Die HK-Saga


Hurensöhne Kontrolleure, sie sind überall. Daher bilde ich hier meinen Geist zum ersten offiziellen Hunterkiller aus. Dieser Name dient mir als eine Art Computerprogramm meines soften Inneren, um meine harte Schale gegen die widrigsten Wesen unter dieser Gattung Mensch zu richten. Sollen sie sich doch mit ihren Zahlen als Alternative zu den Namensschildern schützen, so werden sie halt anonym sterben. Mehr wert sind sie nicht, weder für ihr Unternehmen, sich selbst oder für die Menschheit. Sie sind nur Abschaum, liegen stinkend herum und nerven allerlei Lebewesen im Öffentlichen Raum. Es müsste dringend sauber gemacht werden und hier stelle ich die hässlichsten Flecken an den Pranger, um wenigstens mal die Unangenehmsten aus dem Weg zu schaffen, den sie versperren. Meine linksradikale Untergrundorganisation Agglo Züri bekommt endlich ihre erste Aufgabe, die sie frei nach ihren ethischen Bekenntnissen erfüllen kann. Ich frage mich schon lange, was geschehen würde, wenn man sich einfach weigerte, ein Ticket vorzuweisen und diese degenerierten Halbaffen stattdessen ignoriert. Die Befugnis, Gewalt anzuwenden, haben nicht einmal diese abstrusen Securityleute, daher besteht zumindest diese Gefahr nicht. Doch könnten sie die Polizei rufen und versuchen, einen festzuhalten. Wenn treue Schäfchen des Kapitalismus sich dazu berufen fühlten, einzugreifen, einfach so aus vermeintlicher Zivilcourage, könnte es brenzlig werden. Aber dann macht es erst richtig Spass. Es war seine freie Entscheidung, einzugreifen, daher blieb mir nichts anderes übrig, als ihm seine Nase blutig zu schlagen mit meinem Kopf. Sie befand sich so schön auf Sitrnhöhe, als dass man diese Option hätte ausschliessen können. Der Tritt in die Eier sollte doch nur den Gnadenstoss darstellen, um es nicht allzu hässlich enden zu lassen. Doch das hat ihn rasend gemacht, was das Blut nur so aus ihm herausspritzen liess. Dem musste ich entgegenwirken, sonst wäre der Heimweg etwas peinlich geworden. Also rauf mit seiner Jacke, um die Blutung in eine andere Bahn zu lenken, von mir weg auf den Boden mitsamt Besitzer und gleich den Weg nach draussen versperren. Mir war in dem Moment nicht bewusst, dass er in seinem eigenen Blut ersticken könnte, umringt von einer wetterfesten Jacke. Wenigsten besass der Kontrolleur, der dem Geschehen verängstigt zugeschaut hat, den Anstand, mir nicht noch einen zweiten Mord anzuhängen. Er blieb stehen und liess mich gehen. Raus in den nächsten Bahnhof, vorbei an ahnungslosen Menschen, die gleich den Schock ihres Statistenlebens haben werden, durch das namenlose Dorf hindurch und rauf zum nächstgelegen Hügel voller Bäume, die sich in einen Wald verdichten. Dort war ich dann angelangt, zurück zu meiner Natur, die schon lange in mir brodelt und aus mir hinaus drang ein animalischer Schrei, mehrstimmig und auf verschiedenen Ebenen des Lebens ausgebreitet und vielleicht war es nur ein Alptraum. Vielleicht will mir mein Unterbewusstsein Zurückhaltung raten, mir irgendwas von Ethik und Moral erzählen und als hätte es mir befohlen, zu rennen wie OG Keemo, renne ich los, noch bevor mich der zivile Möchtegernbulle aufhalten konnte und rette somit sein Leben. Das Ziel ist dasselbe und auch dort fange ich an zu rennen, als ginge es plötzlich um mein eigenes Leben, das mir ein Verrückter nehmen will. Der Versuch, die Kontrolleure zu ignorieren, sollte im Zweifel vorher abgebrochen werden, wie meine Ausführungen zeigten, denn eine unberechtigte Busse nagt weniger am Gewissen als ein Mord. So eine Busse kann höchstens am Hungertuch nagen, tiefer kommt sie nicht. Armut ist nur ein Problem, weil es zum Problem gemacht wird, nicht von den Betroffenen, sondern von all den gesellschaftlichen Institutionen, die einem bedrohen, ein- und aussperren, einfach weil ihnen das Zahlen befehlen. Stellt euch vor, Geistesgestörte führen Unternehmen und ihr wacht in der Realität auf. Hoffentlich zahlt mir mein künftiger Sklavenhalter ein allumfassendes, heiliges Ticket, das mir erlaubt, überall innerhalb dieses beschissenen, kleinen Scheisslandes ÖV zu fahren wie ein humanoides Wesen. Dann nehmen diese Hurensöhne Kontrolleure wieder die Gestalt von lästigen Schmeissfliegen an, die ich mit einer Handbewegung fortjagen kann, ohne dass sie mir an meinem Geldhahn saugen wie Huren. Zumindest in meiner Wahrnehmung wird diese Metamorphose vonstattengehen, wenn ich wieder vonstattengehe wie ein Arbeiter. Für all die anderen Opfer der Armut bleiben sie gefährlich, vielleicht für den Rest ihres Lebens. So bleiben sie wenigstens fitt oder sie gehen daran zugrunde. Folgt mir in den Aufstand, dafür müsst ihr lediglich sitzen bleiben. Die anfänglichen Widerstände werden vorübergehen wie eine selbsterfüllende Prophezeiung, die nun ihr Ziel erreicht hat. 

RvH, 10.01.2020, 00:19, 0130