Kanye West

 
Kanye West hat mich inspiriert. So tief bin ich mittlerweile gesunken. Nicht nur, dass mich einst Kollegah der Boss dazu motiviert hat, mich entarteten, blonden Deutschen wie ihm in den Weg zu stellen, um mich niedertreten zu lassen, jetzt bringt mich Kanye West bei Joe Rogan dazu, meine Antichristenrolle - die ich mir mehr aus Jux überstreife - ernsthaft anzugehen. Ich kann Kanyes tiefe Überzeugung, er sei von Gott auserwählt worden, Präsident zu werden, nicht nur nachvollziehen. Ich kann sie verstehen. Mir geht es genau so mit Satan. Er sandte mir gerade dies Zeichen, dass mir meinen ersten grösseren Gegner offenbarte - Kanye West. Nach knapp 10 Minuten dieses erhellenden Gesprächs überkam es mich, dass ich meinen ersten Schachzug vollziehen muss. Dies Weisse Ungetüm hier ist nur ein kleiner Teil einer übergeordneten Strategie, deren erstes Ziel darin besteht, den Geisteszustand des werten Herrn Wests abschliessend zu analysieren. Dadurch können all seine zahlreichen Schwächen und emotionalen Probleme zusammengefasst werden, um ihn schliesslich auseinanderzunehmen. Diese erste Phase dauert voraussichtlich den Abend hindurch an, während dieses hoch unterhaltsame Gespräch Stück für Stück zu Gemüte geführt und gelegentlich kommentiert und hier dokumentiert wird. Der Grund, weswegen ich diesen offensichtlich verwirrten, mässigen Rapper so ernst nehme in seiner Wahnvorstellung, liegt darin, dass dies eben keine ist. Gottes Plan sieht tatsächlich vor, ihn zum Präsidenten zu machen. Trump war lediglich ein Bauernopfer, um in Erfahrung zu bringen, ob der Weg zur stärksten Armee des Abschaums bereits soweit freigeräumt wurde, damit ein Diener Gottes an deren Spitze gesandt werden kann, um sie für sich einzunehmen. Dies muss verhindert werden im Namen Satans. Er arbeitet schon zu lange daran, an diese Position zu gelangen, weil er dann eine freie Bahn hätte. Zwar taten die Ungläubigen, die bislang den Posten innehatten, gute Arbeit, doch war ihre Zerstörungswut von zu wenig taktischem Geschick gesegnet, als dass sie den Abgrund erreichten. Er war stets am Horizont zu sehen, doch greifbar war er bislang nicht. Nun stehen wir kurz davor und genau in dem Moment greift Gottes gütige Hand ein und schickte einen seiner sexuell pervertierten Priester vor. Sicher war sich Satan erst nicht, weil es schon ein fragwürdiger Zug war, das wahre Gesicht seiner Bewegung in dieser Weise zu entlarven, es sei denn, er hat schon seine Diva in den Startlöchern, die unerwartet von der Seite des Raps angreift und in der Partie eine Kehrtwende hinlegt. Die letzten Jahre zeigten es, dass genau das die Idee dahinter war. Die Überzeugungskraft, von der Kanye West geleitet wird, ist zu stark, um lediglich Ausdruck der Manie einer hochnarzisstischen Persönlichkeit zu sein. Sie kann nur von einer Erleuchtung herrühren. Ich traue mich kaum noch, dies Gespräch weiterzuverfolgen, weil es mir mit jeder Sekunde weitere meiner Schritte zeigt, die ich gehen muss, bis ich schliesslich meinem Gegner gegenüberstehe als erster europäischer Präsidentschaftkanditat und mir im Debattierclub die erste Schlacht antue, zu der mich mein Herr geführt hat. Oder ist meine Aufgabe eine andere? Werde ich vielleicht doch nur ein Terrorist Satans, der einen Anschlag auf einen berühmten Rapper unternimmt? Wird jetzt nach dem Bullenschweinchen aus dem Zwergenstaat auch noch das FBI auf mich aufmerksam und vereitelt auch diesen Versuch? Oder Satan verarscht mich nur und in Wahrheit fliege ich allerhöchstens mit Bligg in die Luft. Immerhin. Ihr seht, ich komme langsam von meinem manischen Trip hinunter und brauche dringend Nachschub in Form von einer gefilmten Therapiesitzung, die mich wieder in meinem Wahn bestätigt, meinen Antagonisten auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt kann noch nicht mit Sicherheit bestätigt werden, dass dies gelingt. Versuchen werde ich es, denn der Zeitdruck ruft nach halbgaren Gonzo-Spielereien, die mir bestenfalls einen Weg hinaus aus dem Teufelskreis des Platzhaltersatanismus zeigen werden. Denn eine jahrelange Kifferdepression in dieser Frequenz zu dokumentieren, bietet irgendwann keine neue Themengebiete mehr an und man wird dazu gezwungen, wieder aufzustehen, wenn man es ernst meint. Und ich meine es ernst. Kanye, ich komme ... in your face, bitch! 
 
- RvH - 28.11.2020 - 20:15 - 0260 -