Kill the Bünzlis!

 
Anscheinend bleibt mir nichts anderes übrig, als in der neuen Nachbarschaft den nächsten Skandal zu fabrizieren. Just for fun und weil ich abwarten wollte, ob heute wirklich die Internetbox kommt, habe ich mal für gut zwei Stunden im neuen Heime verbracht und stellte mich kurzweilig meinen Ermüdungserscheinungen. Tränen flossen, Entscheidungen bezüglich meiner bünzlihafter Erzeuger wurden getroffen und einen weiteren Schritt hin zur finanziellen Abkopplung ebenjener geiziger Wixer. Doch damit nicht genug. Während ich verzweifelt dasass in Hinblick auf all die noch zu schlachtenden Ungetüme und den fehlenden Vorhängeleisten über den Fenstern, die einen optimalen Einblick in mein künftiges Privatleben bieten, fuhr öfters mal ein Auto vorbei hoch zu den modernsten Anlagen dieses Einfamilienhausghettos. Eigentlich gibt es an diesem Rand des Quartiers nur ein, zwei Häuser, deren Parkplätze wohl auf der anderen Seite liegen, und doch hörte ich innerhalb kürzester Zeit einige vorbeifahrende Autos. Eigentlich egal, wenn es um mich geht, doch nicht in Anbetracht möglicher Verhandlungen bezüglich des kleinen Platzes vor meinen eigenen Haus, das gerade genug Fläche anbietet, um das eigene Auto abzustellen und dabei nicht im Weg zu stehen. Optimal, könnte man meinen, doch schon vor dem Kauf wurde ich vorgewarnt. Es wird von den Anwohnern nicht gern gesehen, wenn man es zu lange dort stehenlässt. Argumente wurden mir bislang keine vorgelegt. Heute kam es zur ersten Bünzli-Anfickerei in Form eines Blatt Papiers, das mit einem viel zu grossen Smiley ausgestattet wurde und im Subtext das Gegenteil ausdrückte. Es sei kein Privatparkplatz - dieses Plätzchen direkt vor meinem Haus - daher solle ich doch bitte umparkieren. Gerade als ich resigniert ohne Internet zurück in die Hölle wollte, entdeckte ich diese Frechheit. Vermutlich nahm die Person, die in ihrer smileyhaften Wut Blatt & Stift holte, ihre Botschaft verfasste und zurück zum Auto ging, statt sich direkt bei mir persönlich zu melden, an, hier hätte sonst wer geparkt und kein neuer Nachbar. Aber vermutlich eben auch nicht. Dieser spitze Höhepunkt eines zynisch vorprogrammierten Lebens, das zurück in seine Schicht kehrt, führte dazu, dass ich nahezu den kompletten Rückweg vor mich hin fluchend und heulend fuhr und in einem Kreisel ein geistig zurückgebliebenen Bauer aushupte, der es wagte, sich vorzudrängeln und das mit einer nie erreichten Höchstgeschwindigkeit 30 km/h. Er besass gar die Frechheit, mitten im Kreisel anzuhalten, zurückzuficken, den Mittelfinger auszustrecken und erst weiterzufahren, als er schliesslich den Schwanz einzog, weil ich ausstieg und ihn mehrfach einen verdammten Hurensohn nannte. Danach fuhr ich ihm noch eine Weile nach, bis er in einen Weg einbog, der mit einem Fahrverbotsschild gekennzeichnet war, weswegen ich gleich am Anfang stehenblieb, um ihm noch eine Weile nachzuschauen. Danach wurde ich sogleich von Satan bestraft, der mir eine ungewöhnlich hohe Verkehrslage bescherte, damit ich auch ja möglichst lange benötige, um wieder zurück auf die Strasse zu kommen, um danach erst einmal etwas Essen zu holen und danach auf Kundschaften zu gehen. Und nun sitze ich da wieder zurück in meinem beschissenen Loche in der Hölle und muss mich mit der Tatsache abfinden, dass die letzten beiden Tage des Monats definitiv noch hier verbracht werden müssen, um den Dreck hier fertigzustellen. Nach dem Ungetüm hier noch neun, die ich zu schlachten gedenke, noch bevor ich mich zurück in dies Drecksghetto begebe, um die Schuldige - ich tippe aus purem Sexismus auf eine Frau - zur Rede zu stellen und bei Bedarf in meinen Keller zu sperren, um die Schallisolierung anhand von markerschütterndem Geschrei zu prüfen. Hoffentlich dringt nichts nach aussen, ansonsten könnte ich nicht nur wegen eines möglichen Mordes und oder nur Folterungen bis zur stillschweigenden Traumatisierung die Rapkarriere an den Nagel hängen und ich mich gleich daneben am Strick. Wie weit ist der Überwachungsstaat eigentlich schon fortgeschritten, falls ich erst noch googeln müsste, wie man solch einen Strick dreht? Nicht für mich, sondern um einen Suizid eines Bünzlis zu inszenieren, der sich wegen jeder Kleinigkeit so sehr aufregt, als ginge dadurch die Welt unter. Hauptsache, Gonzo-19 hat was zu erzählen, dass relevanztechnisch auf dem Niveau von Cazzoshady stattfindet, aber keine privaten Familiengeschichten weiter ausführt, wofür er eigentlich einst geschaffen wurde. Wobei die Entlarvung von Einfamilienhausghettos durchaus was für einen Gonzo-Journalismus meiner Couleur ist. Weitere Reportagen werden folgen - Ihr Antichrist
 
- RvH - 30.07.2021 - 14:26 - 0396 -