Ein Zürcher im Repräsentantenhaus

 
Es soll geschehen und sämtliche politischen Ämter im Zwergenstaat an eine einzelne Person übergeben werden. Natürlich braucht so jemand treue Unterstützer, die dieselbe Treue erfahren, sofern sie nicht aus der Reihe tanzen. Doch wir greifen vor. Wie komme ich denn auf solch eine absurde Idee? Sie denken jetzt bestimmt, dass ich vollkommen wahnsinnig sein muss und vielleicht bin ich es ja auch. Wollen wir es gemeinsam herausfinden? Ich führe Sie in meine Visionen ein, die fernab der heutigen halbdirekten Demokratie, die vor allen anderen neuzeitliche Populisten hervorgebracht hat, als wäre sie lediglich ein Staatslabor, uns allen die verdiente Macht ins Land holt. Doch wenn wir aber solch eine Vorbildfunktion innehalten, so müssen wir diese angemessen nutzen. Selbst ein Greis in politischen Fragen würde mir bei dieser These rechtgeben. Und recht hat er, denn der nächste logische wäre eine schrittweise Umformung einer gescheiterten Demokratie hin zu einer Diktatur, wie sie selbst das grosse China in den Schatten stellen würde. Ob in Effizienz oder Unterwürfigkeit, in Überwachung oder Gleichschaltung, selbst bezüglich Gesichtsformen und -farben haben wir mehr Auswahl - auch ohne nervtötende Ausländer. Hier können sogleich Rückschlüsse auf unseren deutschsprachigen Vorfahren gezogen und auf das philosophische Konzept des Untermenschen zurückgegriffen werden. Wenn uns die Coronakrise eines gelehrt hat, dann Folgendes: Mehr billige Arbeitskräfte braucht das Land! Die fortschreitende Digitalisierung wird in naher Zukunft direkten Körperkontakt in der Pflege ohnehin wegrationalisieren, weswegen Sie sich zu diesem Punkt keine Sorgen machen müssen. Ihr Zürcher, der so ganz und gar nicht in sein eigenes Klischee passen möchte, kümmert sich gut um Sie. In der Vergangenheit haben wir viel Unglück über unser Land gebracht, aber auch einen gewissen Fortschritt. Zusammen mit der Aussenstelle der Hauptstadt haben wir gut gewirtschaftet und uns so einen halbwegs gemütlichen Wohlstand aufgebaut. Dies geht noch besser. Wir holen uns die internationale Relevanz, die wir verdient haben, auf dass wir als das fortschrittlichste Land auf diesem Planeten voranschreiten und den Rest der Welt in unser Erfolgsgeheimnis einweihen. Es ist das Geld, meine Lieben ausländisch ansässigen Mitbürger, das uns all den Luxus leisten liess. Ihr braucht euch nur an nachbarländlichen Kriegen zu beteiligen und mit etwas Glück ist ein Weltkrieg dabei, der grosse Teile jüdischen Abschaums zur Kasse bittet. Nun sind wir die Juden Europas und werden von unseren gleichsprachigen Nachbarn kritisch beäugt. Wir müssen uns absichern, damit wir nicht nach China ausgewiesen werden, wo wir in modernen Konzentrationslagern zusammen mit Islamisten verenden. Wir müssen zum einen unsere Waffenexporte gezielter platzieren, um im richtigen Moment feindliche Regionen zu destabilisieren, sobald ihre innerstaatlichen Konflikte zu eskalieren drohen. Vielleicht haben wir nicht so viel Exportgut zur Verfügung wie unsere Nachbarn, aber wir haben es dafür auch nicht so nötig. Der Franken rollt auch ohne Bankgeheimnis weiter und versorgt unseren fleissigsten Bienchen mit unvorstellbaren Luxus nicht nur für den verhungernden Afrikaner. Sobald die beiden Flanken der Deutschschweiz & Suisse Romandie - Deutschland & Frankreich - selbst an ihren innerstaatlichen Konflikten zugrunde geht, so tut es mit ihnen die gesamte EU, von der wir bislang noch nicht Mitglied waren. Wir werden es erst sein, wenn wir sie anführen. Dann sind wir erst richtig ernstzunehmende Mitspieler im Waffengame. Scheiss dann auf den Paradeplatz in Zürich. Die Zürcher Unterlanden und das restliche Agglo Züri wird das neue Zentrum des Zwergenstaates sein, um den sich ein immer grösserer Gürtel aus eurasischen Staaten spannen wird. Dann schnell Schlitzaugen vor Angst aufblitzen lassen, bevor ihnen Buddha befiehlt, sich ihrem Schicksal zu ergeben. Dann noch schnell ihre Inseln einnehmen, Australien endgültig anzünden und auf Amerika scheissen. Es soll den ehemaligen Sklaven gehören, die viel für die globale Kultur beigetragen haben und selbst unser hinterwäldlerisches kleines Kaff unwiderruflich prägte, weswegen es die ganze Prozedur unnötig erschweren würde, wenn wir versuchten, ihre dunklen Krallen aus den Landkarten zu streichen. Vielleicht schaffen sie es ja, ihre ehemaligen Brüder & Schwestern vor dem nahenden Hungertod zu bewahren und wenn nicht: Pech gehabt. Sind eh zu viele Menschen. Seht doch, wie wir nur mit wenigen Millionen die Welt erobern werden! Dies verspreche ich euch, meine treuen Schäfchen aller Couleur, dass wir all das und noch viel mehr in unseren Händen halten können, wenn ihr mich nur ins Bundeshaus wählt. Von dort an übernehme ich und verlagere dieses Gebäude wie in Oerlikon nicht weit davon entfernt nach DeaLSDorf und nenne es ab sofort Repräsentantenhaus. Weil wegen representen, yo! 
 
- RvH - 30.07.2021 - 22:35 - 0399 -