die Qualität könnte wie immer darunter leiden, aber ist ja
glücklicherweise Teil des Konzepts und daraus resultiert auch ein gewisser
Charme, der die Schwächen überstrahlt. Ein wahnsinniges Unterfangen feiert sein
10. Jubiläum und dieses gönnt sich eine neue Herangehensweise. Mittlerweile sammle
ich würdige Titel, auf die ich nach Bedarf zurückgreifen kann und wenn mir die
sich daraus ergebenen Grenzen zuwider sind - wie zum Beispiel jetzt gerade - dann
schreibe ich einfach wild drauflos und beginne für gewöhnlich mit einem kleinen
Nachbarschaftsrent. Immerhin sollen die mich niemals vergessen, auch nicht,
wenn ich mich endlich aufgerafft habe und von diesem Dreckskaff fliehen kann.
Ein möglicher Weg und bislang der einzige halbwegs würdevolle, wäre ein lohngesegneter
Zwischenhalt in der Satirewelt. Dort könnte ich ein bisschen von meinem
Wahnsinn platzieren und schon mal vom Hintergrund aus Auswirkungen davon
testen. Diese kleinen Teufel haben es verdient und naturgemäss liegt auch in
ihren Seelen dies Bedürfnis tief begraben, was sie nach meiner oberflächlichen
Analyse zufolge zu selten auspacken. Ein Kaff von einem Land könnte so
ordentlich aufgerüttelt werden und durch die europaweiten Verbindungen noch
weitergetrieben werden. Zuviel potenzielle Einflussmöglichkeiten für eine
narzisstische Persönlichkeit, wie ich es bin, aber geil. Natürlich stellt sich
die Frage, ob sie nur auf jemanden wie mich gewartet haben und überhaupt einen
Platz frei hätten, doch ohne eine angemessene Bewerbung kann ich dies nicht herausfinden.
Daher schliessen wir auch diese Überlegung und richten unseren Blick auf anderen
Random Müll, der noch in meinem Kopf begraben ist. Dort dröhnt jedoch nur der
ballernde Sound von einem Sterbenden Fötus, der mit einer erstaunlich tiefen
Stimme herumschreit, wie ich es gerne täte. Kurz vor Beginn der Niederschrift
kamen auch ein paar kurze Growls aus mir heraus, was ich aber sogleich
unterband, weil ansonsten schnell mal wieder ein Schwein vor der Türe stünde, das
mit verständnislosen Blick pseudohilfreiche Scheisse rauskacken würde, ohne dabei
stringent auf das von mir Geschriene einzugehen. Nun sind wir also bei einer Düsteren
Beerdigung angelangt - von tot zu schwarz - und die im Hintergrund versteckten,
bittersüssen Melodien holen mich ein wenig hinunter. Krächzendes Geschrei spült
mein Gehörgang durch und überdeckt die ewig repetitiven Klänge des Eingangs
erwähnten Wesens. Ewig und den ganzen Abend hindurch kann ich mir solch eine
spektakuläre Geräuschkulisse jedoch nicht geben. Dann heisst es zurück in die
Realität und hoffen, dass sich die Situation um mich herum beruhigt hat. Ein
abschliessendes Themenfeld könnte hier noch angefügt werden, um dann halbwegs
befriedigt die für heute vorgenommene Schreibarbeit zu beenden. Wie gegen Ende
üblich, gehe ich also noch einmal auf die Sucht ein, die ich doch wenigstens
für die nächsten Tage kurz mal unterbrechen könnte, um für den Sonntagmorgen soweit
optimal vorbereitet zu sein, damit sich meine derzeitige Stimmgewalt entfalten
kann, ohne danach unnötig angeschlagen zu sein. Und am Nachmittag ginge es
natürlich sogleich auf Kundschaften, um mir endlich wieder mal vorzuführen, wie
geil ein gelegentlicher Konsum dieses Wundersamen Krautes sein kann. Seid
versichert, meine Jünger, ich werde berichten.
- RvH - 18.11.2020 - 22:10 - 0249 -