Protokoll des Scheiterns

 
Zwecks journalistischer Sorgfaltspflicht muss hier noch ein Abschluss in den Protokollen des Entzugs vorgenommen werden. Das gestrige Ungetüm ahnte es bereits, dass die heraufbeschworene Zigarette, die dann schliesslich auch geraucht wurde, zu einem haltlosen Exzess führen würde. Dies geschah. Zwar wurde auf die sagenumwobenen Blüten in Jointstümmelform verzichtet, allerdings genügte der fade Geschmack von Tabak nicht aus, um mich zu befriedigen. Daher besorgte ich mir CBD-Gras, von dem einiges geraucht wurde, wie auch ein Sixpack Bier, das vernichtet wurde. Erbärmlich wie ein Alki lag ich auf der Matratze am Boden und neben mir nacheinander die letzten beiden Flaschen, die zwischen betrunkenen Erschöpfungsschlafs getrunken wurden - meist schon aufgewärmt im Gegensatz zu mir. Dies soweit zum gestrigen Tage. Heute wurde immerhin auf Alkohol verzichtet - was nun endgültig getan werden sollte - Drecksgift - allerdings nicht auf die bislang zwei CBD-Joints, von dem der eine mit ein wenig Blüten angereichert wurde. Allerdings konnte ich ein wenig einkaufen gehen, auch wenn das noch nicht zu einer vernünftigen Ernährung geführt hat. Gestern nahm ich so gut wie gar nichts zu mir ein, heute dagegen French Croissants und Brot mit Chips. Und ein wenig Schokolade, die sich momentan aufdrängt, um nebenbei wegkonsumiert zu werden. Doch ich halte mich noch zurück, damit hier erst noch ein Ausweg aus dem einengenden Protokoll eines depressiven Junkies gefunden werden kann. Zeitdruck - du weisst - daher muss die zweite Hälfte des ersten Monats im dritten Jahr rausgeschissen werden. Nichts neues, eigentlich zieht sich dieser fast schon manische Wahn durch all diese zu ungelesenen Ungetümen verdammten Blogeinträge durch. Eigentlich könnte ich diese Scheisse einfach auch lassen. Was bringt mir das denn noch ausser purer Stress? In jeder Pause verfalle ich erst recht wieder in den gleichen Trott, der jegliches Vorankommen unterbindet. Während in diesen Phasen zwar der einzige Hoffnungsschimmer zu sein scheint, den angestauten Frust bald wieder raus zu formulieren, ist es, wenn es wieder an die Arbeit - so fühlt es sich zumindest meist an - geht, genau umgekehrt. Endlich wieder nichts zu tun zu haben, wieder ein wenig im Elend versinken und depressive Zustände aushalten, denen nur mit Gras ausgewichen werden kann. Und natürlich mit den dazu notwendigen, stundenlangen Kundschaften, um das Rohmaterial einzusammeln. Auch das ist Arbeit, die zwar fitt hält, aber danach sogleich die Lunge fickt. Erst jetzt habe ich mich wieder daran erinnert, dass ich mich eigentlich mit Schokolade vollstopfen wollte. Das Bedürfnis hält sich in Grenzen, an denen es aber bereits herumwerkelt, um sie einzureissen und anzugreifen. Ich stehe bereit, um den Angriff abzuwehren, auch wenn in den Reihen meiner Stimmen im Kopf Verräter existieren, die nur darauf warten, die Geschehnisse in ihrem Reich einzureissen. Während ich auf solche Bilder zurückgreife, kommen mir neue, wage Ideen zum eigentlichen Buch, das schon lange vor die Herausforderung gestellt wurde, sich vom Wahnsinn der Weissen Ungetüme abzugrenzen. Was wäre, wenn es durchaus in gewisser Weise auf ihnen aufbaut - was es ohnehin täte - aber das erst nach Abschluss dieser Schande hier, damit hier ungeniert und gar konzeptionell mögliche Wege erprobt werden, die zum Abschluss veredelt werden mit Teer. Rauchen. Nein, du bist kurz vor Schluss, mein kleiner Junkie, du. Optimal wäre natürlich, wenn du danach gleich weitermachst mit dem nächsten gescheiterten Versuch, hier grosse & groteske Literatur zu schaffen, du kleiner Wixer, du. Im Sinne von Selbstbefriedigung, also quasi Egogewixe. Für den einfachen Leser, der alles vorgekaut haben möchte, ein kleines Häppchen für zwischendurch. Ansonsten bleibt dies hier unzugänglich und wirr, da so viel kiffen doch nicht so gesund sein kann. Was will ich damit beweisen? Oder will ich mir damit vorführen, wie ich das Potenzial dieses in Zukunft legendären Blogs kaum nutze, gar mittlerweile komplett darauf scheisse? Muss ja auch mal sein und vor allem transparent damit umgegangen werden, statt auf vermeintlich tiefgreifende Gedanken zurückzugreifen, die einem einen gewissen philosophischen Gehalt vorlügen. Mir nicht. Ich durchschaue diese verlogenen Ungetüme, die sich damit hervorzuheben versuchen, ernste Anliegen zu haben. Ich durchschaue sie deswegen, weil sie mich parodieren. Zwar schlecht, aber immerhin. 
 
- RvH - 26.01.2021 - 19:34 - 0285 -