Folgende Situation: Beim heutigen Rundgang kam
mir unverhofft eine kleine Blüte in den Weg, die ich - Junkie, wie ich bin -
sogleich eingesammelt habe. Erst konnte ich mich dem aufkommenden Drang
verwehren, die naheliegendste Route einzuschlagen, um die Sammlung zu
vervollständigen. Es wurde dann nicht die naheliegendste, sondern die
Nächstgelegene, die das Betreten von Zombieland beinhaltete - also den Zug. Ihr
wisst schon, wegen den Corona-Zombiez mit ihren Masken, die sie vor ihren
entstellten Gesichtszügen darunter schützen sollen, damit man sie nicht
erkennt. Vermutlich nicht mehr notwendig, da sie mittlerweile alle angesteckt
wurden. Weiter mit meinem erbärmlichen, leicht verwirrten Junkiegelaber. Bis
jetzt konnte ich noch der Versuchung widerstehen, mir sogleich ein hübsches,
kleines bis mittleres Jointchen zu drehen. Allerdings bin ich auch erst seit
kurzem zu Hause. Erst einmal das Geschrei eines Sterbenden Fötus aus seiner Box
hinauslassen, um niederen Abschaum entgegenzuwirken, und schon begann die Talfahrt
in mein Suchtgedächtnis hinein, wohin mich dies Weisse Ungetüm netterweise
begleitet. Unten angekommen, wiederholt sich die immergleiche Geschichte
abermals und führt mir meine Frustration über die gesamte Grundsituation, die
vor allem mich betrifft - fick die mir unterprivilegierten - vor und drückt
mich langsam, aber bestimmt zu seinen Genitalien hinunter, die zum Verwechseln
ähnlich sind mit einem Joint. Ich soll dran ziehen, alles raussaugen, was geht,
aber nie wieder aufhören. Denn für die nächsten Tropfen benötigt es höchstens
ein, zwei Minuten und wenn wir uns etwas Zeit nehmen, sammelt sich immer mehr
an, bis alles überfliesst. Es konnte mich überzeugen, dass dies der richtige
Weg ist. Nach dem ersten chirurgischen Eingriff liegt nun das Rohmaterial vor
mir ausgebreitet und trocknet vor sich hin. Allzu feucht ist es zwar nicht -
dies kleine Miststück - doch immerhin hat es sich mit ein wenig purem Gras
angereichert, dem ich auf meinen Kundschaften begegnet bin. In einem eigentümlichen
Crib lag es da auf einem Sitz in Zombieland und lächelte mich verschmitzt an. Ob
ich denn nach dieser wilden Nacht im zweiten Lockdown noch das Resteficken
übernehmen will. Natürlich wollte ich und nahm es sogleich mit zu mir. Ich
streute es sanft über die Reste der Jointstümmel, die genauso harsch auseinandergerissen
wurden, und frustriert über meinen inneren Druck, legte ich es nach der ersten Prozedur
zu Seite und kümmerte mich wieder um mein Weisses Ungetüm. Es langweil mich
jetzt schon. Es wendet dasselbe lächerliche Prinzip an, das es sich schon in
der Entzugsklinik herausnahm. Der einzige Unterschied liegt im Scheitern seiner
Ansprüche von gestern. Aber vielleicht geht es genau darum. Da ich mich ohnehin
bereits seit Jahren im Kreis drehe und auf dem Weg zum Nullpunkt irgendwo
stecken geblieben bin, muss ich mir diesen Umstand solange bewusst machen, bis
er mich so sehr ankotzt, dass mir nichts anderes mehr übrigbleibt, als die
Kontrolle über meinen Körper wieder zu erlangen. Fick Satan! Fick Gonzo! Beide
sind nur Spielereien meines wahnsinnigen Kopfes, der sich nicht mit einer einzigen,
möglichst leicht zu fassenden Kunstfigur zufriedengibt. Und auch nicht mit zu vielen
Drogen. Die halten einem simpel, nachdem sie den ersten & letzten Wahnsinn
einer gescheiterten Existenz anheizten. Danach verheizten sie diese und warfen
sie mit in das Feuer, wo es langsam vor sich hin glühte, bis nur noch Asche
& Staub von ihr übrig war. So soll es auch meinem Aufriss von heute
ergehen. Dafür muss ich es aber noch in ein passendes Gewand wickeln, bevor ich
das Höllenfeuer ihn loslasse, um all seine Energie aufzusaugen wie das Sperma
meines geschätzten Weissen Ungetümes, das mir dabei half, mich nicht zu sehr
dafür zu hassen, dass ich möglicherweise nur noch heute eine Ausnahme in der
Einnahme meines geliebten Krautes mache. Ansonsten bin ich dazu verpflichtet,
alles hier möglichst genau und wahrheitsgetreu niederzuschreiben.
Glücklicherweise bleibt mir dazu nur noch eine Woche, bevor die nächste Pause
beginnt. Jedoch besteht die Pause in erster Linie daraus, aus den ersten 128
Ungetümen die Saga in die physische Welt des Satans einzuverleiben, damit sich
die Scheisse hier auch lohnt. Und darin werde ich natürlich den weiteren
Verlauf eines Entzugs soweit in Anmerkungen dokumentieren, wie ich es für
angemessen halte. Sogar einzelne rauchfreie Tage, die durch den Schnee erzwungen
wurden, nahmen ihren Platz darin ein. Nun folgt das Ende, das ich in nur zwei
Zügen erreicht habe, was ein weiterer Unterschied zur Entzugsklinik von gestern
ist, die ich dann doch erst morgen betreten werde. Bis bald. Ich muss heute sowieso
noch ein paar Schlachtungen vornehmen. Zeitdruck, du weisst. Doch jetzt wird
sich erst einmal um sich selbst gedreht.
- RvH - 24.01.2021 - 15:01 - 0282 -