Anscheinend bleibt mir nichts anderes übrig,
als in der neuen Nachbarschaft den nächsten Skandal zu fabrizieren. Just for
fun und weil ich abwarten wollte, ob heute wirklich die Internetbox kommt, habe
ich mal für gut zwei Stunden im neuen Heime verbracht und stellte mich
kurzweilig meinen Ermüdungserscheinungen. Tränen flossen, Entscheidungen
bezüglich meiner bünzlihafter Erzeuger wurden getroffen und einen weiteren
Schritt hin zur finanziellen Abkopplung ebenjener geiziger Wixer. Doch damit
nicht genug. Während ich verzweifelt dasass in Hinblick auf all die noch zu
schlachtenden Ungetüme und den fehlenden Vorhängeleisten über den Fenstern, die
einen optimalen Einblick in mein künftiges Privatleben bieten, fuhr öfters mal
ein Auto vorbei hoch zu den modernsten Anlagen dieses Einfamilienhausghettos.
Eigentlich gibt es an diesem Rand des Quartiers nur ein, zwei Häuser, deren
Parkplätze wohl auf der anderen Seite liegen, und doch hörte ich innerhalb
kürzester Zeit einige vorbeifahrende Autos. Eigentlich egal, wenn es um mich geht,
doch nicht in Anbetracht möglicher Verhandlungen bezüglich des kleinen Platzes
vor meinen eigenen Haus, das gerade genug Fläche anbietet, um das eigene Auto
abzustellen und dabei nicht im Weg zu stehen. Optimal, könnte man meinen, doch
schon vor dem Kauf wurde ich vorgewarnt. Es wird von den Anwohnern nicht gern
gesehen, wenn man es zu lange dort stehenlässt. Argumente wurden mir bislang
keine vorgelegt. Heute kam es zur ersten Bünzli-Anfickerei in Form eines Blatt
Papiers, das mit einem viel zu grossen Smiley ausgestattet wurde und im Subtext
das Gegenteil ausdrückte. Es sei kein Privatparkplatz - dieses Plätzchen direkt
vor meinem Haus - daher solle ich doch bitte umparkieren. Gerade als ich resigniert
ohne Internet zurück in die Hölle wollte, entdeckte ich diese Frechheit. Vermutlich
nahm die Person, die in ihrer smileyhaften Wut Blatt & Stift holte, ihre
Botschaft verfasste und zurück zum Auto ging, statt sich direkt bei mir
persönlich zu melden, an, hier hätte sonst wer geparkt und kein neuer Nachbar.
Aber vermutlich eben auch nicht. Dieser spitze Höhepunkt eines zynisch vorprogrammierten
Lebens, das zurück in seine Schicht kehrt, führte dazu, dass ich nahezu den
kompletten Rückweg vor mich hin fluchend und heulend fuhr und in einem Kreisel
ein geistig zurückgebliebenen Bauer aushupte, der es wagte, sich vorzudrängeln und
das mit einer nie erreichten Höchstgeschwindigkeit 30 km/h. Er besass gar die
Frechheit, mitten im Kreisel anzuhalten, zurückzuficken, den Mittelfinger
auszustrecken und erst weiterzufahren, als er schliesslich den Schwanz einzog,
weil ich ausstieg und ihn mehrfach einen verdammten Hurensohn nannte. Danach
fuhr ich ihm noch eine Weile nach, bis er in einen Weg einbog, der mit einem
Fahrverbotsschild gekennzeichnet war, weswegen ich gleich am Anfang
stehenblieb, um ihm noch eine Weile nachzuschauen. Danach wurde ich sogleich
von Satan bestraft, der mir eine ungewöhnlich hohe Verkehrslage bescherte,
damit ich auch ja möglichst lange benötige, um wieder zurück auf die Strasse zu
kommen, um danach erst einmal etwas Essen zu holen und danach auf Kundschaften
zu gehen. Und nun sitze ich da wieder zurück in meinem beschissenen Loche in
der Hölle und muss mich mit der Tatsache abfinden, dass die letzten beiden Tage
des Monats definitiv noch hier verbracht werden müssen, um den Dreck hier
fertigzustellen. Nach dem Ungetüm hier noch neun, die ich zu schlachten gedenke,
noch bevor ich mich zurück in dies Drecksghetto begebe, um die Schuldige - ich
tippe aus purem Sexismus auf eine Frau - zur Rede zu stellen und bei Bedarf in
meinen Keller zu sperren, um die Schallisolierung anhand von markerschütterndem
Geschrei zu prüfen. Hoffentlich dringt nichts nach aussen, ansonsten könnte ich
nicht nur wegen eines möglichen Mordes und oder nur Folterungen bis zur stillschweigenden
Traumatisierung die Rapkarriere an den Nagel hängen und ich mich gleich daneben
am Strick. Wie weit ist der Überwachungsstaat eigentlich schon fortgeschritten,
falls ich erst noch googeln müsste, wie man solch einen Strick dreht? Nicht für
mich, sondern um einen Suizid eines Bünzlis zu inszenieren, der sich wegen
jeder Kleinigkeit so sehr aufregt, als ginge dadurch die Welt unter. Hauptsache,
Gonzo-19 hat was zu erzählen, dass relevanztechnisch auf dem Niveau von
Cazzoshady stattfindet, aber keine privaten Familiengeschichten weiter ausführt,
wofür er eigentlich einst geschaffen wurde. Wobei die Entlarvung von
Einfamilienhausghettos durchaus was für einen Gonzo-Journalismus meiner Couleur
ist. Weitere Reportagen werden folgen - Ihr Antichrist
- RvH - 30.07.2021 - 14:26 - 0396 -