Sie haben längst die Heiligen Hallen meines
Geistes erobert und manipulieren diesen von ihren Positionen aus. So entwickeln
sich diese Dämonen aus den dunkelsten Ecken des Abgrundes stetig und trauen sich
immer öfters hinaus, um kurz aufzuschreien und sich gleich wieder zu
verkriechen. Sie erzählen sich Geschichten, die nur so von Macht- und
Gewaltfantasien durchtränkt sind. Und ich höre ihnen begeistert dabei zu - auch
schon in früher Kindheit, bevor sie sich ihre irdischen Namen gaben. Zum einen
hätten wir da Satan, der Repräsentant des düsteren Gemüts, welches ich stets zu
pflegen bedacht war. Der Zweite im Bunde repräsentiert meinen Jähzorn, der sich
bei bestimmten Druckverhältnissen sogleich ankündigt und seinen Wahn so schnell
& heftig wie möglich freien Lauf lassen will. Noch bevor ich denken konnte,
begann ich, gegen dieses Bedürfnis des Druckablasses anzukämpfen und fand nur
unzureichende Ventile, weshalb ich immer vollgeladen war mit aufgestauter Wut. Aus
dieser vergifteten Atmosphäre schlägt der brodelnde Vulkan in mir unkontrollierbar
aus, wenn die Bedingungen der Umwelt günstig am Horizont stehen und ohne
Bewusstsein & Feingefühl in meine Welt dringen. Und dann erreicht mich ein
Anfall und ein Sturm zieht auf. Die heftigen Regenfälle, die auf mich niederschlagen,
führen jedoch nicht dazu, dass sich meine Gemütslage beruhigt und dies wiederum
führt nicht dazu, dass sich die Wetterbedingungen bessern. Stattdessen nehmen
sie mir das letzte Licht, das vom Sternenhimmel der Zukunft ausgeht und lassen
mich in die Hände von Satan fallen. Kein Sonnenlicht scheint hier unten noch
und nur das Höllenfeuer erleuchtet meinen Weg. Dieser führt an einen dunklen
Ort, von dem es kein Zurück mehr gibt und sich daher optimal dafür anbietet,
wenn ich nur noch vor meinem erbärmlichen Leben flüchten will. Niedergedrückt
von den Erfahrungen einer Dekade, die mich resigniert in meiner einsamen Seele
zurückliessen, begannen sich die Umrisse dieses Weges immer schärfer in sie einzubrennen,
so dass ich mich im Notfall daran in die bittersüsse Erlösung retten könnte. Es
ist der Weg des Suizids, für den ich in den richtigen Momenten dann doch zu
schwach & feige war. Für diesen benötigt es ein Wesen, das die Steuerung
meines Körpers übernimmt, damit keine Reflektion irgendeines Bewusstseins in
mir drin diesen Prozess noch verhindern kann. Es ist der pure Wahnsinn - dies
Wesen - ein tief einprogrammierter Selbstzerstörungscode, den es nur zu
entschlüsseln gilt. Eine düstere Neugierde für den Abgrund der menschlichen
Seele befähigte mich dazu. Und seit langer Zeit hämmert schon ein passender
Befehlshaber für solche Belange an meine Schädeldecke und verlangt Einlass.
Diesen gewährte ich ihm nach reiflicher Überlegung, bei der ich zum Schluss
kam, dass ich seinen Wahnsinn auch produktiv nutzen könnte. Überzeugt von den
Schutzvorrichtungen über dem Abgrund meiner Seele, bildete ich mir ein, ich
könnte seinen Einzug unbeschadet überstehen. Falsch gedacht und nun habe ich
diesen abartigen Bastard Gonzo am Hals. Ein geiler Markenname für eine
effektive Einordnung einiger Teilaspekte meiner Kunst, um die Türe zur
Öffentlichkeit einzutreten, geschah dies bislang noch nicht wirklich und die
Versuche dahingehend werden langsam erbärmlich. Bislang war dies ja noch ganz
witzig, auch wenn die Einnahme seiner Pille negativen Einfluss auf meine
Frusthormone nahm, aber genau diese entzogen sich immer weiter meiner Kontrolle,
bis ich schliesslich fiel und mir das Knie aufschlug. Zu mehr war er noch nicht
imstande, aber bei entsprechenden Möglichkeiten könnte das noch böse enden. Mit
wachsendem Einfluss wird auch Satan wachsam, der nur darauf wartet, dass er die
Depression der letzten Jahre hinter sich lassen kann, um wieder an die Macht über
die Geschehnisse um ihn herum zu gelangen. Eine teuflische Mischung, die einen
gar zu simplen, aber nützlichen Rechtfertigungsgrund zur Hand hat, der sich gen
aussen in eine Kunstfigur verwandelt, die - im Klischee zwischen Genie &
Wahnsinn eingeklemmt - wie dafür geschaffen ist, um unbemerkt - und doch offen
& ehrlich - ihre niederen Rachegelüste auszuleben - meinen Abgrund. Der
Abschaum hätte es verdient und dieses Wissen nähme die Kontrolle über die
Entscheidungsgewalt, wenn nicht achtsam gehandelt würde. Dazu muss dringend für
eine halbwegs ausgeglichene Gefühlslage gesorgt werden, die dem Satan-Gonzo
Komplex nicht ausgeliefert wäre, sondern dessen Impulse gezielt für das Gute im
Menschen aufwendet. So stehen wir vielleicht schon bald vor der ersten Prüfung
für meine imaginäre, linksradikale Untergrundorganisation, die in mir
schlummert, bis ich ihr erlaube, ihre Stimme zu erheben. Erste potenzielle
Mitglieder könnten ihrem Ruf folgen und bei allzu widersprüchlichen Signalen in
die falsche Richtung gelenkt werden. Es bleibt nur der Sprung in die
Öffentlichkeit, um nicht auf dem Boden aufzuplatzen wie ein Suizidopfer. Bis
bald, ihr Täter.
- RvH - 19.11.2020 - 18:38 - 0250 -