Ich weiss, es ist nicht einfach, ohne
mich weiterleben zu müssen. Ich gab euch stets so viel Kraft, um euer Leben
erst aushalten zu können und nun bin ich fort. Der Schatten meiner selbst schreibt
nur noch schnell die letzten Worte, um euch zum Schluss noch ein wenig Wärme
auszusaugen. Diese benötige ich dringend, um die ersten Tage in der Hölle
überstehen zu können, denn von dort kam ich einst und nun kehre ich zurück,
ohne meine Aufgaben erledigt zu haben. Satan sandte mich, um die Menschheit
auszulöschen, doch mir scheint mein Zutun überflüssig zu sein, denn sie
erledigen das schon selbst und zwar viel perfider, als ich es je könnte. Glaube
mir doch, oh mein Herrscher der Unterwelt, mein Boss, der Physische Satan,
verwende mich für etwas sinnvolleres. Gerne würde ich mal in den Himmel fahren
und wenn ich schon mal dort bin, kümmere ich mich um deinen Widersacher. Der
ist eher meine Gewichtsklasse und bei Bedarf könnte ich ihn vorher noch dazu
bringen, die Auslöschung allen Lebens auf der Erde voranzutreiben. So wäre er,
wie auch im Kampf der Götter, nur die zweite Fliege, die ich mit meiner grossen
Klappe schlagen würde und so bliebe mir gen Ende nur noch du, mein Erzfeind in
meinem Kopfe, den es zu besiegen gälte. So habe keine Angst vor dem Tode, den
ich hier herbeidichte wie ein Profi, sei devot und dich werden Ekstasen der
Lust ergreifen, wie du sie noch nie zuvor erlebt hast. Maria braucht nichts davon
zu erfahren, dieses kleine Groupie der Götter, und wenn du dann erst tot bist,
wird sie um dich weinen, wie es sich gehört. Danach schneide ich ihr die Kehle
durch und schicke sie zu dir in den Himmel der Teufel, wo ihr alle gemeinsam
schon auf sie wartet, um sie gnadenlos durchzuficken, als ginge es um ihr
Leben. Doch dieses ist bereits zu Ende, so fühlt sich diese Misshandlung nicht
nur ewig an, sie ist es auch. Ihr seht, die ihr dies lest, mein Gemütszustand
ist eher labil und latent verwirrt, so bleibt mir nichts anderes mehr übrig,
als mich im Namen der Menschheit zu opfern. Soll euch mein Tod mindestens so
fest berühren wie den des Kobe Bryants und im Namen des Brians wird meine
letzte Regung eine sexuelle Belästigung sein. So nehme ich meinen Penis hervor
und beginne die erste und letzte Instastory meines Lebens, verlinke die gesamte
deutschsprachige Rapszene, auf dass ich der nächste NMZS sein werde. Vielleicht
schiesse ich mir vorher noch ein paar Antilopen, um mir daraus eine Art
Henkersmahlzeit zuzubereiten, wobei ich in diesem Bilde nicht nur der Richter
und sein Henker wäre, sondern auch dieses tote Stück Abschaum, dem nichts
besseres einfällt, als tote Menschen zu verspotten, statt sich und seinen Suizid
der Nachwelt näher zu bringen, um sie für seinen Weg zu begeistern, auf dass sie
ihm folgen werden. Nicht einmal eine Sekte, die sich dem kollektiven Suizid der
gesamten Menschheit verschrieben hat, konnte ich gründen, nicht einmal einen
Job konnte ich finden. Nun versuche ich mir einen zu blasen und es gelingt mir
immer noch nicht. Ich bin wirklich zu nichts zu gebrauchen und dieser Text soll
für einen gesamten Monat lang der Erste sein, den Fündige lesen werden? Ich denke
schon, denn der Titel hat was, dass man Aufmerksamkeitsökonomie nennt, so
behaupte ich das einfach mal. Eine wirkliche Studie konnte ich noch nicht
vornehmen, da der Text zum Zeitpunkt der Niederschrift noch nicht veröffentlicht
ist. Doch Schluss jetzt mit diesem Gelabere, immerhin beschäftigt er sich mit
meinem ironischen Ableben, oder ironisch mit meinem Ableben, ich kann mich
nicht entscheiden, weswegen ich letztendlich, wie schon lange geahnt,
dahinsiechen werde, statt vom einen in den anderen Moment direkt in den Tod zu
springen. Dazu wäre ich wohl immer noch zu feige. Es wäre so absolut und wäre
diese kurze Zeitspanne wirklich genug lang, um mein gesamtes Leben noch einmal
vor meinem inneren Auge abspielen zu lassen? Angenehmer fände ich es, wie bei
diesem absurden Selbstmordversuch des Hungertodes, welchen ich unternahm, wenn ich
mir in aller Ruhe noch einmal alles durchdenken könnte, um die Gewissheit zu
erlangen, dass dies ein würdiges Ende für mich ist.
RvH, 31.01.2020, 21:00, 0135